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Eine Schule für Jäger

In einem Neubau in Kurort Hartha werden bald Jungjäger ausgebildet. Der alte Beruf ist gefragt, dank eines Trends.

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© Andreas Weihs

Von Verena Schulenburg

Kurort Hartha. Auf freier Flur, am Rand des Zeisigweges in Kurort Hartha, fällt eine Baugrube auf. Es tut sich etwas im Gewerbegebiet des Tharandter Ortsteiles. Das Plakat davor verrät, was. Hier entsteht Tharandts neue Jagdschule. Das Fundament für den Neubau ist gegossen. In den nächsten Tagen werden die Drainage gelegt und die ersten Wände errichtet. „Wir sind froh, dass es endlich losgeht“, sagt Michael Hunger und blickt zuversichtlich auf das Baufeld.

Hier will der Tharandter mit seiner Frau Kristin den Traum von Jagdschule und neuem Zuhause verwirklichen, quasi arbeiten und wohnen in einem Haus. Sie ist die Investorin des Neubaus. Er betreibt die Jagdschule. Seit zehn Jahren schon bildet Michael Hunger Jäger aus, bisher allerdings unter suboptimalen Bedingungen. „Angefangen hat alles ganz klein, auf der Weißiger Höhe in Tharandt“, erzählt der Forstexperte, der am Tharandter Unistandort Forstwissenschaften studierte. Doch die eigenen Mieträume in der Forststadt reichten bald nicht mehr aus. Seit einigen Jahren bildet der 46-Jährige daher den Jägernachwuchs in Freital aus. Aber auch die gemieteten Räume dort sind für Michael Hunger keine Dauerlösung. Früh aufstehen, Kaffee kochen und über die Treppe ins Büro: Das ist sein Plan.

Aktuell bewältigt das Paar einen Zeitaufwand, den beide ändern möchten. Die Hungers wollen zusammenrücken und mit dem Neubau auch mehr Zeit füreinander haben. Zurzeit befindet sich die gemeinsame Wohnung in Tharandt, seine Seminarräume in Freital und ihr Job in Pirna. Auch die unterschiedlichen Arbeitszeiten machen die gemeinsame Zeit rar. Während Kristin Hunger hauptsächlich werktags ihrer Arbeit im öffentlichen Dienst nachgeht, muss Mann Michael vor allem an den Wochenenden ran. Dann finden maßgeblich die Schulungen für künftige Jäger statt.

Lange hat der Tharandter mit seiner Frau für das Grundstück in Kurort Hartha gekämpft. Schon vor mehr als anderthalb Jahren gab der Tharandter Stadtrat seine Zustimmung zum Kauf des 1 000 Quadratmeter großen Grundstückes. Noch Ende desselben Jahres stellten die Hungers den Bauantrag im Pirnaer Landratsamt. Doch die erhoffte schnelle Baugenehmigung ließ länger auf sich warten als gedacht. Die Pläne, Gewerbe und Wohnen an einem Standort zu vereinen, brachten viel Papierkram und einige Hürden mit sich. Ähnlich verhielt es sich bei der Suche nach einem Geldgeber. „Eigentlich wollten wir schon vor Weihnachten eingezogen sein“, sagt Kristin Hunger. Doch daraus wurde nichts.

Nun hoffen beide darauf, dass der Winter frostfrei bleibt und der zweigeschossige Neubau mit Keller wachsen kann. Rund 200 000 Euro investieren sie in die neue Jagdschule am Zeisigweg, die Kosten für die eigenen vier Wände ausgenommen. Auf rund 150 Quadratmeter Fläche entstehen Büro, ein großer Schulungsraum, Sanitäranlagen, eine Kühlecke für geschossenes Wild und Lagermöglichkeiten für Werkzeuge, Material und Ausrüstung. Dieses Jahr noch soll alles fertig werden. „Bis Weihnachten schaffen wir es“, sagt Michael Hunger und schmunzelt.

Über das neue Domizil freuen sich dann nicht nur die Hungers, sondern auch angehende Jäger. Denn zunehmend erreichen Michael Hunger Anfragen von Interessierten, die einen Jagdschein machen wollen. Während der Tharandter mit Beginn seiner Jagdschule gerade einmal vier Nachwuchsjägern die hohe Schule des Jagens beibrachte, besteht ein Kurs mittlerweile aus zwölf Personen. Fünf Kurse pro Jahr führt Hunger üblicherweise durch. Hinzu kommt die Schießausbildung der Jungjäger, die in einer Anlage in Großdobritz bei Meißen stattfindet. Generell nimmt die Zahl der Jäger zu. Während es nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes im Jagdjahr 2026/17 knapp 384 000 Jäger deutschlandweit gab, waren es ein Jahr zuvor noch 2 000 Jäger weniger. Nicht nur Männer, auch immer mehr Frauen machen den Jagdschein.

Ein für Michael Hunger erfreulicher Trend, der die Neubaupläne in Kurort Hartha bekräftigte. Nur woher kommt dieses Interesse? „Immer mehr Leute wollen wissen, wo das Fleisch des Tieres herstammt, das sie auf dem Teller haben“, erklärt der 46-Jährige. Ein Bewusstseinsbedürfnis, das der Tharandter seit etwa zwei Jahren spürt. Das Wild, das Jäger schießen, komme eben ohne große Umwege in die Kühltruhe, bevor es fertig zubereitet auf dem Tisch liege. Das verstaubte Jäger-Image hat ausgedient. Jagen ist modern und weit mehr als der älteste Beruf überhaupt.

Weiter Informationen gibts im Internet unter www.jagdschule-tharandt.de