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Es wird leise am Sachsenring

Mit prominenten Fahrern auf E-Motorrädern startet am Wochenende eine neue Ära. Ein Unglück verhinderte die bereits im März geplante Premiere.

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Stefan Bradl wird am Wochenende auf dem Sachsenring starten - allerdings nicht in der MotoE.
Stefan Bradl wird am Wochenende auf dem Sachsenring starten - allerdings nicht in der MotoE. © Archivbild: dpa/Hendrik Schmidt

Von Uli Schember

Hohenstein-Ernstthal. Alles begann mit einem Feuer. Tief in der Nacht brannte es im Fahrerlager in Jerez de la Frontera lichterloh, alle 23 Motorräder für die neue Elektroserie MotoE wurden ein Raub der Flammen, schlechter hätte der Start in das ambitionierte Projekt nicht verlaufen können. Durch das Unglück mit Millionenschaden Anfang März musste das erste Rennen um zwei Monate verschoben werden, am Wochenende schalten die Ampeln nach der schmerzhaften Verzögerung am Sachsenring auf Grün.

Bevor die Benzinmotoren am Renntag über Hohenstein-Ernstthal laut wie eh und je knattern, geht es auf dem 3,7 km langen Kurs ganz leise zu. Viel mehr als das Summen der Motoren, das Schleifen der Knieprotektoren oder das Quietschen der Reifen wird nicht zu hören sein, wenn der erste Sieger aus der Steckdose gesucht wird.

Neuland in Sachen nachhaltige Mobilität betreten durchaus prominente Rennfahrer. Etwa Sete Gibernau (46), zweimaliger MotoGP-Vizeweltmeister aus Spanien, sein Landsmann Nico Terol (30), 2011 letzter 125er-Champion, oder deren Landsfrau Maria Herrera (22) - einzige Pilotin im Feld.

Carmelo Ezpeleta, Boss des WM-Vermarkters Dorna, findet die MotoE einfach "aufregend". Im Februar des Vorjahres wurde die Serie in Rom vorgestellt. Zwölf Teams, darunter der deutsche Rennstall Intact GP, schicken insgesamt 18 Fahrer ins Rennen. Alle steuern das italienische Modell Energica Ego Corsa, Weiterentwicklung eines Serienmotorrads, 147 PS stark und bis zu 250 km/h schnell. Das flinke E-Bike beschleunigt laut Hersteller von 0 auf 100 in weniger als 2,8 Sekunden. Die Rundenzeiten liegen ungefähr auf Moto3-Niveau.

Elektromobilität liegt nicht erst seit gestern im Trend. Der Motorsport passt sich dem an und blickt in die Zukunft, die Formel E ist bereits seit 2014 unterwegs, nun folgen die Zweiräder. Jedem gefällt das natürlich nicht, egal wie groß das Umweltbewusstsein auch ist. Ein Motorrad, das keinen Lärm verbreitet? Ohne Getriebe, ohne Kupplung, ohne Schaltung? Für manchen Fan ein Graus, einfach nur sinnlos, total überflüssig.

Eine Umstellung für Zuschauer und Fahrer

Der satte Sound, den die MotoGP-Maschinen verbreiten, ist auch Kilometer entfernt vom Sachsenring zu hören. Musik in den Ohren für viele Zuschauer, aber in der MotoE einfach nicht da. Eine Umstellung, auch für die Piloten. Der Schweizer Jesko Raffin, früherer Moto2-Fahrer und für Intact GP in der "grünen Serie" dabei, fand den Unterschied zu seinen Erfahrungen bei der Rennsimulation zuletzt in Valencia enorm. "Es war immer sehr laut, bevor die rote Ampel ausging. Diesmal war da einfach eine Totenstille und dann ging es los."

Die MotoE fährt im Rahmenprogramm der Straßen-Weltmeisterschaft. In diesem Jahr sind sechs Rennen an vier Stationen in Europa vorgesehen, nach dem Sachsenring geht es in Spielberg/Österreich weiter, es folgen Rennen in Misano/Italien und Valencia/Spanien. In Sachsen werden acht Runden gefahren, die Renndistanz soll aber künftig größer werden.

Das Feuer hat den Terminplan durcheinandergebracht, die Verschiebung sorgte aber auch noch einmal für Fortschritte. "Die neuen Motorräder haben sich gegenüber dem, was wir vor dem verheerenden Brand hatten, stark verbessert", sagte Intact-Crew-Chief Gero Beetz nach der Generalprobe: "Die Batterie und auch die Motorleistung sind wesentlich besser geworden." (sid)