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Einheitliches Ladekabel kommt - Deutschland setzt EU-Vorgabe um

Im vergangenen Jahr einigte sich die EU auf ein einheitliches USB-C-Kabel als Standard für Ladebuchsen von Elektrogeräten. Nun hat auch Deutschland zugestimmt.

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Ein USB-C (l-r), ein Apple Lightning und ein Micro-USB Kabel (l-r) liegen nebeneinander. Vermutlich wird USB-C die einheitliche Standard-Ladebuchse in Europa.
Ein USB-C (l-r), ein Apple Lightning und ein Micro-USB Kabel (l-r) liegen nebeneinander. Vermutlich wird USB-C die einheitliche Standard-Ladebuchse in Europa. © dpa

Brüssel. Handy, Tablet, Kopfhörer und Laptop brauchen - je nach Hersteller - oft verschiedene Ladekabel, damit ist künftig Schluss. Mit Blick auf Smartphones hatte sich vor allem der iPhone-Konzern Apple mit seinem hauseigenen Lightning-Anschluss gegen eine einheitliche Lösung in der EU bislang gewehrt. Im Juni 2022 einigten sich EU-Staaten und das Europaparlament auf die Regelung, dass es ab Mitte 2024 einheitliche Ladekabel geben wird.

In Deutschland wird der einheitliche Ladestandard USB-C für Smartphones und andere Geräte bis Ende 2024 vorgeschrieben. Deutschland setzt damit eine EU-Vorgabe um. Das Bundeskabinett stimmte am Mittwoch einer entsprechenden Gesetzesänderung zu, wie das Wirtschaftsministerium mitteilte.

"Mit der Änderung des Funkanlagengesetzes sind die Tage des Chaos mit unterschiedlichen Ladekabeln für Smartphones, Tablets oder Notebooks gezählt", erklärte Wirtschaftsminister Robert Habeck. "Das einheitliche EU-Ladekabel macht das Leben für Verbraucherinnen und Verbraucher zukünftig leichter - und deutlich weniger Elektroschrott hilft der Umwelt."

Die Details:

Welche Geräte sind betroffen?

Konkret wird USB-C als Standard für Smartphones, Digitalkameras, Kopfhörer, Tablets, tragbare Videospielkonsolen, Tastaturen, E-Reader, Navigationsgeräte, Headsets und tragbare Lautsprecher vorgeschrieben, sofern sie mit einem Kabel aufgeladen werden können. Voraussetzung: Die Geräte müssen groß genug für einen entsprechenden Anschluss sein. Für Laptops tritt die Regelung erst ab 2026 in Kraft.

Bekomme ich dann mit jedem neuen Elektrogerät ein neues USB-C-Kabel?

Nicht zwangsläufig. Das Gerät selbst soll unabhängig von Ladegerät und -kabel verkauft werden können. Verbraucher hätten so die Möglichkeit zu entscheiden, ob sie ein zusätzliches Kabel benötigen oder darauf verzichten. Darüber hinaus soll durch spezielle Etiketten leichter festgestellt werden, ob bereits vorhandene Ladegeräte mit dem Endgerät kompatibel sind. "So wird es dem Kaufpublikum auch ermöglicht, fundiert zu entscheiden, ob es nötig ist, mit einem neuen Gerät auch ein neues Ladegerät zu kaufen", teilte das EU-Parlament mit. Nach vier Jahren soll der Nutzen überprüft werden, gegebenenfalls könnte der getrennte Verkauf dann sogar zur Pflicht werden.

Was soll der Vorstoß bewirken?

Zum einen sollen Verbraucher davon profitieren - weil weniger Kabel in ihrem Haushalt sind und sie zudem Geld sparen, wenn sie nicht mit jedem Gerät ein neues Netzteil erwerben müssen. Zum anderen soll Elektroschrott vermieden werden. Die EU-Kommission spricht von 11.000 Tonnen jährlich durch entsorgte und nicht benutzte Ladegeräte, wovon rund 1.000 Tonnen eingespart werden könnten.

Die Grünen-Abgeordnete Anna Cavazzini sagte zum Verhandlungsergebnis zudem: "Das spart Ressourcen, schont das Klima und die Nerven der Verbraucherinnen und Verbraucher." Angaben der EU-Kommission zufolge könnten Verbrauchern jährlich 250 Millionen Euro einsparen.

Warum sträuben sich Kritiker gegen die Vereinheitlichung?

Der Digitalverband Bitkom spricht davon, dass Innovationen ausgebremst werden. Schon jetzt setze sich induktives, kabelloses Laden immer weiter durch. "EU-Parlament und EU-Staaten hinken der technischen Entwicklung damit Jahre hinterher", so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.

Selbst Apple war vor ein paar Jahren einheitlich auf USB-C bei allen Macbook-Laptops umgestiegen. Der Konzern brachte gerade erst Montag bei der neuen Generation des Macbook Air den hauseigenen magnetischen Magsafe-Ladeanschuss zurück. Sein Vorteil ist im Vergleich zu USB-C, dass das Kabel einfach abspringt, statt kaputtzugehen, wenn man daran stark zieht.

Warum gibt es keinen Standard für kabelloses Laden?

Das EU-Parlament wollte das eigentlich auch in Angriff nehmen. Der Kompromiss besagt nun: "Die Europäische Kommission soll Maßnahmen ergreifen, die zu einem Standard für das kabellose Laden führen sollen", teilte Cavazzini mit, die die letzte Verhandlungsrunde am Dienstag geleitet hatte. Dafür seien zwei Jahre Zeit vorgesehen. EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton betonte, dass man die nun beschlossenen Standards je nach technologischer Entwicklung auch anpassen könne. (dpa)