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Erfolgreich am Markt

Die Neukircher Töpferei Heinke besteht seit 150 Jahren. Der jetzige Inhaber Mathias Förster lässt sich immer wieder was einfallen, um Kunden zu begeistern.

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© Wolfgang Schmidt

Von Wolfgang Schmidt

Neukirch. Immer wenn der Neukircher Töpfermeister Mathias Förster in diesen Tagen mit seinen Erzeugnissen auf die Weihnachtsmärkte fährt, bietet er auch einen Kachelofen aus Keramik an. Der ist zwar nur 15 Zentimeter hoch. Dafür kann er aber – mit einer Räucherkerze im Innern – qualmen. Der Miniofen wird erstmals in der 150-jährigen Firmengeschichte von „Heinke-Keramik“ hergestellt – in der Werkstatt geformt, bemalt und gebrannt.

Anny Förster führte die Töpferei 20 Jahre lang. Das Foto zeigt sie mit ihren Kindern Bettina Förster und Mathias Förster während des diesjährigen Neukircher Töpferfestes.
Anny Förster führte die Töpferei 20 Jahre lang. Das Foto zeigt sie mit ihren Kindern Bettina Förster und Mathias Förster während des diesjährigen Neukircher Töpferfestes. © Wolfgang Schmidt

Das Gründungsjahr der Töpferei 1866 rührt daher, dass der damalige Werkstattinhaber Carl Gotthelf Matthes aus Ringenhain die behördliche Erlaubnis zum Führen der Töpferei erhielt. Dessen angenommene Tochter heiratete der Gehilfe Carl Gotthelf Heinke, und er leitete die Werkstatt seit 1876.

Gesellen brachten Technik aus Bunzlau mit

Bis um 1900 wurde vor allem Braungeschirr produziert, wie Töpfe, Tassen, Kannen oder Schalen. Die wurden vor allem in den Haushalten sowie landwirtschaftlichen Betrieben benötigt. Durch Gesellenwanderungen wurde dann die aufkommende Schwämmeltechnik aus dem schlesischen Bunzlau übernommen. Der Stil ist geprägt durch eine große Vielfalt von Ornamentvarianten, in deren Mittelpunkt als bekanntestes Einzeldekor das „geschwämmelte“ Pfauenaugen-Muster steht. Diese traditionellen Muster und auch Formen werden heute noch hergestellt und bildeten den Grundstock der Produktion von „Heinke-Keramik“ – auch unverwechselbar, weil jede Werkstatt ihre eigenen Dekore entwickelte.

Credo des Neukircher Familienunternehmens ist die individuelle Herstellung der Keramiken in Handarbeit, auf der Drehscheibe sowie in der Bemalung. Dabei können die Kunden zwischen sieben Geschirrdekoren ‹ wie Blauring, Blumenring, Weiß-Blümchen, Karo, Vergissmeinnicht und dem berühmten Pfauenauge › wählen.

Geeignet für Mikrowelle, Geschirrspüler und Backofen

Im Verlaufe der 150 Jahre des Bestehens der Neukircher Töpferei wurde auch der Produktionsprozess immer wieder modernisiert. Dazu gehören eine Tonvorbereitungsmaschine, der elektrische Antrieb der Töpferscheibe und der elektrische Brennofen. Bei etwa 1 235 Grad Celsius gebrannt, sind die Keramiken lebensmittelecht, geeignet für Mikrowelle, Geschirrspüler und Backofen.

Mit der politischen Wende ab 1990 waren Keramiken nun deutschlandweit, aber auch aus dem Ausland verfügbar. Anlass für Mathias Förster, das Heinke-Sortiment zu überprüfen, damit sich der Familienbetrieb weiterhin am Markt behaupten kann. Waren anfangs die traditionellen Keramiken bei den Kunden weiter gefragt, so begann sich das Kaufverhalten kurze Zeit später zu verändern. Der Absatz ging teilweise zurück. Die klassischen Dekore, wie die in der blauen Schwämmeltechnik und das Bunte, waren vor allem bei jüngeren Käufern nicht mehr sehr gefragt. „Trendig war die Einfarbigkeit“, erinnert sich der jetzt 54-jährige Handwerksmeister. Vor sechs Jahren begann er, neue Kreationen zu entwickeln: Keramiken in grüner Glasur, mit Ritztechnik versehen. Die finden immer mehr Anklang bei den Kunden – im Direktverkauf in seiner Werkstatt, auf Märkten sowie durch das Internet. Mittlerweile bestimmen sie das Angebot des kleinen Neukircher Betriebes.

Charakteristisch in der 150-jährigen Firmengeschichte ist auch das Engagement der Eigentümer und ihrer Mitarbeiter in der Töpferinnung sowie in der Gesellschaft. Auf zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen wurden Heinke-Keramiken ausgezeichnet und mit Urkunden bedacht. Alwin Heinke und später Walter Heinke wurden als Obermeister der Töpferinnung gewählt. Als „Kunstschaffender im Handwerk“ wurde 1966 Walter Heinke geehrt und Anny Förster 1986 mit der Medaille „Für Verdienste im künstlerischen Volksschaffen“.

www.heinke-keramik.de