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Einladung in Gartenparadiese

Am Sonntag stehen fünf private Gärten in der Großgemeinde offen, in die Außenstehende sonst zum Teil kaum einen Blick werfen können. Es lohnt sich.

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© Arvid Müller

Von Sven Görner

Moritzburg. Für den einen ist Gartenarbeit Lust, für den anderen eher Frust. Für Bernd Bakowski und seine Frau Ilona hat sich die diese Frage indes nie gestellt. „Man kann so etwas nicht unter dem Gesichtspunkt Arbeit betreiben“, sagt der Steinbacher und meint damit seinen über 2 000 Quadratmeter großen Traumgarten, den wohl niemand hinter dem Haus mit der Nummer 27 in der Dorfstraße vermutet. In den vergangenen rund 25 Jahren haben die beiden Autodidakten mit Unterstützung ihrer Kinder hier ein asiatisches und barockes Gartenreich geschaffen, das den Vergleich mit professionellen Anlagen wie im Tierpark Hagenbeck oder bei Planten un Blomen in Hamburg nicht zu scheuen braucht.

Über Jahre, so erzählt der 67-Jährige, wussten nur wenig im Ort von diesem verborgenen Schatz. Bis sich der Steinbacher im Vorjahr gemeinsam mit seiner Nachbarin von Gegenüber, Karla Israel, entschloss, ihre Gartenpforten zu öffnen. Mit Erfolg: Rund 100 Neugierige kamen und wurden mit Sicherheit nicht enttäuscht. Gut möglich, dass es in diesem Jahr deutlich mehr Besucher werden. Denn Mund-zu-Mund-Propaganda ist auch im Zeitalter der sozialen Medien immer noch eine effektive Form der Werbung.

Der Plan von Bernd Bakowski und Karla Israel war schon vor dem Start im Vorjahr gewesen, diesmal weitere Moritzburger zum Mitmachen zu animieren, um so eine Gartenroute durch alle Ortsteile mit vielleicht jeweils zwei Teilnehmern anzubieten. Dieser Plan ging trotz Aufruf im Moritzburger Monatsblatt nicht auf. Neben den beiden Steinbacher Protagonistin fand sich mit Susan Bremer nur noch eine Mitmacherin aus Boxdorf.

Offene Gärten am 3. Juni in Moritzburg

Familie Bakowski, Dorfstraße 27 in Steinbach. Geöffnet 11 bis 17 Uhr.

Karla Israel, Dorfstraße 14 in Steinbach. Geöffnet 11 bis 17 Uhr.

Familie Bremer, Ringstraße 37 in Boxdorf. Geöffnet 11 bis 17 Uhr.

Familie Metz, Volkersdorfer Straße 23 im Ortsteil Moritzburg. Geöffnet 10 bis 18Uhr. Das Keramikatelier ist geöffnet und bei trockenem Wetter fährt die amerikanische Garteneisenbahn.

Familie Schmidt, Bahnhofstraße 11c in Moritzburg. Geöffnet 10 bis 18 Uhr.

Quelle: Veranstalter

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Dass am Sonntag dennoch auch zwei Moritzburger Familien ihre Grundstücke öffnen, um ihre Gärten zu zeigen, hat einen anderen Grund. Denn an diesem Tag findet bereits zum zehnten Mal auch der Tag der offenen Gartenpforte in Dresden statt. Madeleine Metz macht dort schon seit ein paar Jahren mit. Und auch die Familie Schmidt ist auf dem Flyer der Dresdner Organisatoren zu finden.

Allein in diesen fünf Gärten werden die Besucher in ganz unterschiedliche Welten eintauchen können. Für Bernd Bakowski gibt es eine wichtige Teilnahmebedingung: „Die Gärten wurden von den Besitzern geplant und in Eigenregie gestaltet.“ In seinem Garten sei nur einmal fremde Hilfe zum Einsatz gekommen: „Als wir den größten Teich zum zweiten Mal angelegt haben, gab es Unterstützung durch einen Bagger.“ Alles andere sei Handarbeit gewesen. Ob der Transport und das Verlegen der großen Granitsteine oder das Pflanzen der Bäume. „Wir haben beim Anlegen des Gartens auch viele Fehler gemacht“, gesteht der perfektionistische Hobbygärtner. Viele Pflanzen, auch schon große Bäume, mussten so mehrfach umgepflanzt werden.

Und auch die schweren Granitsteine, die sich heute als Weg durch den Garten schlängeln, hatten ursprünglich eine andere Aufgabe. „Sie bildeten einen großen Felsen im asiatischen Teil.“ Der ist jetzt etwas kleiner, der zunächst aus Holz bestehende Weg dafür nun von dauerhaftem Bestand.

Im größten der fünf Teiche können die fleißigen Gärtner sogar baden. Gemeinsam mit rund 60 Fröschen. Die kommen sogar auf den Arm gehüpft, wenn man ruhig im Wasser sitzt. Und auch beim Frühstück im Freien stellen sich diese Bewohner des Gartenparadieses ab und an ein. „Denn manchmal bekommen sie Tauwürmer frisch aus dem Kompost“, erzählt Bernd Bakowski. Von den Menschen, dass wissen die Frösche inzwischen, droht ihnen keine Gefahr. Aufpassen müssen sie dennoch. Im Garten von Ilona und Bernd Bakowski sind nämlich auch Ringelnattern heimisch.

Zwischen all der Pracht exotischer Pflanzen sucht man allerdings eines so gut wie vergeblich: Obst und Gemüse. Nur am Rand wachsen ein paar heimische Beerensträucher. Ihre Früchte werden zu Saft und Marmelade verarbeitet. Und zwei große Bananenstauden. „Die leider noch nicht Früchte hatten.“

Mit rund 100 Quadratmetern nicht nur deutlich kleiner, sondern auch ganz anders ist der Garten von Karla Israel. Dort wachsen Blumen einträchtig neben Erdbeeren, Zwiebeln und Kartoffeln. Struktur bekommt dieser alte deutsche Bauerngarten durch sorgsam geschnittene Buchsbaumhecken, die auch jeder barocken Parkanlage gut zu Gesicht stehen würden.

Der Garten der Familie Bremer besteht aus einer bunten Blumenwiese mit heimischen Kräutern und Insektennützlingen. Eine Vielfalt heimischer junger Bäume und Sträucher wurde unter dem Vogelschutz-Aspekt ausgewählt.

Mediterran gestaltet ist der Hausgarten der Familie Schmidt. Die ruhige Bepflanzung ist überwiegend in Weiß und Blau gehalten.

Der weitläufige Garten der Familie Metz hat einen beeindruckenden Baumbestand, Großsträucher und einheimische Pflanzen. Der Übergang zwischen Wohn- und Gartenräumen mit Teich ist fließend.