Einmal Prinz und Prinzessin sein

Ein bisschen aufgeregt ist sie schon. Schließlich geht die 71. Faschingssession in Geising auf ihren Höhepunkt zu, den großen Faschingsumzug am Sonntag, zu dem bis zu 3 000 Besucher erwartet werden. „Lampenfieber gehört dazu“, sagt Monique Hesse. Sie wurde im größten Narrenstaat des Osterzgebirges zur Prinzessin Monique I. inthronisiert und regiert mit Prinz Stefan II. durch die fünfte Jahreszeit. Mit ihm, bürgerlich Stefan Feller, verbindet sie nicht nur die Regentschaft, sondern auch eine kleine Familie.
Das ist kein Muss im Narrenstaate. Der Ski- und Eisfasching kam in den ersten Jahren sogar ohne Prinzessin aus. Aber es ist die Krönung. Ronny Nestler vom Elferrat weiß um die Kraft der Symbolik: „Wir haben ein Prinzenpaar. Das hebt uns von anderen ab und ist die wichtigste Figur. Beide führen durch die Session.“
Trotzdem haben Monique Hesse und Stefan Feller nicht sofort Ja gesagt, als sie gefragt wurden. Geliebäugelt mit dem hohen Faschingsamte hatte die 32-Jährige schon ein bisschen – irgendwann vielleicht einmal. Schließlich ist sie wie fast alle Geisinger und Geisingerinnen Narr und Närrin durch und durch und kann auch eine beachtliche karnevalistische Vita vorweisen. So war ihr Papa sogar schon mal Geisinger Faschingsprinz. Sie selbst ist von Kindesbeinen an dabei und brachte es in der Saison 1999/2000 bereits zur Schulprinzessin. Auch das ist eine Geisinger Besonderheit. Das große närrische Treiben fängt bereits im Kleinen an, so wie die großen Narren ihr Prinzenpaar samt Hofstaat haben, gibt es auch einen Schulhofstaat mit Schulprinzenpaar. Aktuell sind das Prinzessin Lysann und Prinz Hannes, denen wie bei den Erwachsenen ein Hofnarr zur Seite steht. Der ist diesmal weiblich, heißt Patricia und ist rein zufällig die Schwester vom obersten Hofnarren, Petrick Fraulob.
Trotz der Leidenschaft für den Fasching war Monique Hesse dann doch etwas überrascht, dass sie mit ihrem Schatz in der nächsten Session das Prinzenpaar geben sollte. „Wir hatten das dieses Jahr nicht auf dem Plan“, erzählt die gelernte Friseurin. Ihr Partner, 33 Jahre, arbeitet als Werker im Schmelzbetrieb der Schmiedeberger Gießerei. „Man muss ja auch bedenken, wie klappt das dann mit dem Kind und ob man sich das geldlich leisten kann.“ Schließlich kommt auf das Prinzenpaar einiges zu. Das sind schon mal 15 bis 20 offizielle Auftritte. Dann brauchen sie Geschenke zum Beispiel für die Gastvereine, die Kita und für die Helfer, die sie beim Bau des Prinzenwagens unterstützen. Das ist wohl mit die größte Herausforderung. Der Faschingsverein stellt traditionell den Wagen, übrigens ein alter Lkw vom Typ Robur ohne Dach, der schon seit 2001 im Umzug mitfährt. Doch daraus müssen sie erst noch was machen. Sie haben vor Weihnachten damit angefangen. „Der Prinzenwagen ist fast fertig“, sagt Monique I. vor ein paar Tagen. „Es fehlt nur noch der Feinschliff.“
Womit sie mit Stefan II. am Sonntag vorfahren wird, ist jedoch genau so geheim wie jedes einzelne Umzugsbild. „Keiner weiß vom anderen, was auf der Straße passiert“, sagt Ronny Nestler und feixt. Das herauszukriegen, soll nicht mal zu DDR-Zeiten der Staatssicherheit gelungen sein, wird erzählt. Und bis heute beißt sich jeder die Zähne daran aus, die Narren kontrollieren zu wollen, was sie nächtens in Garagen und Schuppen bauen, woran sie in Stuben basteln, malen und schneidern. „Umzug und Programm sind da, um Gesellschaft und Politik einen Spiegel vorzuzeigen“, so Nestler. „Wir lassen uns in keine Richtung drängen und schneiden jedes Thema an – so lange man nicht gegen geltendes Gesetz verstößt.“ Das Motto in diesem Jahr, das sich das Prinzenpaar gewählt hat, ist vielsagend: „Geising rettet die Welt!“.
Zum Umzug am 3. März ist die Anreise mit der Bahn möglich. Der Ski- und Wanderexpress fährt 10.05 Uhr ab Dresden-Hauptbahnhof. Der Regionalverkehr richtet einen Busshuttleverkehr von 12 bis 17 Uhr zwischen dem Bahnhof Altenberg und Geising ein. Ab Glashütte fährt ein zusätzlicher Bus 12.45 Uhr nach Geising und 17 Uhr zurück.

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