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Esel, Narren und ein falsches Hochzeitspaar

Beim Rosenmontagsumzug fahren 25 Wagen mit. Im Grunde ein Ausschnitt des wahren Lebens – nur verrückter.

Von Jens Hoyer
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Sei kein Esel, füttere den Bären. Die Stadtverwaltung ist als Zirkusunternehmen beim Umzug mitgefahren.
Sei kein Esel, füttere den Bären. Die Stadtverwaltung ist als Zirkusunternehmen beim Umzug mitgefahren. © Dietmar Thomas

Döbeln. Wenn sich das Rathaus zum Affen macht, ist mal wieder Rosenmontag. Der karnevalsaffine Teil der Stadtverwaltung hatte sich am Montag als Menagerie hergerichtet. Oberbürgermeister Hans-Joachim Egerer als Direktor drehte mit seiner Hauptamtsleiterin Carmen Auerswald im Zirkuskostüm einen Walzer auf der Bühne. Auch der Rest der Mannschaft – Bären, Affen und Esel – legte eine flotte Sohle hin. 

„Wir haben für unseren Auftritt 14 Tage im Trauzimmer geprobt“, verriet Standesbeamtin Irina Schädlich. Die Stühle wurden dafür beiseite gerückt. Das ging, weil es nicht so viele Trauungen gab. Für Hans-Joachim Egerer war es der letzte Auftritt als Oberbürgermeister bei einem Rosenmontagsumzug. „Es hat alles seine Zeit“, sagte er. Egerer wird Mitte des Jahres sein Amt niederlegen.

Den Ton gaben die Karnevalsvereine mit ihren Schlachtrufen an. Die Lommatzscher Karnevalisten mit „Sportler Helau“, der LFC mit „Limmritz geht los“, die Zschaitzer mit „Zschaitz olé“ und die Westewitzer mit „Muldenschiffer ahoi“. Auf der Bühne machten die Funkengarden und Tanzgruppen eine gute Figur. 

Und als der Lommatzscher Carneval Club die Pfannkuchenpolonaise eröffnete, steuerten die Döbelner Stadtwerke die Pfannkuchen bei – 1000 Stück. „Die stammen aus der Bäckerei Körner und von Erntebrot“, sagte Prokuristin Simone Friedrich.

Sind sie nicht cool? Die Damen vom Old Town Pub sorgten für Sicherheit.
Sind sie nicht cool? Die Damen vom Old Town Pub sorgten für Sicherheit. © Dietmar Thomas

Beim Umzug sind dieses Mal 25 Wagen mitgerollt. Der Sturm, der in den Karnevalshochburgen für Absagen der Umzüge sorgte, konnte den Döbelnern nichts anhaben, auch wenn der eine oder andere Hut vom Kopf geweht wurde. Auf dem Wagen der Wohnungsgenossenschaft Fortschritt lief das Notstromgerät, um bei dem kühlen Wetter die beiden Behälter mit Glühwein mit Strom zu versorgen. 

Hanni I, alias Hannelore Heinzmann, war mit einem Gefolge von etwa 30 Leuten erschienen. Das macht sie seit etwa neun Jahren, „Am Anfang war ich nur mit meinen beiden Hofdamen Christa und Angelika beim Umzug dabei. Später kam der Elferrat dazu“, erzählt sie. Dieses Mal rollte die WG Fortschritt mit acht Autos im Umzug mit. Danach wurde in der Begegnungsstätte in Döbeln Ost weiter Fasching gefeiert.

Die Funkengarden und Tanzgruppen der Faschingsvereine durften nicht fehlen. Hier der Limmritzer Faschingsclub.
Die Funkengarden und Tanzgruppen der Faschingsvereine durften nicht fehlen. Hier der Limmritzer Faschingsclub. © Dietmar Thomas

Auf dem Wagen des Sonnenhofes Ossig räkelten sich Cynthia und Florian als Brautpaar auf einem Bett. „Keine Angst, die Sittenpolizei ist dabei“, sagte die falsche Braut, im wirkliche Leben Servicekraft im Sonnenhof. Der Bräutigam ist Koch und wusste bis zum Morgen noch nicht von seinem Glück. „Ich wurde aus dem Schlaf gerissen und gefragt, ob ich nicht einen Anzug anziehen würde“, erzählt er.

Zum ersten Mal dabei war der Pflegedienst Brambor – und auch gleich mit einem Auftritt auf der Bühne. „Die Mitarbeiter der häuslichen Krankenpflege vom Niedermarkt haben mich überredet. Die wollten das seit Jahren“, sagte Chefin Cornelia Brambor. „Wir haben einen Song umgedichtet und geprobt wie die Wilden.“

Die Blauen und die Roten, THW und Feuerwehr, reihten sich in den Zug mit ein. „Die Jugendfeuerwehr und die THW-Jugend sind zum ersten Mal zusammen da. Es sind etwa 25 Kinder“, sagte Marcel Stern, stellvertretender Jugendwart der Feuerwehr. „Wir wollen auch in Zukunft zusammenarbeiten. Das ist der Auftakt.“