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Empörung in Argentinien: Massen-Demonstrationen gegen Frauenmorde

Fast täglich werden in Argentinien Frauen Opfer tödlicher Gewalt. Die Täter sind meist ihre Lebenspartner. Erst im Mai wurde eine schwangere 14-Jährige getötet. Jetzt verleihen viele Menschen ihrer Wut Ausdruck - zu Zehntausenden gehen sie auf die Straßen.

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© dpa

Buenos Aires. Aus Wut über die hohe Zahl von Morden an Frauen sind in Argentinien Zehntausende auf die Straßen gegangen. Vor dem Parlament in Buenos Aires forderten mehr als 150 000 Demonstranten unter dem Motto „Ni una Menos“ (auf Deutsch etwa: Es darf keine fehlen) unter anderem die effektive Umsetzung eines Gesetzes, das schon vor sechs Jahren zum Schutz von Frauen vor geschlechtsspezifischer Gewalt verabschiedet wurde. Dies berichtete am Donnerstag die argentinische Zeitung „La Nación“ online.

In dem südamerikanischen Land wurden im vergangenen Jahr mindestens 277 Frauen ermordet. In einem Großteil der Fälle seien die Morde von ihren Lebenspartnern begangen worden, prangert die Frauenorganisation „La casa del encuentro“ an.

Anhand von Medienberichten führt die Organisation die nach eigenen Angaben einzige Frauenmord-Statistik des Landes. Offizielle Zahlen gebe es keine, obwohl ein Register eigentlich gesetzlich vorgesehen sei, schreibt die argentinische Zeitung „Clarín“ unter Berufung auf die Organisation.

Alle 30 Stunden ein Mord

Demnach wird in Argentinien alle 30 Stunden eine Frau ermordet. In den Jahren 2008 bis 2014 starben demnach insgesamt 1808 Frauen und hinterließen mehr als 2 000 Waisen. Im laufenden Jahr seien bislang 140 Frauen ermordet worden, erklärte die Abgeordnete Victoria Donda im Rahmen der Proteste. Die Kundgebung wurde von vier Journalistinnen initiiert.

Auslöser war im Mai die Tötung einer schwangeren 14-Jährigen durch ihren Freund. Soziale Medien verbreiteten den Aufruf zum Protest, wie „La Nación“ berichtete. Daraufhin demonstrierten Frauen aller sozialen Schichten mit Plakaten, Reden und Tänzen auf den Straßen der Hauptstadt. Sie wurden von Menschenrechtsorganisationen, Politikern sowie argentinischer Prominenz unterstützt. Auch in den Nachbarländern Uruguay und Chile seien Tausende Menschen auf die Straßen gegangen, hieß es.

Der Protest der Frauen in Buenos Aires sei auch von zahlreichen Männern unterstützt worden, berichtete „La Nación“. Auf Schildern mit der Aufschrift „Perdón“ baten einige von ihnen im Namen der Männer um Entschuldigung. Auch der argentinische Fußballstar Lionel Messi, Spieler beim FC Barcelona, unterstützte von Spanien aus die Proteste: „Es reicht mit den Frauenmorden“, schrieb er auf seiner Facebook-Seite. „Von Barcelona aus schließen wir uns heute allen Argentiniern an, um laut „Ni una Menos“ zu rufen.“ (dpa)