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Erster Umzug nach über 40 Jahren

Paul und Rita Schätzel aus Görlitz sind jetzt ins Frauenburgkarree gezogen. Viele andere können davon nur träumen: Auf der Warteliste stehen noch immer 233 Namen.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Görlitz. Leicht ist es Rita und Paul Schätzel nicht gefallen, nach über 40 Jahren aus der Reichenbacher Straße wegzuziehen. „Wir hatten die Einkaufsmöglichkeiten schräg gegenüber, das war mein täglicher Gang“, sagt der 92-jährige Ehemann. Allerdings haben sowohl er als auch seine sieben Jahre jüngere Frau Probleme mit dem Treppensteigen. Eine Wohnung mit Aufzug sollte her. Und nun hat es geklappt: Seit Mitte März wohnen sie in der Reichertstraße. Das Haus gehört zum Frauenburgkarree, das der städtische Großvermieter Kommwohnen nach und nach für Senioren saniert.

In der Reichertstraße sind jetzt drei weitere Häuser fertig geworden, die zum Frauenburgkarree gehören. Dabei sind wieder 23 Wohnungen für Senioren entstanden.
In der Reichertstraße sind jetzt drei weitere Häuser fertig geworden, die zum Frauenburgkarree gehören. Dabei sind wieder 23 Wohnungen für Senioren entstanden. © nikolaischmidt.de

Jetzt sind wieder drei Häuser fertig geworden: In der Reichertstraße 54 bis 58 sind 23 Wohnungen entstanden. Die Schätzels gehören zu den ersten Mietern. Sie fühlen sich wohl hier. „Das große Fenster im Wohnzimmer gefällt uns, hier wirken endlich unsere Blumen“, sagt der Ehemann, während seine Frau die schöne, große Küche lobt. Von dort gelangt das Ehepaar auf den Balkon. Alle Räume sind zur Hofseite gelegen, sodass es sehr ruhig ist. Allgemein finden sie die 68 Quadratmeter gut: „Unsere neue Zweiraum-Wohnung ist sieben Quadratmeter größer als die alte Dreiraum-Wohnung.“ So konnten sie fast alle Möbel mitnehmen, sogar die Küche wurde passend gemacht: „Mit Hilfe unserer Kinder war der Umzug möglich, allein hätten wir es nicht geschafft“, sagt er. Auf dieses späte Glück musste das Ehepaar eine Weile warten: „Wir haben uns vor etwa anderthalb Jahren dafür angemeldet.“

Jenny Thümmler von Kommwohnen bestätigt die Wartezeiten: „Aktuell haben wir noch 233 Namen auf der Warteliste für das Frauenburgkarree stehen.“ Vor allem die Aufzüge machen die Wohnungen so beliebt bei Senioren. Und das Problem aus dem ersten Bauabschnitt, dass viele Interessenten wieder abspringen, weil sie gemerkt haben, dass es in dem Quartier Pflegepersonal gibt, das von allen Mietern bezahlt werden muss, sei bei diesem Bauabschnitt völlig verflogen: „Wegen des Pflegevertrags mit dem DRK ist kein Interessent abgesprungen. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen“, sagt Jenny Thümmler.

233 Personen seien der aktuelle Stand: „Darin sind weder die enthalten, die schon eingezogen sind, noch die, die zwischenzeitlich verstorben, weggezogen oder anderweitig untergekommen sind.“ Die Liste sei in ständiger Bewegung. Sie werde von oben nach unten abgearbeitet, also nach Eingangsdatum der Anmeldung: „Alles andere wäre unfair.“ Die Vermietungsmanagerin habe derzeit sehr viel zu tun, die Liste abzuarbeiten, zu sortieren und vor allem, den Leuten die Wohnungen zu zeigen.

So kommt es, dass bisher erst 16 der 23 neuen Wohnungen vermietet sind: Die Vermietungsmanagerin kommt einfach mit den Besichtigungen nicht schneller voran. Doch bald werden alle Wohnungen vergeben sein, da ist sich Jenny Thümmler sicher. Insgesamt hat die Sanierung der drei Häuser rund 2,5 Millionen Euro gekostet. Alle drei wurden miteinander verbunden, vom gemeinsamen Aufzug sind alle Wohnungen erreichbar. Im nächsten Abschnitt saniert Kommwohnen die Reichertstraße 50 und 52 mit 16 Wohnungen, die auch einen gemeinsamen Aufzug erhalten. Dort hat der Innenausbau begonnen. Zurzeit wird geputzt, die Installation für Sanitär, Heizung und Lüftung läuft. Es entstehen wieder Zwei- und Dreiraumwohnungen: „Die Größe hat sich bewährt und entspricht der Nachfrage.“ Wenn alles klappt, sollen sie bis Ende des Jahres fertig sein.

Dann geht es weiter mit dem Eckhaus Frauenburgstraße 1, wo die Sanierung vor einem Monat begonnen hat und – nach jetzigem Stand – bis zum dritten Quartal 2019 dauern soll. Dieses Haus erhält einen eigenen Aufzug. Noch unklar ist hingegen, was aus der frei stehenden Villa mitten im Frauenburgkarree wird. Kommwohnen hat das Dach längst erneuert, somit ist der einstige Kindergarten nicht gefährdet. „Aber für die künftige Nutzung haben wir noch kein Konzept“, sagt Jenny Thümmler. Paul und Rita Schätzel haben die Villa täglich im Blick. Auch sie würden sich freuen, wenn dort etwas passiert – und sie von ihren Fenstern aus etwas erleben könnten.