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Entdeckungsreise durch Jahrhunderte

Die Illingmühle in Reichenau blickt auf eine 225-jährige Geschichte zurück. Zum Mühlentag am Pfingstmontag warten nicht nur hier Führungen.

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Gimmlitztal. Dieter Popp kann sich kaum einen schöneren Ort für den nahenden Ruhestand vorstellen. Kein Wunder: Der 65-Jährige lebt mit seiner Lebensgefährtin in einem zur Illingmühle gehörigen Wohngebäude – und das im landschaftlich reizvollen Gimmlitztal. Der Reichenauer ist immer wieder aufs Neue von dem technischen Denkmal fasziniert, dass der Erzgebirgler vor gut 21 Jahren von den Erben erworben hat. „Die jetzige Wassermühle, die den Namen der Illings trägt, ist quasi 1791 neu gegründet und errichtet worden“, sagt Popp. Das 225-jährige Bestehen der Mühle will er am Pfingstmontag während des 23. Deutschen Mühlentages mit vielen Besuchern feiern. „Mit Schausägen, Führungen und natürlich gastronomischer Betreuung“, fügt Popp an.

Die Mühlen-Belegschaft im Jahr 1906.
Die Mühlen-Belegschaft im Jahr 1906. © Foto: PF

Einst von Georg Gottfried Erler erbaut, wechselte die Wassermühle mehrfach den Besitzer. Schließlich erwarb der Müller und Bäcker Gustav Ferdinand Illing 1863 für 3685 Taler die Mühle. Zu dem Zeitpunkt erhielt sie auch ihren traditionsreichen Namen – „Illingmühle“. In der Folgezeit kam eine Mahlmühle hinzu. 1877 jedoch die Katastrophe: Ein Feuer vernichtete sämtliche Gebäude – mit Ausnahme der Sägerei. „Damals wurde ein neues Wohnhaus aus Stein gebaut“, hat Popp recherchiert. „Da der Silberbergbau viel Holz brauchte, sägten die Illings und ihre Arbeiter, was das Wasser hergab.“ Inzwischen wurde Sohn Max neuer Fabrikant, der wenig später Konkurs anmelden musste. Grund: Der Silberbergbau der Friedrich-August-Zeche wurde eingestellt. Der Vater wiederum kaufte günstig die Konkursmasse – und übertrug sie zurück an seinen Sohn.

Doch dann der nächste Rückschlag: 1908 brannte das florierende Säge- und Kistenwerk vollständig ab. „Zum Glück gab es eine Feuerversicherung. So konnte alles wieder neu aufgebaut werden“, blickt Popp zurück. Der technische Fortschritt blieb auch im Erzgebirge nicht ohne Folgen: „1932 zog die Elektrizitätsgesellschaft dicke Drähte durch das Tal, fortan unterstützten Elektromotoren die Sägerei und das Kistenbauen“, ergänzt der Eigentümer. Inzwischen verkaufte Max Illing die Fabrik an seinen Sohn Kurt, der seine Liesel heiratete. Kurt überlebte den Zweiten Weltkrieg und gab später die Wasserkraft komplett auf. Bevor das Müllerspaar 1974 in Rente ging, betrieb es parallel zur Sägemühle noch einen Imbiss, Konsum und eine kleine Pension. Nachdem Kurt Illing 1989 starb, stand die Mühle längere Zeit leer. „Und dann hab ich 1994 die Mühle gekauft, die Maschinen wieder hergerichtet. Erst im vergangenen Jahr gelang es, das zerbrochene Zahnrad aus dem Vorgelege durch ein neues zu ersetzen, sodass nach 70 Jahren Stillstand das erste Mal wieder mit dem Wasserrad gesägt werden konnte“, erklärt Popp, der in Potsdam geboren wurde und unter anderem an der Bergakademie in Freiberg beschäftigt war. Heute ist der Mühlen-Fan als IT-Fachmann im öffentlichen Dienst angestellt. Er beteiligt sich mit der Illingmühle nicht zum ersten Mal am Mühlentag. „Wir waren schon 20- mal dabei, die Besucher sind immer wieder erfreut, dass die Mühle als Denkmal erhalten bleibt“, sagt Popp. (FP/jwa mit SZ/jan)

Der Mühlentag am 16. Mai in der Region

Herklotzmühle Seyde, Rehefelder Straße 1. Mühlenfest 11-18 Uhr. Open-Air-Gottesdienst (10 Uhr), Mühlenführungen (alle 1-2 Stunden), Esel-Streichelzoo, Modellbahn zum Selbstfahren, Musik, kulinarische Köstlichkeiten. Einrittsgeld freigestellt .

Bäckerei Bärenhecke, Glashütte-Bärenhecke, Mühlenstraße 1. Mühlenfest 10-18 Uhr mit Livemusik und prominenten Gästen aus Sport und Fernsehen. Mühlenführungen, Kaffee und Kuchen im Festzelt, Brot aus dem Holzhofen und Kindermeile.

Weichelt-Mühle, Hartmannsdorf-Reichenau, Gimmlitztal 42. 10 bis 18 Uhr offenes Gasthaus, Mühlenführungen durch die intakte Wassermühle vormittags und nachmittags, Musik.

Körner-Mühle, Schmiedeberg, Ammelsdorf 58. Mühlenfest ca. 11 bis 17 Uhr. Führungen durch die Wasserkraftanlage und Besichtigung des „hydraulischen Widders“, Reiten für Kinder, Bogenschießen, Klettern, Kreativ-Meile, Schauhandwerk sowie Speis und Trank. Eintritt frei.

Hartmannsdorf-Neubau, Hauptstraße 88. Mühlenfest ab 10 Uhr am Waldsportplatz. Informationen zum verbauten Mühlstein, Auftritt des lokalen Männerchores, Garten-Modellbahn für Kinder, Wissenswertes zu den Mühlen entlang der Weißeritz, Speis und Trank.

Windmühle Reichstädt, Hauptstraße 82a. Mühlenfest 10 bis 17 Uhr. Mühlenführungen, traditionelles Handwerk, Ausstellungen, Hofladen, Verköstigung, Aktivitäten für Kinder u.v.m. 13.30 Uhr: Konzert, dazwischen Comedy-Show und Versteigerung historischer Gegenstände. Eintritt zum Fest frei, Führung: 1 Euro.

Mittelmühle Reinhardtsgrimma, Grimmsche Hauptstraße 46, Glashütte. 10-17 Uhr offene Mühle und Bäckerei, frisches Brot und Flammkuchen aus dem Holzbackofen, frischer Kuchen.

Windmühle Possendorf, Windmühlenhöhe 1, Bannewitz. Mühlenführungen, Imbiss und Musik.

Ölmühle Oberbobritzsch, Bobritzschtalstraße 131. Besichtigung und Führung durch die intakte Mühle, Verkauf von Mühlenprodukten, Imbiss mit Spezialitäten des Hauses.
Komplettes Programm unter

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Geöffnet ist die Illingmühle in Reichenau zum Mühlentag am 16. Mai von 10 bis 18 Uhr. Am 15. Mai gibt es einen öffentlichen Musikabend mit Liveband und Liedermachern. Gespielt wird unter anderem Rock der 1960er-Jahre. Beginn ist 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei.