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Ernteverluste drohen

Bis zwei Uhr fuhren die Mähdrescher der Geißmannsdorfer Bauern am Dienstag. Sie nutzen jede trockene Stunde.

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© Rocci Klein

Von Gabriele Naß und Constanze Knappe

Geißmannsdorf. Schwarze Halme auf den Feldern – ein gutes Zeichen ist das nicht. Für goldgelbe Ähren in bester Qualität fehlte in diesem Sommer bisher einfach die Sonne. Vor allem der Weizen wird schwarz, es drohen Qualitätsverluste, „weil die Feuchte auf die Inhaltsstoffe geht“, sagt Mario Voigt von der Geißmannsdorfer Agrar GmbH.

Das Getreide müsste vielerorts vom Halm. Aber es ist zu feucht zum Dreschen. Die Geißmannsdorfer harren aus, bis Weizen und Sommergerste wenigstens so weit abgetrocknet sind, dass das Material lagerfähig ist. Aber auch das Ernten selbst funktioniert nicht reibungslos, wenn es auf den Feldern nass ist: Material droht im Drescher zu verkleben, Stroh und Ähren lassen sich von den Erntemaschinen deutlich schlechter fassen.

Warten auf den perfekten Tag

Warten auf den perfekten Tag! Das tun die Bauern im Moment. Die Geißmannsdorfer hatten ihn zuletzt am Sonntag und am Montag. Die Ernteteams rückten am Montag halb elf aus, um den letzten Raps einzuholen. „Dank ein bisschen Wind war er da halbwegs lagerfähig trocken. Dann haben die Kollegen durchgezogen. Bis zwei Uhr nachts wurde gefahren. Es ist ja schon wieder Regen angesagt gewesen“, sagt Mario Voigt. An den Erntetagen schieben die Bauern Überstunden. Was sein muss, muss sein, für sie sei das selbstverständlich, sagt der Chef. Zumal: „So toll sind die Prognosen ja für die ganze Woche nicht.“ Auf den Wetterbericht verlässt sich der Chef der Geißmannsdorfer Agrar GmbH übrigens nicht. „Das ist ja wie Gucken in die Glaskugel“, sagt er. Weil das Wetter in diesem Sommer so wechselhaft ist, werde aktuell vieles spontan entschieden, „von jetzt auf gleich.“ Wann sie eigentlich mit der Getreideernte starten müssten? „Jetzt, sofort“, sagt Mario Voigt.

Arbeiten bis der Tau kommt

Mit dem bangen Blick aufs Wetter beschäftigen sich die Bauern jedoch nicht permanent. Nach dem Motto, hilft ja nichts, stürzen sie sich in andere Arbeit und davon gibt es genug. „Wenn wir nicht ernten können, bereiten wir den Acker dort, wo wir bereits ernten konnten, auf die neue Aussaat vor“, sagt der Geißmannsdorfer Chef. Auf Raps könnte Weizen folgen und Raps auf Wintergerste, meint er.

Auch bei der Drebnitzer Agrarbetriebsgesellschaft geht es mit der Ernte „schleppend voran“. Wenn es das Wetter zulässt, wird gearbeitet, „bis der Tau kommt“, so Geschäftsführer Werner Kunath. Bei Raps und Wintergerste war man an einzelnen Tagen bis Mitternacht auf den Feldern zugange. Diese Ernte sei inzwischen eingebracht. Von der Sommergerste hingegen ist gerade mal auf einem Drittel der Äcker das Getreide vom Halm. Zur Qualität lasse sich da noch nichts sagen. Beim Weizen werde die wegen der anhaltenden Nässe aber wohl leiden. Bislang ist das aber nur eine Vermutung, denn mit dem Dreschen des Weizens konnte das Unternehmen aus Großdrebnitz nach den Worten von Werner Kunath noch gar nicht beginnen. „Weil wir keine Möglichkeit zum Trocknen haben, können wir das Getreide nur ernten, wenn es trocken ist“, sagt er.

Noch Gelassenheit im Oberland

Im Oberland steht der Weizen ebenfalls noch auf den Feldern. Dort aber nicht allein wegen des häufig miesen Wetters. „In der Bergregion wird das Getreide 14 Tage später reif“, erklärt Matthias Ahrens von der Agrargemeinschaft Oberland in Neukirch. Ob das tatsächlich aufatmen lässt, bleibt abzuwarten. Denn auch im Rest des Sommers wird das Wetter durchwachsen, wie es das gesamte Jahr über schon war. „Wenn der überreife Weizen nicht schnell genug gedroschen und deshalb zu nass wird, färbt er sich schwarz und ist dann nur noch als Futterweizen, nicht mehr als Brotgetreide, zu verwenden“, so der Landwirt. Eine Sorge, die ihn im Moment noch nicht umtreibt. Am Mittwoch will die Agrargemeinschaft Oberland mit der Weizenernte beginnen. Montag wäre das Wetter dafür günstig gewesen, aber da waren die Neukircher noch mit der Erbsenernte befasst. Mit drei Tonnen je Hektar sei das Ergebnis „unterdurchschnittlich“. Eine halbe Tonne mehr habe man sich erhofft. Wegen des nasskalten Wetters im Frühling blühten die Erbsen nicht genug. Beim Raps sei ein durchschnittliches Ergebnis zu verzeichnen. Insgesamt sind die Erträge bisher aber noch vertretbar. Matthias Ahrens hofft, dass die Qualität des Getreides hält und nicht weiterer Regen doch zu größeren Verlusten führt. Die Oberländer haben erst ein Drittel ihrer Ernte rein. Weizen und Sommergerste stehen noch draußen.