Merken

Ex-MDR-Chef wirbt um Sendelizenz für RT Deutsch

Wolfgang Kenntemich unterstützt nach einem Zeitungsbericht den Sender, damit dieser nicht nur im Netz zu sehen ist.

 2 Min.
Teilen
Folgen
Wolfgang Kenntemich war von 1991 bis 2012 MDR-Chefredakteur
Wolfgang Kenntemich war von 1991 bis 2012 MDR-Chefredakteur © dpa

Der frühere Chefredakteur des MDR, Wolfgang Kenntemich, ist laut einem Bericht der Bild-Zeitung als Lobbyist für den Internetsender RT Deutsch tätig. Die Zeitung zitiert aus einer E-Mail, in der Kenntemich im Auftrag einer Anwaltskanzlei erkläre, „einen Beirat für RT Deutsch zu bilden“. Ziel sei es, in Deutschland eine Sendelizenz zu erhalten, damit RT Deutsch künftig nicht nur übers Internet zu sehen ist. Auf Nachfragen der Sächsischen Zeitung teilte Kenntemich mit, er werde sich „grundsätzlich zu Mandaten und Mandanten nicht äußern“.

Kritiker sehen in RT Deutsch, dem deutschen Ableger des von Moskau finanzierten Russia Today, einen russischen Propagandasender, der Verschwörungstheorien und rechtspopulistische Ansichten verbreite. Auf der anderen Seite gelingt es dem Sender immer wieder, prominente Persönlichkeiten für Interviews zu gewinnen, so zum Beispiel den früheren Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) zum deutsch-russischen Verhältnis. Laut Bild-Bericht stellt Kenntemich in der zitierten E-Mail in Aussicht, dass in Russland Repressalien gegen die Deutsche Welle gelockert werden könnten, wenn RT Deutsch eine Sendelizenz erhält. Auf Twitter kommentierte Marco Wanderwitz, sächsischer CDU-Bundestagsabgeordneter und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium: „Das wäre ein echtes Stück aus dem Tollhaus!“

Kenntemich war von 1991 bis zu seinem Ruhestand 2012 Chefredakteur Fernsehen beim MDR. Einem breiteren Publikum ist der heute 72-Jährige von seinen früheren „Tagesthemen“- Kommentaren bekannt. Derzeit ist er Direktor des Europäischen Instituts für Qualitätsjournalismus in Leipzig. Außerdem ist er Honorarprofessor am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig. (SZ/mk)