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Endspurt im Bahnhof Neustadt

Im Spätherbst sind die Bauarbeiten beendet. Große Verbesserungen für die Reisenden gibt es aber bereits ab Ende Juli.

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© André Wirsig

Von Tobias Winzer

Gesperrte Fußgängertunnel, fehlende Fahrstühle und jede Menge Baulärm – Reisende und Berufspendler haben es derzeit schwer auf dem Neustädter Bahnhof. Für rund 35 Millionen Euro erneuert die Deutsche Bahn dort alle acht Bahnsteige. Nun läutet das Unternehmen die letzte Phase des Großprojekts ein. Wie der Bauleiter Klaus Riedel gestern mitteilte, ist am 16. November alles fertig. Große Verbesserungen für die Bahnkunden gibt es aber bereits ab Ende Juli. Dann sind die Bahnsteige erstmals auch für ältere Menschen, Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen problemlos zu erreichen.

Derzeit laufen die Bauarbeiten auf den Bahnsteigen 1, 2 und 3. Seit dem Sanierungsstart vor rund drei Jahren hat die Deutsche Bahn die sogenannten Gleistragwerke und Bahnsteige Stück für Stück von Nord nach Süd erneuert. Wie an den Bahnsteigen 4 bis 8 schon geschehen, werden die mehr als hundert Jahre alten Konstruktionen ausgetauscht. Dieser Unterbau, der sich zwischen dem Grundgerüst des Bahnhofs und den Gleisen befindet, wird durch modernen Stahlbeton ersetzt. Besonders knifflig ist das Einsetzen der acht Meter tiefen Fahrstuhlschächte. Die Bahnbögen müssen an der Stelle durch zusätzliche Betonwände abgestützt werden.

Nun fehlen noch eine Betonplatte, die Schotterschicht und die neuen Gleise. Ebenfalls bis zum 16. November werden auch zwei historische Schaffnerhäuschen auf Bahnsteig 1 und 3 saniert und zu Wartehäuschen umfunktioniert. Ein drittes, das zwischen den Bahnsteigen 7 und 8 steht, ist schon fertig.

Bahntickets auf dem Vorplatz

Bereits bis Ende Juli sind auch die Arbeiten am derzeit noch gesperrten Fußgängertunnel im Westteil des Bahnhofs abgeschlossen. Dort werden derzeit noch die drei fehlenden Fahrstühle eingebaut. Wer künftig von der Empfangshalle zu den Zügen will, kann zunächst einen Fahrstuhl nutzen, um die zwölf Stufen zwischen Empfangshalle und Fußgängertunnel zu überwinden. Von dem Tunnel aus führt zu jedem Bahnsteig ein separater Lift.

Wenn der westliche Fußgängertunnel freigegeben wird, wandert die Baustelle in den östlichen Tunnel. Dieser ist derzeit noch offen. Unter den Bahnsteigen 1, 2 und 3 werden die Wandfliesen und der Fußbodenbelag erneuert. Da es dort keine Fahrstühle gibt, sind diese Arbeiten vergleichsweise unproblematisch und innerhalb weniger Wochen erledigt. Anschließend ist auch dieser Tunnel wieder offen.

Pünktlich fertig werden soll auch der neue Pavillon in der Empfangshalle. Ab Juli will die Deutsche Bahn den alten abreißen. Der Drogeriemarkt dm ist bereits Ende des vergangenen Jahres ausgezogen. Das Reisezentrum mit Ticketschalter und Information weicht für vier Monate in einen Container auf den Schlesischen Platz aus. Dieser steht bereits. Die Arbeiten an der neuen Glaskonstruktion in der Empfangshalle sollen im September beendet sein. Anschließend beginnt der Innenausbau. Neuer Mieter der Drogeriefläche wird Rossmann. Er bekommt etwas mehr Platz als früher. Das Reisezentrum nebenan schrumpft dafür. Dort sind künftig nur noch drei statt fünf Schalter vorgesehen. Weil auch heute jedoch maximal nur drei davon besetzt sind, ist nach Bahnangaben künftig mit keinen längeren Wartezeiten zu rechnen.

Ungewiss ist noch die Zukunft der Bahnbögen in Richtung Marienbrücke. Die Räume, in denen früher Geschäfte eingerichtet waren und die zuletzt von der Deutschen Bahn als Lager genutzt wurden, sind derzeit oben offen. In den kommenden Wochen bekommen die Bögen neue Seitenmauern und eine neue Betondecke. Darauf kommen bis Mitte November Schotter und die neuen Gleise. Um eine mögliche Wiedervermietung der Räume kümmert sich die Immobilien-Abteilung der Deutschen Bahn. Wann genau dort Geschäfte einziehen, ist aber noch ungewiss. Einen konkreten Zeitplan gibt es nicht.

Auch wenn die Bauarbeiten im Neustädter Bahnhof bald abgeschlossen sind, müssen sich die Reisenden weiterhin auf Umleitungen und Streckensperrungen einstellen. Denn noch bis Anfang 2016 erneuert die Deutsche Bahn für insgesamt 250 Millionen Euro die Strecke zwischen Bahnhof Neustadt und Radebeul und baut sie viergleisig aus. Im September sperrt das Unternehmen den elf Kilometer langen Abschnitt zum Beispiel für mehrere Wochen komplett, weil bei Radebeul eine Weichenanlage ausgetauscht werden muss.