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„Enjoy“ gewinnt im Streit ums Bier

Für den Ausschank beim Bischofswerdaer Herbstmarkt entschied das Los. Glück für die Gastronomen vom Altmarkt.

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© Steffen Unger

Von Gabriele Naß

Bischofswerda. Als Nachbars Tochter jetzt mit Freundinnen in Bischofswerda Richtung Innenstadt geht, wollen die 15-Jährigen zum „Enjoy“. „Sollen sie mal“, sagt die Mutti, „wer weiß, wie lange es das dort noch gibt“. Nicht nur Nachbars, viele fürchten, dass Familie Hoerold Ernst macht und das Café mit Bar und Restaurant schließt. Nach immer wiederkehrenden Querelen um das lukrative Geschäft des Bierausschanks beim Stadtfest hatten die Gastronomen vom Altmarkt mehrfach mit einem Rückzug aus Bischofswerda gedroht. Zuletzt im Juni kurz vor den Schiebocker Tagen.

Wie die Lage im Moment ist, wollte die SZ in dieser Woche vom Enjoy-Team wissen –  und kam mitten hinein in erneuten Trubel. Am Dienstag wurde im Rathaus per Los entschieden, wer die beiden Bierausschankwagen auf dem Altmarkt zum besonderen 790-Jahre-Herbstmarkt am 9. und 10. September betreiben darf. „Wir sind dabei“, sagen die Betreiber vom Enjoy. Das freut sie, aber es bleibe der Verdacht, dass man sie erneut habe von vornherein ausbooten wollen. Ein Lobby habe man hier scheinbar nicht, aber seine vielen Gäste. „Danke an Sie alle“, sagen die Hoerolds.

Die Stadt sieht das anders. „Wir wollen immer mit allen Unternehmen so gut wie möglich zusammenarbeiten“, sagt OB Holm Große. An das „Enjoy“ sei man diesmal sogar mit einem besonders attraktiven Angebot herangetreten. Die Offerte: Nicht auf dem Altmarkt, sondern vorm Restaurant sollen die Hoerolds Gäste bewirten. Das liege genau in der Meile zwischen Straßenfest an der Bautzener, Festzone Altmarkt mit Umzug und Bühne sowie den an der Dresdener Straße geplanten Aktivitäten. „Beste Lage, bester Platz“, sagt der OB. Dazu machte die Stadt ein spezielles Angebot für die Standmiete. Es habe deutlich unter dem für Markthütten gelegen und noch deutlicher unter dem für Ausschankwagen auf dem Markt, so Holm Große.

Feste als Puffer

Das „Enjoy“ lehnte ab. Die Post gehe beim Fest doch eindeutig mitten auf dem Markt ab. Acht Jahre hatte das Enjoy dort beim Herbstmarkt deswegen auch eine Hütte. Um so eine bewarb man sich in diesem Jahr auch, mit dem Vorbehalt allerdings: „Wir können uns nicht mit einer Hütte hinstellen, wenn andere mit einem Bierausschankwagen kommen“, sagt Familie Hoerold. Der Ausschankwagen ist mit Fässern, mehreren Zapfsäulen und eingebauter Kühlung die deutlich einfacher zu handhabende und damit betriebswirtschaftlich günstigere Variante. Außerdem bedient man auf mehr Platz mehr Leute in derselben Zeit, hat mehr Umsatz. Familie Hoerold: „Die schwachen Wintermonate im Restaurant gilt es auszugleichen. Dafür kämpfst du das ganze Jahr und dafür sind die Stadtfeste als Puffer da.“

Mit nur zwei Bier-Ausschankwagen plant die Stadt beim Herbstmarkt auf dem Altmarkt, weil für mehr der zu erwartende Umsatz nicht reicht, bestätigen auch Gastronomen. Aber es gab drei Bewerber, neben dem Enjoy den East und den Veranstaltungs- und Gastronomieservice Kliemann Ohorn. Nachdem das Enjoy die Offerte zur Bedienung vorm Restaurant abgelehnt hatte, gab es hinter den Kulissen erst Aufregung und dann im Rathaus Gespräche. Um Fairness bemüht, habe sogar die Rechtsabteilung der Stadt mitgewirkt, sagt der OB. Am Ende einigte man sich auf das Losverfahren, das damit nun bei der Vergabe des Bierausschanks beim Stadtfest zum ersten Mal eingesetzt wird. Zumindest in der jüngeren Geschichte. Auch verständigte man sich, das Los zu akzeptieren, so der OB. Enjoy und East bestätigen das auf Anfrage.

Eigene Party im East

Der East-Club zog die Niete. „Wir nehmen das wie versprochen sportlich“, sagt Chef Heiko Düring. Statt um den Ausschank auf dem Markt kümmert sich der Club jetzt um eine besondere Party für den 9. September im eigenen Haus: ein Bonanza-Revival. Sogar der Chef der früheren Kultdisko in Pottschapplitz, Michael Palus, ist beteiligt, sagte Heiko Düring.

Das Enjoy-Team bereitet derweil seinen Gästen einen schönen Sommer. „Es läuft gut“, heißt es dort. Vor neuer Fassade gibt es eine neue Reklame, neue Sonnenschirme und neue Kissen. Kuchen kommt frisch aus einer Bäckerei in Großdubrau, die Blumenkübel bepflanzt Küchenchefin Susan Beck. Sie gehört, wie Silvio Nitzsche vom Service, zum Stammteam. „Ich bin“, sagt er, „glaub ich der geborene Kellner“. Er arbeitet im „Enjoy“ Bautzen und immer öfter in Bischofswerda. „Schön hier“, meint er. Da gefällt es ihm natürlich, wenn seine Chefs jetzt auf Anfrage sagen: „Erst mal bleiben wir.“