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Falsche Polizisten im Visier des LKA

In Sachsen haben Betrüger, die sich als Polizisten ausgeben, in etwa 60 Fällen rund zwei Millionen Euro erbeutet. Genug, findet das Landeskriminalamt Sachsen und übernimmt jetzt die Ermittlungen.

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© dpa

Dresden. „Guten Tag, ich bin Martin Büchse von der Polizei und will Ihnen helfen“, so könnte ein Anruf beginnen, der viel Geld kostet. Zuletzt wurde dem Landeskriminalamt Sachsen ein Fall aus Dresden bekannt, der in das Muster einer momentan in Deutschland grassierenden Betrugsmasche passt. Hier gab sich ein angeblicher Polizist am Telefon tatsächlich als Martin Büchse aus, löcherte eine 82-Jährige und erkundigte sich nach eventuellen Vermögenswerten. Der Mann erklärte der Seniorin, dass sie ihr Konto wegen eines Sicherheitsproblems auflösen und weitere Schritte abwarten solle.

Die ältere Dame wurde misstrauisch und wendete sich an die Polizei. Anders verhielten sich jedoch etwa 60 weitere Opfer in Sachsen, die in den letzten Monaten von falschen Polizisten um fast zwei Millionen Euro erleichtert wurden. In einem Fall erbeuteten Unbekannte sogar 400 000 Euro. Genug, findet das Landeskriminalamt jetzt und übernimmt deshalb die Ermittlungen gegen die falschen Kollegen, die es vor allem auf ältere Menschen abgesehen haben.

Das Vorgehen der Täter ist laut LKA fast immer ähnlich. Sie rufen meist abends zu fortgeschrittener Stunde an und geben sich als Beamter oder Mitarbeiter einer örtlichen Polizeidienststelle aus. Was die Opfer nicht wissen: Die Anrufe kommen oft aus türkischen Call Centern und werden zum Teil so umgeleitet, dass auf den Telefondisplays tatsächlich die Nummer einer Dienststelle erscheint.

Die Täter geben vor, dass die Polizei mehrere Mitglieder einer ausländischen Bande festgenommen habe, jedoch noch einige flüchtig seien. Um auch diese zu erwischen, seien sie auf die Hilfe der Senioren angewiesen. Mit mehreren Telefonaten versuchen die falschen Polizisten, das Vertrauen der Opfer zu gewinnen. Zugleich wird Druck aufgebaut. Es wird beispielsweise vorgegeben, dass man bei den Verhafteten Notizen gefunden hätte, aus denen der Name und die Anschrift des Opfers, Kontodaten und die Information „Hat Geld“ hervorgingen. Darüber hinaus sei zu befürchten, dass bald eingebrochen werden könnte, gaukeln die falschen Polizisten vor.

Die Telefonate erfolgen teilweise täglich und über Monate. Wenn sich die Täter sicher sind, dass sie Vertrauen erlangt haben, bewegen sie ihre Opfer zum Übergeben von Bargeld, Schmuck, Wertpapieren, Sparbüchern und Kontodaten. Sie fordern, die Wertsachen in Bankschließfächern zwischenzulagern, um sie so für eine angebliche Überprüfung (etwa auf Falschgeld) durch einen „verdeckten Ermittler“ zu übergeben. Passiert dies, ist das Geld meist weg. Manche Täter gehen sogar so weit, dass sie die Opfer zwingen, ein gesondertes Handy zu kaufen, damit diese ständig erreichbar sind und sich melden, wenn sie das Haus verlassen. Auch fordern sie, das Gerät bei Besuchen von Kreditinstituten oder bei Kontakt mit echten Polizeibeamten zu aktivieren, damit sie die Gesprächsverläufe mithören können. (fsc)

Das LKA warnt eindringlich vor der Betrugsmasche und bittet mögliche Opfer, sich bei einer Polizeidienststelle zu melden! So erreichen Sie die PD Dresden: 0351 - 483 22 33