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Es gibt kein Motiv

Entführung. Iraks Präsident rechnet nicht mit Ermordung von Susanne Osthoff.

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Berlin/Bagdad - Der irakische Präsident Dschalal Talabani geht nicht von einer Ermordung der deutschen Geisel Susanne Osthoff aus. In einem Interview der ARD-Sendung „Sabine Christiansen“ sagte Talabani am Sonntagabend: „Deutschland hat und hatte keine Verbände im Irak. Es gibt kein Motiv für Terroristen, eine deutsche Staatsbürgerin umzubringen“. Zugleich räumte er ein, bislang keine Hinweise auf die Entführer oder den Aufenthaltsort der deutschen Geisel zu haben: „Wir haben alles versucht, um ihren Aufenthaltsort zu ermitteln und herauszufinden, welche Gruppe hinter der Entführung steht.“

Die 43-jährige Osthoff war am 25. November gemeinsam mit ihrem Fahrer verschwunden, seitdem fehlt von beiden jede Spur. Talabani ermutigte die deutschen Behörden, auch Kontakt mit den Nachbarländern des Irak aufzunehmen: „Es ist generell gut, wenn offizielle deutsche Stellen sich in Verbindung setzen mit der arabischen Führung, gerade in Syrien, in Saudi-Arabien, aber auch in Jordanien. Denn das kann vielleicht beitragen zur Freilassung der deutschen Geisel“. Die Osthoff-Entführer fordern von der Bundesregierung, die Zusammenarbeit mit dem Irak einzustellen.

Nach Ablauf eines Ultimatums irakischer Geiselnehmer bangen Angehörige und Freunde in Europa und Nordamerika um das Leben von vier Mitgliedern einer christlichen Hilfsorganisation. In Großbritannien wurde am Samstag nach Angaben des BBC-Rundfunks für das Leben des entführten Norman Kember (74) gebetet. Auch in Kanada gab es Mahnwachen für die Geiseln, zu denen die beiden Kanadier James Loney (41) and Harmeet Singh Sooden (32) sowie der Amerikaner Tom Fox (54) gehören. Ihre Kidnapper, die bislang wenig bekannte Gruppe „Schwert der Brigade für Rechtschaffenheit“, hat mit deren Ermordung gedroht, sollten nicht alle Gefangenen im Irak freigelassen werden.

Für die Freilassung der Mitglieder der Organisation Christian Peacemaker Teams (CPT) haben sich auch muslimische Gruppen eingesetzt, darunter der in Großbritannien inhaftierte radikale Islamist Abu Katada. CPT hatte irakischen Familien geholfen, ihre von den US-Soldaten gefangen genommenen Angehörigen in US- Militärgefängnissen aufzuspüren. Im nordirakischen Tikrit, der Heimatstadt des inhaftierten früheren Diktators Saddam Hussein, wurde die Leiche eines entführten Ägypters entdeckt, der für die US-Armee gearbeitet haben soll. Nahe Tikrit fand die Polizei die Leiche des Sohnes des ehemaligen Provinzgouverneurs, die mehrere Einschüsse aufwies. Der Vater des 45- jährigen Unternehmers Nahed Ghasi al-Chattab gehörte zum Saddam-Clan. (dpa)