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Eklat um rassistische Karnevalswagen

Das zweifelhafte Image von Reinhardtsdorf-Schöna wird durch Geschmacklosigkeiten bestärkt. Ein zweiter Ort leistete sich Ähnliches.

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Rechtsgerichtete Reinhardtsdorfer haben es mal wieder zu überregionalen Schlagzeilen gebracht. Von widerlichem Anti-Asyl-Fasching in Reinhardtsdorf ist da die Rede. Karneval? Ist der nicht seit dem Aschermittwoch Geschichte? Keineswegs.

Reinhardtsdorfs Bürgermeister Olaf Ehrlich (parteilos), der auch Präsident des örtlichen Karnevalsvereins ist, muss sich dieser Tage rechtfertigen, wieso er nicht verhindert hat, dass beim Umzug seines Vereins im Februar Stimmung gegen Asylbewerber gemacht wurde. „Sicherlich war das bitterböser Humor auf Kosten der Asylbewerber. Aber wer will zensieren, was als Satire gerade noch erlaubt ist und was nicht?“, fragt er. Von zwei Dutzend Bildern waren aus seiner Sicht zwei, drei grenzwertig. Wären sie klar menschenverachtend gewesen, hätte er sie ausgeschlossen.

Besonders drei Umzugswagen von Gruppen, die nicht zum Karnevalsverein gehören und sich eigenständig vorbereitet hatten, sorgten wieder mal dafür, dass Reinhardtsdorf sein rechtes Image so schnell nicht loswerden wird. Bei der Landtagswahl im August 2014 war die NPD hier auf 16,1 Prozent gekommen.

Und nun das: In einer „Asyl-Lounge“ ließen es sich zum Faschingsumzug als Araber oder Afrikaner verkleidete Narren gut gehen. Im Fenster eines umgestalteten Wohnwagens war zu lesen: „Rollende Asylantenherberge – staatlich gestützt“. Eine dritte Gruppe zog als „Reisefreudige Afrikaner“ durch das Dorf.

Mit diesen Vorfällen beschäftigt sich jetzt auch der Sächsische Karnevalsverband. „Wir werden das am Sonnabend in der Vorstandssitzung besprechen“, sagt Präsident Günter Bührichen. Aus seiner Sicht habe sich Reinhardtsdorf keinen Gefallen damit getan. Es werde geprüft, ob gegen die Ethik-Charta des Verbandes verstoßen wurde. Auch bei ihm sei die Kritik angekommen. „Sogar aus dem Rheinland habe ich böse E-Mails bekommen, was da in Reinhardtsdorf los war“, sagt Bührichen.

Das ist keine Satire, das ist Stimmungsmache gegen Asylbewerber, heißt es im Kulturbüro Sachsen. „Das ist eine bildliche Darstellung von Vorurteilen und Unterstellungen, dass Asylbewerber alles bekommen würden“, ergänzt Markus Kemper vom Kulturbüro in Pirna.

Allein steht Reinhardtsdorf-Schöna mit Verfehlungen dieser Art übrigens nicht. In Geising im Osterzgebirge liefen im Februar Karnevalisten mit Affen-, Schweine-, und Rindermasken durch die Straßen und hielten vor sich ein Transparent mit der Aufschrift „Asyl für alle!?“. (SZ/gk/hbe)