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Erst der Tornado, jetzt der Biber

Mit einem Vergrämungs-Anstrich will der Parkverein die Nager von den neu gepflanzten Bäumen fernhalten.

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© Anne Hübschmann

Von Manfred Müller

Großenhain. Eine Biberburg gibt es in Walda zwar noch nicht, aber immer wieder einmal statten die großen Nager dem Park einen Besuch ab. „Die kommen wahrscheinlich von Bauda herüber“, vermutet Birgit Dreßler. „Dort hat die Röder noch viele ruhige, naturnahe Abschnitte.“ Die Vorsitzende des Waldaer Parkvereins sorgt sich um die jungen Bäume, die nach dem Pfingsttornado gepflanzt wurden.

Biber und Nutria fühlen sich hier heimisch.
Biber und Nutria fühlen sich hier heimisch. © Anne Hübschmann

Acht davon fehlen schon, und bei vielen anderen wurde im unteren Stammbereich die Rinde abgenagt. „Wir befürchten, dass sie irgendwann eingehen“, sagt die Waldaerin. Besonders betroffen sind die kleinen Eichen, die der Jagdverband im Jahr 2011 anpflanzte. Gerade sie gelten ökologisch als besonders wertvoll. Eine ausgewachsene Eiche bietet Nahrung und Lebensraum für an die tausend verschiedene Arten.

Nun müssen die Waldaer sehen, wie sie die Natur gegen die Natur schützen können. Eine Idee kam vom Großenhainer Stadtbauhof: Die Stämme sollen mit einer farblosen Schutzschicht angestrichen werden, die den Bibern nicht schmeckt. Das Mittel heißt „Wöbra“ und wurde bisher vor allem als Langzeit-Schälschutz gegen das Rotwild eingesetzt. Aber auch Nagetieren soll der Anstrich den Appetit verderben.

Die Stadt hat deshalb zwei Zehn-Kilo-Gebinde des Vergrämungsanstrichs gekauft. Aufgepinselt wird er von den Mitgliedern des Waldaer Parkvereins. „Einen Eimer haben wir schon fast aufgebraucht“, sagt Birgit Dreßler. „Hoffentlich hilft´s.“

Der Verein Röderpark Walda wurde zu Beginn der 1990er Jahre gegründet und setzte sich zum Ziel, das total verwilderte Areal wieder in eine halbwegs ansehnliche Erholungslandschaft zu verwandeln. „Da ging es vor allem ums Laub rechen oder um die Beseitigung von morschen Bäumen und Ästen“, erinnert sich Birgit Dreßler. Später schrieb sich der Verein auch die Organisation des Parkfests auf die Fahnen. Damals gehörte Walda noch zur Gemeinde Wildenhain, und diese war nie üppig mit finanziellen Mitteln ausgestattet. Aber darum sei es den Enthusiasten auch gar nicht gegangen. Sie wollten einfach den dörflichen Zusammenhalt stärken, so richtig mit Bierzelt, Tanz und Vogelschießen. Und darüber hinaus den Park jedes Jahr ein bisschen attraktiver machen.

Dann aber kam das Pfingstfest 2010, in dem der Tornado eine Schneise der Verwüstung durchs Dorf und durch den Röderpark zog. Sage und schreibe 364 Bäume entwurzelte und knickte der Sturm um, weitere 30 mussten wegen irreparabler Schäden gefällt werden. Darunter etliche bis zu 400 Jahre alte Eichen. Glücklicherweise war Walda zuvor nach Großenhain eingemeindet worden; die Röderstadt brachte bei der Beseitigung der Tornadoschäden ihre Finanzkraft und ihre landschaftsgärtnerischen Erfahrungen ein. Insgesamt 610 000 Euro flossen in die Wiederaufforstung und Gestaltung des Waldaer Parks – Hilfsgelder, Haushaltmittel, aber auch private Spenden. Im Park wurden rund 200 Eichen, Linden, Buchen, Erlen, Eschen gepflanzt. Überdies zieren nun an die 170 Rhododendren und fast 300 Sträucher das Areal, und mehr als 13 000 Quadratmeter Rasen wurden ausgesät. Der Röderpark bekam dadurch einen völlig anderen Charakter. Wo man einst im Schatten hoher Bäume spazieren gehen konnte, führen die Wege nun durch eine offene Landschaft mit zunächst nur mannshohen Gewächsen. Es gibt mehrere kleine Teiche, in einem davon kann man beobachten, wie Nutrias ihren Nachwuchs großziehen. Hübsche Brücken, Parkbänke und ein Pavillon laden zum Verweilen ein. Der Parkverein hat mit der Stadt einen Pflegevertrag abgeschlossen und bringt sich und leistet kontinuierlich seinen Beitrag zur Verschönerung der 3,7 Hektar großen Anlage. „Eigentlich ist jetzt alles so, wie wir es uns gewünscht haben“, sagt Birgit Dreßler.

Dass nun der Elbebiber anfängt, im neu gestalteten Röderpark zu knabbern, macht die Waldaer nicht gerade glücklich. Die Art ist streng geschützt – man darf sie nicht einmal vergraulen. Immerhin will die Stadt den Nagern eine Art Ersatznahrung anbieten. Am Ufer sollen Weiden- und Zitterpappel-Stecklinge eingesetzt werden, an denen sie ungestraft die Zähne wetzen dürfen. Am zweiten Augustwochenende zumindest wird sich wohl keiner der pelzigen Gesellen an der Röder sehen lassen. Da steigt in Walda das diesjährige Parkfest.