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Erinnerungen an Lorenz

Zur Vernissage in die Galerie Arkadenhof in Löbau kamen am Sonnabend rund 100 Besucher. Lorenz Klinger schrieb und malte schon im Kindergartenalter. Mit fünf Jahren ist er an Leukämie gestorben.

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© SZ Thomas Eichler

Von Constanze Junghanß

Großflächig und mit viel Schwung auf das Papier gebrachte Grün. So, wie Kinder sich farblich gern austoben und mit dem Pinsel hantieren. Dazu Kochrezepte. Fein säuberliche Druckbuchstaben. Ab und an purzelt der Buchstabe N in die verkehrte Richtung. Kinderschrift, Erinnerung. Traumgedanken aufgeschrieben und gezeichnet: Das „Kronenland“ liegt 37 Kilometer entfernt für den kleinen Künstler.

Lorenz Klinger schrieb und malte schon im Kindergartenalter. Fotos zeigen den Jungen mit dem bezaubernden Lächeln. Und einige Bilder des Kindes werden herumgereicht in der Galerie Arkadenhof in Löbau. Zeigen Stationen in der Klinik, wie er spielte und zeichnete. Lorenz weilt nicht mehr auf dieser Erde. Krebs. In den Herzen seiner Familie lebt Lorenz weiter.

Lange überlegte sein Vater Norbert Strahl, Bilder seines Sohnes in die Öffentlichkeit zu bringen. Fantasie eines kleinen tapferen Jungen, gemixt mit Zahlenkombinationen, Wörtern, Comics und einer doppelten Pekingente. Jetzt gerahmt in der Ausstellung.

Welcher Rahmen ist würdig für eine solche außergewöhnliche Vernissage? Intim und doch im Fokus für viele sichtbar? Das Konzept geht auf am Sonnabend. Unter dem Titel „Wiedersehen Angst – Erinnerungen an Lorenz Klinger“ werden die Werke des Kindes gezeigt. Umrahmt von liebevollen Klängen. „Du bist ein Geschenk“, singt Anne Großhäuser. Niels Fege begleitet auf der Gitarre. Die beiden Musiker von „Don’t Pan!c“ studierten extra für die Vernissage passende Lieder ein. Es lauschen zahlreiche Gäste. In der kleinen Galerie drängen sich die Besucher. Um die 100 Menschen sind es: Familien mit Kindern, Künstler aus der Region, Alte und Junge.

Die Stille ist greifbar bei der Musik und bei den Erinnerungsreden. Selbst der Holzfußboden knarrt kaum. Die Füße stehen still. „Mich berührt das sehr“, sagt im Nachhinein Besucherin Cornelia Schuster. Sie sieht in der Ausstellung auch einen Versuch der Aufarbeitung und des Verkraftens. Heike Rentsch, die seit ihrer früheren MAE-Stelle dem Arkadenhof eng verbunden ist, erzählt, wie sehr ihr die Ausstellung unter die Haut geht.

Das geht dem Großteil der Gekommenen so. Jeannette Jäger wischt sich wie manche leise Tränen vom Gesicht. Die Altenbergerin setzt sich seit Jahren, wie sie erzählt, für die Deutsche Knochenmarkspende (DKMS) ein und engagiert sich für Spendenaufrufe. „Dass jemand in dieser Form in die Öffentlichkeit geht, ist auf jeden Fall unterstützenswert“, findet sie.

Norbert Strahl macht sich auch dafür stark. Er hat zur Ausstellungseröffnung eine eigene Benefiz-CD herausgebracht, deren Erlös dem Dresdner Sonnenstrahl-Verein und Elterninitiative für krebskranke Kinder Jena zugute kommt.

Am Abend fand im Sudhaus am Theaterplatz ein Konzert mit verschiedenen Künstlern statt. Etwa 80 Besucher sind zur Ausstellung gekommen und 100 dann abends ins Konzert. Auch diese Erlöse gehen an die beiden Vereine. Von der Resonanz auf beide Veranstaltungen sind Norbert Strahl und seine Familie sehr berührt. „Die Leute waren beeindruckt und ergriffen. Es gab nur positive Reaktionen“, sagt Norbert Strahl.

Info: Die Ausstellung im Arkadenhof, Rittergasse 10 in Löbau, ist noch bis zum 22. November zu sehen.