Merken

Ermisch holt die Riesenfische raus

Beim Schaufischen in Langburkersdorf landen dieses Jahr große Brocken im Netz. Eine ernstzunehmende Konkurrenz für Maskottchen August.

Teilen
Folgen
NEU!
© Dirk Zschiedrich

Von Nancy Riegel

Langburkersdorf. Als Fischer braucht man Angeln, Netze und Muckis. Gunther Ermisch beweist, was in ihm steckt und hievt den 55-Kilo-Wels einmal kurz aus dem Wasserbassin. Der Fisch dankt es ihm – mit einem Flossenschlag und einer ordentlichen Portion Wasser, direkt auf die Hose. „Na ja, morgen wird er geschlachtet“, sagt der Fischer, trocknet die Hände und knipst das Licht wieder aus.

Zehn von diesen Riesenfischen drehen zurzeit ihre Runden im Mühlteich in Langburkersdorf. Dort, wo am Sonntag das 20. Schaufischen von Ermischs mit einem großen Fest zelebriert wird. Die Tiere stammen aus einem Nebenbecken der Talsperre Quitzdorf bei Bautzen. „Dort wurde lange nicht geerntet, die Welse konnten also jahrelang wachsen“, erklärt der Fischer. Neben den imposanten Welsen werden am Sonntag 40 Karpfen vor Publikum aus dem Wasser geholt. Auch für sie gilt: Sie sind echte Brocken. An die 15 bis 20 Kilo wiegen sie, messen von Maul zu Flosse mehr als einen Meter und unterscheiden sich damit kaum von Maskottchen August, dem Karpfen, der seit mehr als 20 Jahren im Mühlteich lebt und der bei jedem Schaufischen der Publikumsliebling ist. „Es wird schwer, August zu erkennen. Wir haben jetzt ein ganzes August-Treffen im Mühlteich“, sagt Ermisch und muss lachen.

Zur 20. Ausgabe von Neustadts beliebtesten Volksfest wird den Gästen dieses Mal also etwas Neues geboten. So eine Vielzahl von Riesenfischen hat man bei dem Event noch nie sehen können. Ansonsten setzt der Fischer auf Altbewährtes: Fischsuppe, etwas zu trinken und den beliebten Karpfen im Bierteig. „Wir haben das Kontingent an Fritteusen aufgestockt. Dieses Jahr kommt der Nachschub hoffentlich schneller.“ Apropos Karpfen: Neben den bereits erwähnten Kavenzmännern werden Ermisch und seine Helfer auch rund 70 Marmor- und Silberkarpfen aus dem abgelassenen Teich holen. Auch sie stammen aus Quitzdorf. Und Gunther Ermisch will sie am liebsten loswerden. „Ganz ehrlich: Die schmecken nicht so doll. Jedenfalls uns Deutschen nicht.“ In asiatischen Ländern hingegen käm der muffige Geschmack gut an, weswegen der Fang am Sonntag an asiatische Großmärkte verkauft werde.

Für den Fischer bedeutet das Schaufischen das Ende einer nervenaufreibenden Saison. Wie bei fast jedem landwirtschaftlichen Betrieb erlitt auch er durch Hitze und Trockenheit Verluste. In einem seiner 43 Teiche ist der komplette Bestand an Zandern verendet. „Das tut weh, denn es ist ein sehr wertvoller Fisch.“ Die Saiblinge bewahrte er vor diesem Schicksal, indem er sie evakuierte und bei einem befreundeten Fischer im Erzgebirge unterbrachte. Hinzu kommen höhere Betriebskosten, weil die Gewässer am Domizil in Langburkersdorf mit Sauerstoff versetzt werden mussten. Immerhin: Bei den Karpfen erwartet Ermisch dieses Jahr eine sehr gute Ausbeute.

Trotzdem schaut er besorgt auf die Wettervorhersage. Es muss regnen, und das nicht wenig. Denn der Wasserstand in den Teichen ist extrem niedrig. Bildet sich eine Eisdecke, bleibt den Fischen nicht mehr genug Sauerstoff zum Überleben. Und auch die Lachse können nicht laichen, wenn der Lachsbach bei Bad Schandau zu wenig Wasser führt. Jetzt aber denkt Gunther Ermisch erst mal nur an das Abfischen am Sonntag.

Schaufischen am Sonntag, 21. Oktober, 10 bis 16 Uhr, Mühlteich Langburkersdorf