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Es klingt schon wieder wie eine Orgel

Bei der Sanierung in Heidenau schaute die Kirche nicht aufs Geld. Die Kantorin freut sich auf das neue alte Instrument und den Spiegel.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Heidenau. Die ersten Töne sind fertig. Orgelbauer Johannes Lindner hat sie zur Kritik freigegeben. „Es klingt schon wieder wie eine Orgel“, sagt Kantorin Daniela Kettner-Nitzsche. Die Christuskirche bekommt ihr musikalisches Herz zurück. Die Entscheidung darüber hatte sich die Kirchgemeinde nicht leicht gemacht. Es gab drei Varianten für die Musik in der Kirche: die 90 Jahre alte Orgel sanieren; eine neue, ebenfalls mechanische beschaffen oder eine moderne digitale. Am Ende bekam das „technische Denkmal“ eine Chance, auch wenn das die mit knapp 40 000 Eure teuerste Variante ist. Ein solches Denkmal ist die Orgel, weil sie mit pneumatischen Ventilen funktioniert. Die Hälfte des Instrumentes ist noch im Original vorhanden, sagt Lindner. Die Technik sogar vollständig. Die Pfeifen jedoch wurden zur Hälfte manipuliert, spricht verändert. Das erste Mal schon in den 1930er-Jahren. Später dann, Anfang der 1990er-Jahre, noch einmal. Auch eine Orgel unterliege eben immer dem Zeitgeschmack – und dem Holzwurm. „Entscheidend ist, dass die Pfeifen noch da sind“, sagt Lindner. Und der Holzwurm nun nicht mehr. Aber der gehört zu einer Orgel wie die Pfeifen.

Die besondere Herausforderung waren die feinen Ledermembrane, die jede Pfeife hat. Diese Säckchen werden im Laufe der Zeit porös und spröde und platzen beim Spielen. Früher hielten die Membrane mal 80 Jahre, sagt Lindner. Das erste Mal wurden sie in Heidenau 1970 nach 43 Jahren gewechselt. Seither sind 54 Jahre vergangen.

Lindner ist bei seiner Arbeit viel allein. Eine kleine Kaffeemaschine steht auf dem Fußboden. Um trotzdem die Pfeifen und ihren Klang stimmen zu können, hat Lindner eine verlängerte maschinelle Hand, die die Töne anschlägt. Er kann dann nachstellen, ohne immer aus dem Orgelinneren wieder herauszumüssen. Gerade hat er die Rohrflöte fertig. Bei den Feinheiten ist dann aber doch ein Kollege dabei.

Nun freut er sich über den Besuch der Kantorin und die sich über den Blick in das Innere der Orgel, der sonst so nicht möglich ist. Es ist eine Weile her, dass Daniela Kettner-Nitzsche die Orgel das letzte Mal spielte: Silvester 2015. Dann wurde die Kirche ausgeräumt, die Sanierung begann. Ende August dieses Jahres wird die Kirche nun mit einem Jahr Verspätung wiedereröffnet. Und dann erklingt auch die alte Orgel neu. Der Kantorin kribbelt es in den Händen, noch ein bisschen vor Kälte, aber auch wegen der Lust des Orgelspiels. Mit den ersten drei von 14 Registern hat sie schon gespielt und ab und zu auch in Dohna, Burkhardswalde und Weesenstein. Das Spielen hat sie also in der Zwischenzeit nicht verlernt. Die Dohnaer Orgel ist natürlich größer und erklingt nach der Sanierung seit Dezember 2017 wieder.

Für Daniela Kettner-Nitzsche ist auch die Heidenauer Orgel ein schönes Instrument, auf dem zu spielen ihr Freude macht. „Es spielt sich ganz leicht“, sagt auch Orgelbauer Johannes Lindner. Noch dazu in einer bald noch schöneren und für alle offenen Kirche. Auch für Orgelkonzerte.

Der ans Fahrrad erinnernde Spiegel an der Orgel ist übrigens nicht, damit sich die Kantorin noch einmal ihres Äußeren vergewissern kann. Sondern schlichtweg, damit sie beim Gottesdienst die Pfarrerin im Blick hat und ihren Einsatz nicht verpasst.