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„Es kommt eh alles ans Licht“

Am Dienstagabend stellten sich Medienvertreter dem Bürgerdialog in der Kreuzkirche. Immer wieder fiel das Wort „Lügenpresse“.

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© Sven Ellger

Von Julia Vollmer und Andreas Weller

Auch zum fünften Bürgerdialog kamen wieder mehrere Hundert Interessierte. Viele wollten ihrem Ärger Luft machen. So beschwerte sich ein Besucher über das immer schlechter werdende Fernsehprogramm, vor allem Krimis würden immer schlechter. Denn dieses Mal standen die Medien im Kreuzfeuer – „zwischen Wahrheit und Lüge“, so der Titel der Veranstaltung.

Ganz konkret warf Pegida-Mitbegründer und mittlerweile Aussteiger René Jahn der Presse vor: „Die Medien sind hauptverantwortlich, dass Pegida so stark gewachsen ist.“ Am Anfang hätten die Medien gar nicht über die Bewegung berichtet, dann so falsch, dass die Teilnehmer es völlig anders wahrnahmen, als es in der Zeitung stand. „Dann wurde mit der Nazikeule auf jeden draufgehauen.“

Heinrich Löbbers, Mitglied der Chefredaktion der Sächsischen Zeitung, konterte, dass der Begriff Nazikeule von Pegida genutzt werde, „um sich in einer Opferrolle zu sehen“. Die SZ habe tatsächlich nie berichtet, bei Pegida wären alles Neonazis. Sehr wohl seien aber Rechtsextreme und Hooligans dabei.“ Dennoch kam zum Ausdruck, dass Pegida-Teilnehmer sich ungerecht von der Presse behandelt fühlen, sie machen den Menschen gar Angst, meinte ein Teilnehmer, weil Begriffe wie Menschenfeind und Rassist fallen würden.

Kommunikationsprofessor Lutz Hagen stellte fest, dass das Vertrauen in die Medien angeschlagen ist, diese aber nicht bewusst falsch berichten. „Ich nehme den Vorwurf „Lügenpresse“ nicht an“, so Stefan Locke, von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Es würde eh nichts bringen, bewusst die Unwahrheit zu berichten. „Es kommt eh alles ans Licht – von Straftaten durch Asylbewerber wie in Köln bis zu denen von Lutz Bachmann.“

Einige der Anwesenden beklagten auch wieder den Rundfunkbeitrag. AfD-Fraktionschef Stefan Vogel beschwerte sich, dass seine Meinung in der Berichterstattung zum Stadtrat von den Medien ignoriert werde. Auch Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) sagte, er ärgere sich öfter über die Medien, aber sie seien nicht gleichgeschaltet, wie ihnen manche vorwarfen.

Es gab aber auch Versöhnliches: So pflichtete Stefan Locke dem Besucher bei, dass Krimis immer schlechter werden. Der Bürgerdialog wird im Juni fortgesetzt. Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat sein Kommen bereits zugesagt.