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Extrarunde für Luise Krüger

Das Stadion an der Bodenbacher Straße soll umbenannt werden. Doch in der Verwaltung hakt es.

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© Sven Ellger

Von Sophie Arlet

An einem Tag im Februar 1960 waren die Mädels der Hockeymannschaft von Lokomotive Dresden extrem aufgeregt. Die Jugendmannschaft stand im Endspiel der DDR-Meisterschaft in Magdeburg und die jungen Spielerinnen drohten angesichts der Herausforderung den Kopf zu verlieren. Doch ihre Trainerin Luise Krüger wusste die Mädchen zu beruhigen und erzählte zur Ablenkung von ihren Erlebnissen bei den Olympischen Spielen 1936. Die Motivation wirkte. Die Dresdnerinnen gewannen mit 8:0 gegen Magdeburg und wurden DDR-Hallenmeister.

Die Damenhockeymannschaft von Lokomotive Dresden um 1950. Luise Krüger steht ganz rechts. Sie war bei den Dresdner Sportlern beliebt. Auch heute erinnern sich noch viele gern an sie.
Die Damenhockeymannschaft von Lokomotive Dresden um 1950. Luise Krüger steht ganz rechts. Sie war bei den Dresdner Sportlern beliebt. Auch heute erinnern sich noch viele gern an sie. © privat

An diese Geschichte erinnert sich Karl Schreiber gerne. Der 81-Jährige war früher selbst begeisterter Hockeyspieler und kannte die Dresdner Leichtathletin „Lies“ Krüger gut. Als Speerwerferin gewann sie Olympia-Silber, darüber hinaus war sie im Fünfkampf aktiv, spielte Faust- und Handball sowie Hockey und Tennis. Der Dresdner Kreisverband Leichtathletik hatte 2015 vorgeschlagen, eine Sportstätte nach Krüger zu benennen. Die Wahl fiel auf das Leichtathletik-Stadion an der Bodenbacher Straße, direkt neben der Margonarena. Dort trainieren zum Beispiel die Sportler des Turn- und Sportvereins Dresden sowie des SV Sachsenwerk. Das Stadion hieß einmal Philipp-Müller-Stadion, wird aber kaum noch so genannt. Auf der Seite der Stadt ist es als Sportkomplex Bodenbacher Straße verzeichnet. Auch der Leichtathletikverband Sachsen nutzt diesen Namen. Die SPD-Fraktion im Stadtrat hatte den Vorschlag aufgegriffen und einen Antrag zur Umbenennung gestellt. Der Grundgedanke ist, die Sportstätten der Stadt generell nach erfolgreichen und beliebten Dresdner Sportlern zu benennen. Das Ansinnen fand große Zustimmung – im November 2016 sprach sich der Stadtrat einstimmig für die Umbenennung aus. Doch seither ist nichts mehr passiert. „Voraussetzung für die Umbenennung kommunaler Sportstätten der Landeshauptstadt Dresden ist die Bildung eines Gremiums mit Vertretern des Stadtsportbundes, Sportvereinen, Sportfachverbänden und der Sportverwaltung“, teilt Stadtsprecher Karl Schuricht mit. Eigentlich sollte sich dieses Gremium bereits Anfang des Jahres zusammenfinden. Jetzt ist vom dritten Quartal 2017 die Rede. Der Stadtsportbund will sich jetzt selbst um die Zusammenkunft bemühen. Bisher sei unklar gewesen, wer die Runde einberufen soll, sagt Hauptgeschäftsführer Robert Baumgarten. „Das ist ein unerfreuliches Kapitel der Bürokratie“, sagt Dietrich Ewers. Er war bis vor Kurzem Vorsitzender des Dresdner Leichtathletikverbandes. „Es wäre schön gewesen, zu den Kreismeisterschaften im Juni eine Tafel mit dem neuen Namen zu enthüllen“, so Ewers. Er hatte Luise Krüger während seines Studiums an der TU Dresden kennengelernt. Für alle Studenten waren damals vier Semester Sport Pflicht, Krüger war ihre Lehrerin.

Die 400-Meter-Bahn an der Bodenbacher Straße steht auch Hobbysportlern zur Verfügung. Wer einmal unter professionellen Bedingungen trainieren möchte, kann dies immer donnerstags von 17 bis 19 Uhr tun. Luise Krüger hätte das gefallen. Für sie stand der Spaß am Sport im Vordergrund, das Ergebnis war zweitrangig. Karl Schreiber erinnert sich an sie als „optimistische Trainerpersönlichkeit – herzhaft, einfühlsam wie humorvoll zugleich.“