Merken

Erster Deutscher im All ist jetzt Riesaer

Der Sternwarten-Verein hat ein neues Ehrenmitglied: Sigmund Jähn. Dabei hatte der sich lange gesträubt.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Robert Reuther

Stefan Schwager hat geredet, geredet und geredet. Immer wieder und wieder und wieder, über viele Jahre hinweg. Jedes Mal, wenn der Riesaer Sternwartenchef Deutschlands ersten Menschen im Weltall, Sigmund Jähn, während eines Vortrages getroffen hat, machte er dem 76-Jährigen den Sternwarten-Verein der Elbestadt schmackhaft, indem er Jähn die Ehrenmitgliedschaft antrug. Lange zierte er sich, doch nun ist es so weit. „Mit Beschluss unserer Mitgliederversammlung vom 13. April 2013 ist Dr. Sigmund Jähn zum dritten Ehrenmitglied neben Professor Dr. Barbara Cunow und Tasillo Römisch ernannt und aufgenommen worden“, sagt Stefan Schwager. Er und sein gesamtes Team sind stolz, Sigmund Jähn in ihren Reihen begrüßen zu dürfen. „Es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass der erste Deutsche im Weltall nun zu unserem Verein gehört“, sagt Schwager.

Sternwartenchef Stefan Schwager hat Sigmund Jähn schon öfters getroffen (kl. Bild). Jetzt freut er sich zusammen mit seinem Mitstreiter Michael Nitzsche, dass der Kosmonaut Mitglied im Riesaer Verein geworden ist (oben). Fotos: Alexander Schröter, privat
Sternwartenchef Stefan Schwager hat Sigmund Jähn schon öfters getroffen (kl. Bild). Jetzt freut er sich zusammen mit seinem Mitstreiter Michael Nitzsche, dass der Kosmonaut Mitglied im Riesaer Verein geworden ist (oben). Fotos: Alexander Schröter, privat

Gab der Kuppel-Streit den Ausschlag?

Was genau Sigmund Jähn zum Umdenken über eine Ehrenmitgliedschaft bewogen hat, kann Stefan Schwager nur vermuten. „Er wird sicherlich von vielen gefragt, ob er sich in diesem oder jenem Verein beteiligen will“, sagt Schwager. Immerhin ist Jähn ein begehrter Prominenter, zumal sich in diesem Jahr sein Raumflug zum 35. Mal jährt. Genau aus diesem Anlass hat Schwager dann Jähn nochmals die Ehrenmitgliedschaft angeboten.

Offenbar spielte bei der Annahme auch die Rettung der Sternwartenkuppel eine Rolle. Für die hatten sich Schwager und sein Team vehement eingesetzt und dabei auch eine Konfrontation mit der Riesaer Stadtverwaltung nicht gescheut. Und so schreibt Sigmund Jähn in seinem Beitrittsschreiben nicht nur, dass er es als ehrenhaft empfinde, bei den Riesaer Sternenfreunden aufgenommen zu werden: „Vor allem möchte ich dem Verein auch meine Anerkennung dafür ausdrücken, dass es gelungen ist, die Zeiss-Kuppel des ehemaligen Ardenne-Gymnasiums vor der Zerstörung zu retten und sie im Interesse der astronomischen Bildung seiner Mitglieder und interessierter Bürger einer weiteren Nutzung zuzuführen.“

Für Stefan Schwager ist das wie ein Ritterschlag. „Das ist eine Wertschätzung von höchster Ebene und ein Qualitätssiegel für unseren Riesaer Verein“, sagt der Sternwartenchef. Jähn habe aufgrund der großen Medienpräsenz von der Kuppeldemontage erfahren. „Es hat ihm gezeigt, wie wichtig unsere Arbeit ist, gerade für die Schüler der Stadt“, so Schwager weiter.

Nun freut sich das Sternwartenteam auf einen baldigen Besuch des neuen Ehrenmitgliedes. Der ist seinerseits bereits gespannt, den Verein zu besuchen. „Wir haben uns fest vorgenommen, hochverantwortungsvoll mit diesem neuen Mitglied umzugehen, denn wir schätzen den Menschen Sigmund Jähn und wollen seine Verdienste und Leistungen für die Internationale Raumfahrt hochhalten und nachhaltig bewahren“, so Schwager. Das bedeutet für ihn unter anderem auch, Jähn nicht zu drängen, einen öffentlichen Vortrag in Riesa zu halten. „Sigmund Jähn ist viel beschäftigt. Da kann man nicht verlangen, dass er jetzt jedes Jahr in unsere Stadt kommt“, sagt Stefan Schwager.

Außerdem hätten die Sternenfreunde derzeit ohnehin gegen einigen Widerstand um den Fortbestand zu kämpfen. „Trotzdem gelingt es uns immer wieder, neue Impulse und Ideen zu setzen und zu verwirklichen“, glaubt Stefan Schwager. Die Mitglieder wollen weiterhin an Ideen zur Zukunft feilen und auch an der wachsenden Qualität der Vereinsarbeit arbeiten. „Und genau in diesem Moment dürfen wir diesen besonderen Menschen im Verein begrüßen. Das gibt Hoffnung“, so Schwager.

Den perfekten Termin für einen Besuch von Sigmund Jähn hat er auch schon im Kopf, nämlich dann, wenn die neue Sternwarte öffnet.