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Eisenbahnfreunde machen wieder Dampf

Nach einer Zwangspause rollen Sonderzüge des Vereins aus Löbau unter anderem ins Erzgebirge, nach Altenburg und auf fast vergessenen Gleisen in Polen.

Von Tilo Berger
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Im Dezember schleppte eine Rangierlok ein Dampfross der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde von Löbau nach Meiningen zur Verjüngungskur. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) fuhr die ersten Meter mit.
Im Dezember schleppte eine Rangierlok ein Dampfross der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde von Löbau nach Meiningen zur Verjüngungskur. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) fuhr die ersten Meter mit. © Rafael Sampedro

Bautzen/Löbau. Alfred Simm weiß schon selbst nicht mehr, wann er zum letzten Mal ein Jahresprogramm mit einer Dampflokomotive auf dem Deckblatt drucken ließ. Zuletzt zeigten die Broschüren meist die vereinseigene Diesellok der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde. Vereinschef Simm wollte mit einem Dampf-Bild keine falschen Erwartungen wecken. Dabei standen zwei der altehrwürdigen Dampfrösser im Löbauer Lokschuppen des Vereins – allerdings ohne gültige Betriebserlaubnis.

An diesem Donnerstag konnte der rührige Vereinschef in Bautzen endlich wieder ein Jahresprogramm mit Dampf-Titelblatt präsentieren. Denn im Dezember 2018 rollte eine der beiden Löbauer Loks nach Meiningen, geschleppt von einer Rangierlok. Im Dampflokwerk in der thüringischen Kleinstadt erhält die 74 Jahre alte „Dame“ eine Verjüngungskur. Just in dieser Woche wird sie in ihre Einzelteile zerlegt, weiß Alfred Simm. Jedes Teil kommt unter die Lupe und, wenn nötig, zur Runderneuerung. Bis zum Herbst erwarten die Löbauer ihr Dampfross zurück – dann mit neuer Betriebsgenehmigung. Möglich macht das Ganze ein sechsstelliger Betrag aus dem ehemaligen SED-Vermögen.

Zum ersten Mal nach ihrer Kur soll die Lok namens 52 8141-5 am 19. Oktober einen Sonderzug ziehen – passenderweise zu Museen der Industriegeschichte in Chemnitz. Bis dahin setzen die Eisenbahnfreunde auf ihre Diesellok und ihren Triebwagen, gern „Ferkeltaxe“ genannt. Dieser pendelt am Karfreitag zwischen Löbau, Ebersbach und dem tschechischen Rumburk, wo Anschluss an die Nationalparkbahn in Richtung Sebnitz und Bad Schandau besteht. In bewährter Weise legt die „Ferkeltaxe“ unterwegs einen Zwischenhalt ein, bei dem sich der Osterhase zeigt.

Sonderzüge zum Oldie-Festival

Am 11. und 12. Mai laden die Eisenbahnfreunde zum mittlerweile 26. Mal zu ihren Maschinenhaustagen nach Löbau ein. Besucher können hier den Fahrzeugpark des Vereins bestaunen, selbst mal ein Stück mit einer Lok mitfahren und Souvenirs der Eisenbahnfreunde erwerben. Für den kulturellen Teil sorgt diesmal Schlagersternchen Nicci Schubert aus Görlitz.

Gleich zwei Sonderzüge des Vereins rollen am 1. Juni zum Oldie-Festival nach Schwarzenberg im Erzgebirge. Ein Zug startet in Löbau, einer in Leipzig. Sie vereinigen sich in Zwickau, wo sie sich Stunden später auch wieder trennen. Zum ersten Mal im Jahresprogramm der Eisenbahnfreunde steht eine Sonderfahrt auf fast vergessenen Gleisen im Nachbarland Polen. Dazu bucht der Verein am 28. September einen modernen Triebwagen der polnischen Eisenbahngesellschaft Koleje Dolnoslaskie. Der traditionelle Adventszug rollt in diesem Jahr am 30. November unter Dampf in die Skatstadt Altenburg. Im Advent sind die Eisenbahnfreunde traditionell auch in der Oberlausitz und in der Sächsischen Schweiz unterwegs.

Kenner des Jahresprogramms werden diesmal die übliche Bahndammwanderung am Himmelfahrtstag vermissen. „Die Wanderung mussten wir leider aus dem Programm nehmen“, erklärt Alfred Simm. Zu unterschiedlich seien die Interessen der Teilnehmer: Während Wanderer eher vorankommen wollen, halten sich Eisenbahnfans unterwegs schon mal eine Weile an für sie besonderen Stellen des Bahndamms auf. „Da sind manche zwei Stunden unterwegs, andere acht – das kriegen wir nicht unter einen Hut“, sagt Simm.