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Fackelläufer bei Olympia

Leichtathlet Hans Jannasch war 1936 als Zuschauer in Berlin. Vorher trug er in Großenhain die Fackel, die sein Sohn nun besitzt.

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© Krüger-Mlaouhia

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Er lief die 1000-Meter-Strecke in exakt fünf Minuten – genau wie alle anderen 266 Fackelläufer in Deutschland vor den Olympischen Spielen 1936. Hans Jannasch, Leichtathlet vom Turn- und Sportverein Großenhain, durfte das olympische Feuer von der Fliegerhorst-Hauptwache auf der heutigen B 101 Richtung Frauenhain tragen und an den nächsten der insgesamt 17 Großenhainer Fackelträger weiterreichen. Und danach zehn Tage bei den Olympischen Spielen in Berlin dabei sein. Sein Sohn Hartmut Jannasch hat nicht nur den wertvollen Fackelschaft aus Nirostastahl aufbewahrt. Sondern auch die Postkarten, die sein Vater seiner Freundin Dorle Hohlfeld, Jannaschs Mutter, schickte – mit der Gesamtansicht des Reichssportfeldes. „Ich bin stolz, diese Dinge noch zu besitzen. Interessiere ich mich doch gerade auch sehr für die Olympiade in Brasilien“, sagt der Rentner, Heimatforscher und ebenfalls einstige Turner.

Weil sein Vater dieses Interesse an den Spielen in ihm geweckt hat, steuerte Jannasch auch Informationen zum Buch „Erster olympischer Fackel-Staffel-Lauf“ von Diethard Hensel aus Koselitz bei. Der heute 63-Jährige brachte es 2008 heraus. Darin hat er die Geschehnisse vom 31. Juli 1936 exakt festgehalten. So auch die Ankunft der Flamme um 21.10 Uhr zur Feierstunde auf dem Hauptmarkt, dem damaligen Adolf-Hitler-Platz. Nach Großenhain, das an der Fackelläuferstrecke von Tschechien Richtung Berlin lag, kamen damals auch die Riesaer zum Zuschauen. Vorher war das Feuer durch Meißen, Gävernitz und Piskowitz getragen worden. Priestewitz, so ist dem Buch zu entnehmen, wurde von den Zuständigen in Dresden als schönst-geschmücktes Dorf an der sächsischen Laufstrecke bezeichnet. Großenhain hatte sich eine besondere Form der Ausgestaltung ausgedacht und Tore in Form von Triumphbögen über die Straße gespannt. Spruchbänder im Licht der Scheinwerfer sollen Einheimischen und Besuchern ein eindrucksvolles Bild geboten haben. Tausende Menschen verfolgten den Lauf durch die Stadt. Hartmut Jannasch ist noch heute begeistert: Auf 3187 Kilometern hatten 3075 Läufer, darunter 2808 Fackelträger, das Feuer vom antiken Olympia in 292 Stunden durch sieben Länder getragen. Zum ersten und einzigen Mal war eine Metropole der ehemaligen DDR Olympiastadt.