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Eine Schule zieht um

Weil am Weißeritzgymnasium bald gebaut wird, wird das Gebäude Krönertstraße geräumt. 16 starke Männer packen an.

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© Egbert Kamprath

Von Annett Heyse

Freital. Ferien, die Zeit verwaister Schulhausgänge und verschlossener Klassenzimmer – nichts davon trifft in diesen Tagen auf das Weißeritzgymnasium zu. Stattdessen schleppen Männer Kisten die Treppen hinunter und transportieren Tische, Stühle, Schränke durch Flure. Am Freitaler Weißeritzgymnasium zieht ein komplettes Schulgebäude um, weil es gerneralsaniert wird. Die „Krönertstraße“, wo in der vergangenen Woche noch die Schüler der elften und zwölften Klassen büffelten, verteilt sich dabei auf die beiden anderen Gebäude in der Pestalozzi- und der Johannisstraße. Was dort keinen Platz findet, kommt in eine Containerburg, die extra für die Zeit der Bauarbeiten aufgestellt wurde.

Im Gebäude Krönertstraße herrscht Kehraus.
Im Gebäude Krönertstraße herrscht Kehraus. © Egbert Kamprath
Damit alles an seinen Platz kommt, werden die Umzugskartons akribisch beschriftet.
Damit alles an seinen Platz kommt, werden die Umzugskartons akribisch beschriftet. © Egbert Kamprath
Physiklehrer Anfried Herfurth schaut sich schon mal im Ausweich-Quartier um.
Physiklehrer Anfried Herfurth schaut sich schon mal im Ausweich-Quartier um. © Egbert Kamprath

Dafür, dass die Unterrichtsmaterialien, Bücher und Möbel auch am richtigen Platz landen, sind Enrico Kuhlbarsch und seine Männer zuständig. Kuhlbarsch ist der Teamleiter des 16-köpfigen Umzugtrupps. „Wir haben Übung“, sagt er und schaut, wie seine Männer einen Trolley voller Umzugskartons vorbeischieben. Die Meißner Niederlassung des Unternehmens W. Winter Logistik ist auf große Umzüge spezialisiert. „Behörden und Firmen“, fasst Möbelpacker Kuhlbarsch kurz zusammen.

Damit alles an den rechten Platz kommt, haben die Lehrer in den vergangenen Wochen schon vor- und aussortiert sowie die Möbel markiert. Die Schränke und Regale mit dem weißen Punkt ziehen in die „Pesta“, die mit dem gelben Punkt kommen zum Landratsamt nach Dippoldiswalde und werden dort eingelagert. Was einen roten Punkt hat, fliegt in den Abfallcontainer. Dabei handelt es sich vor allem um alte Schränke und Regale, die ohnehin kaum noch zusammenhalten. „Die dürfen wir kaputtmachen“, sagt Kuhlbarsch und lacht.

In der „Pesta“ steht Schulleiterin Jeannette Ittermann. Die gesamte Verwaltung zieht hier in Zimmer ein, die zuvor noch Klassenräume waren. Einige Möbel stehen schon, die ersten Kisten kommen angerollt. „Und da ist ja auch mein Tresor“, sagt Ittermann und dirigiert das wertvolle Stück in einen Raum. Telefone, Computer, Fax – alles ist abgeklemmt und zieht mit um. „Wir sind in dieser Woche gar nicht erreichbar“, sagt Ittermann und schaut zu der Yucca-Palme, die einer der Möbelpacker gerade bringt.

Ein Jahr Umbau

In der Krönertstraße herrscht Aufbruchstimmung. Im Erdgeschoss leeren sich die Räume. Schulleitung und Sekretariat sind schon verschwunden, nun sind Lehrerzimmer und die Klassenräume dran. Zunächst das Erdgeschoss, dann die erste, zuletzt die zweite Etage. Teamleiter Kuhlbarsch muss dafür sorgen, dass das dreistöckige Haus am Freitagnachmittag leer ist. „Sonst müssen wir am Sonnabend noch mal ran.“ Stapel von Umzugskartons liegen bereit. Hinein packen die Männer alles, was noch in Schränken und Regalen liegt: Unterrichtsmaterialien, Bücher, Anschauungsobjekte. Anschließend wird jede Kiste beschriftet, damit sie auch im richtigen Raum ankommt.

Zum Beispiel im Physikkabinett, das im Containerbau neu eingerichtet wurde. Lehrer Anfried Herfurth schaut gerade herein, um das Ausweichquartier zu begutachten. Er und seine fünf Kollegen haben sich in die Einräumarbeiten reingeteilt. „Es ist doch eine ganze Menge. Ich schätze, wir Physiker haben am meisten zu tun.“ Da wären Experimentiergeräte, Elektrobauteile, Gewichte, Thermometer und natürlich etliche Vorführgeräte. Herfurth hofft, dass alle Kisten spätestens am Mittwoch im neuen Fachkabinett stehen und dann zügig mit dem Einräumen begonnen werden kann. „Wir wollen ja nach den Ferien startklar sein.“ Ein Elektriker schaut kurz zur Tür rein und grüßt. Er wird später noch die Experimentiertische verkabeln und ans Stromnetz anschließen.

Der ganze Aufwand wird betrieben, weil in der „Krönertstraße“ ab März gebaut wird. Geplant ist, Dach und Fassade zu erneuern, Fenster auszutauschen und sämtliche Räume zu renovieren. Auch die gesamte Haustechnik wird neu installiert, außerdem wird ein Fahrstuhl eingebaut. Der Landkreis, dem die Schule gehört, investiert rund 5,7 Millionen Euro. Im Frühjahr 2019 soll alles fertig sein. Dann kommen abermals die Möbelpacker – und schleppen alles wieder zurück.