Döbeln
Merken

Eine schwarze Saison

Erstmals seit über 30 Jahren: Kommende Spielserie spielt kein Team der Döbelner Region im Landes- oder Bezirksmaßstab.

Teilen
Folgen
NEU!
Die reaktivierte Geheimwaffe des Döbelner SC, Ex-Regionalligastürmer Sebastian Gasch (links), vermochte im Abstiegskampf auch keine entscheidenden Akzente zu setzen. Hier allerdings tankt er sich gegen den Roßweiner Ronni Messner durch.
Die reaktivierte Geheimwaffe des Döbelner SC, Ex-Regionalligastürmer Sebastian Gasch (links), vermochte im Abstiegskampf auch keine entscheidenden Akzente zu setzen. Hier allerdings tankt er sich gegen den Roßweiner Ronni Messner durch. © Dirk Westphal

Von Frank Müller und Dirk Westphal

Region Döbeln. Was für ein schwarzes Jahr für die höchstklassigen Fußballteams der Region: Nicht nur Aufsteiger Roßweiner SV steigt umgehend wieder ab, sondern auch der Döbelner SC fällt nach über 30 Jahren in Landes- und Bezirksliga beziehungsweise Landesklasse auf die Kreisebene zurück. Für die Roßweiner kam das relativ schnelle Ende des Abenteuers Landesklasse nicht allzu überraschend. Doch in Döbeln hatte zwischenzeitlich wohl niemand mit dem (weiteren) sportlichen Absturz gerechnet.

Hauptgrund dafür ist wohl der Aderlass der vergangenen fünf, sechs Jahre, der den Kader doch gewaltig ausdünnte. Zudem stellten nach dem Weggang vom Nicholas Waite im Vorjahr nicht weniger als vier schwere Verletzungen von Torhütern DSC-Trainer Toni Bunzel vor praktisch unüberwindbare Personalprobleme. Aber nicht nur im Tor musste der Trainer aushelfen, um die Mannschaft spielfähig zu halten, denn oft war die Bank alles andere als voll besetzt.

Große Personalprobleme

Nachdem sie zwischenzeitlich auf dem Weg der Rettung schienen, war es vor allem die 0:5-Heimniederlage am 27. Spieltag, die der Mannschaft das Genick brach. Inwieweit da eine Rolle spielte, dass Toni Bunzel seinen Rücktritt bereits frühzeitig in den Raum gestellt hatte, ist spekulativ. Zwei weitere Niederlagen jedenfalls besiegelten den Abstieg endgültig, sodass das 1:1 zum Abschied gegen LVB nicht mehr als ein Achtungserfolg war. Der neue Trainer, Thomas Henschel, steht nun nach über zehn Abgängen von Spielern vor einen kompletten Neubeginn. Eine Aufgabe, die nach Jahren des Abstiegskampfes durchaus eine Chance ist.

Der Roßweiner SV schien im Herbst nach einem 1:0-Derbysieg gegen den Döbelner SC recht gut in die Liga zu finden. Ein erster moralischer Rückschlag war dann der Punktabzug von drei Zählern wegen Nichterfüllung des Schiedsrichtersolls, wodurch die Muldenstädter zur Halbserie auf den 13. Platz zurückfielen. Zu den 13 Punkten bis dahin kam im Verlauf der Rückrunde nur noch ein einziger hinzu. Zahlreiche Ausfälle waren der Situation dabei wenig zuträglich. Entsprechend groß war die Enttäuschung auch bei Trainer Gerd Hentzschel, der kurz vor Saisonende das Handtuch warf. In der kommenden Spielserie wird Jörg Soujon die Mannschaft gemeinsam mit Helge Möws übernehmen und versuchen, die Truppe in die Erfolgsspur zurückzuführen.

An der Tabellenspitze spielte Blau-Weiß Leipzig mit Ausnahme der beinahe anrüchig schlechten letzten Wochen eine herausragend gute Saison und verdiente sich so den Titel. Dieser war praktisch schon vorzeitig im Kasten und diesmal nimmt die kontinuierlich zusammengewachsene Truppe von Trainer Olaf Kaplick ihr Aufstiegsrecht auch wahr. „Wir wollen es mal probieren“, sagt der Coach zu dem Sprung in die Sachsenliga, in der die Jungs aus Kleinzschocher schon vor Jahren mitkickten – bis der Verein das Landesliga-Spielrecht an Chemie Leipzig verschacherte.

Vizemeister VfB Zwenkau überzeugte vor allem in der Rückrunde und zog nach Punkten noch mit den Blau-Weißen gleich. „Sie sind dennoch verdient Erster geworden, weil sie die entscheidenden Partien gewonnen haben“, erkannte VfB-Trainer Walid Malkawi an und kündigt an: „Nun werden wir eben neuen Anlauf nehmen.“

Einer der größten Konkurrenten dabei könnte der Radefelder SV werden, der als Neuling gleich Fünfter wurde. Noch vor dem erfrischend mitmischenden Aufsteiger kamen der HFC Colditz und der Rückkehrer aus der Sachsenliga, Lipsia Eutritzsch, ein. Die Hausdorfer siedeln mit ihrem Dauertorschützenkönig Martin Schwibs – der wieder die 40-Tore-Marke knackte – ja schon länger in der Landesklasse-Spitze, jedoch ohne Aufstiegsambitionen. Und Lipsias vierter Platz kam auch nicht überraschend. Coach Arvid Schröpfer verlässt die Nord-Leipziger nun und sucht eine neue Herausforderung als „Co“ bei Oberligist FC Eilenburg. Sein Nachfolger wird Andreas Schmidt, der unter anderem die SG Taucha in die Sachsenliga führte.

Vorjahresmeister FSV Krostitz konnte seinen Höhenflug nicht wiederholen und wurde diesmal Sechster. Für Unruhe sorgt das angesichts sportlicher Bescheidenheit in der Bier-Oase jedoch keineswegs.

Mit dem siebten Platz dürfte man bei Eintracht Sermuth ebenso zufrieden sein wie bei Rotation Leipzig 1950 mit dem achten. Beide mussten allerdings lange Zeit die nahe Abstiegszone mit Respekt im Blick behalten. Erst recht galt das mit Roter Stern und LVB für zwei weitere Leipziger Teams.

Aufsteiger mit toller Rückrunde

Vor allem LVB war zur Winterpause noch hochgradig abstiegsbedroht, legte dann als Aufsteiger aber eine eindrucksvolle Rückrunde hin. Trainer Thomas Goretzky, der mitunter noch selbst mit auflaufen musste, sagte: „Ich war mir sicher, dass wir da hinten noch rauskommen würden, zumal wir ins im Winter personell verstärken könnten.“ Zum Beispiel mit dem torgefährlichen Kevin Bockhorn, einem Studenten aus den alten Bundesländern.

Ab Rang elf, dem SV Liebertwolkwitz, wurde heftig um den Liga-Verbleib gezittert. Die Wolkser sprangen dem Abstiegsgespenst im Saisonendspurt noch von der Schippe, ebenso wie der FC Bad Lausick und der sehr wechselhaft spielende ATSV Frisch Auf Wurzen. Die Bad Lausicker haben ja quasi einen Inventarstempel der Liga auf dem Rücken, sind aber ein ganzes Stück von alter Stärke entfernt. Der schwache zwölfte Platz und beträchtlich schwindendes Zuschauerinteresse waren die Quittung dafür.

Der eigentlich stabil erscheinende SV Naunhof litt in der zweiten Halbserie unter erheblichen Personalproblemen, konnte zum Beispiel bei Blau-Weiß mangels Spielern nicht antreten und rutschte am letzten Spieltag tatsächlich noch in die Abstiegszone. Dorthin waren die Döbelner schon kurz zuvor abgeglitten, während sich Roßweins Abgang bereits kurz nach Rückrundenbeginn abgezeichnet hatte.