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Familienkompass

Ein Tag im Kindergarten wie Wellness-Urlaub

Der Alltag in den Kitas in Doberschau-Gaußig, Göda und Obergurig steckt voller Überraschungen. Der Familienkompass zeigt: Die Eltern finden's toll.

Von Franziska Springer
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Kindergärtnerin Nicole Hakelberg bastelt mit einigen Mädchen ihrer Kindergartengruppe Bilder aus Naturmaterialien. In der Kita Erfindergarten in Doberschau gehört das zum Konzept.
Kindergärtnerin Nicole Hakelberg bastelt mit einigen Mädchen ihrer Kindergartengruppe Bilder aus Naturmaterialien. In der Kita Erfindergarten in Doberschau gehört das zum Konzept. © Steffen Unger

Doberschau. Der Zufall diktiert im Erfindergarten in Doberschau das Programm: Als die Kinder vor einigen Wochen einen Igel im Garten ihrer Kindertagesstätte fanden, war ihr Interesse geweckt. Seither begleitet das Tier die Gruppe im Alltag. Auf der Wiese harken die Kinder nun Laubhaufen zusammen, um den Igeln gemütliche Winterquartiere zu bereiten. Aus Kastanien basteln sie die Stacheltiere im Miniaturformat, auf Spaziergängen versuchen sie, ihnen nachzuspüren. Aus der zufälligen Begegnung entstand ein lehrreiches Projekt. Genau so soll, das ist das Credo im Erfindergarten, Wissen vermittelt werden.

So gut wie in Doberschau-Gaußig und den angrenzenden Gemeinden Göda und Obergurig wurde die Qualität von Kindertagesstätten im Zuge der Umfrage Familienkompass fast nirgendwo in ganz Sachsen bewertet. Familien wohnen in den drei Gemeinden nach eigener Aussage unter nahezu optimalen Bedingungen, bemängeln zwar fehlende Freizeitangebote und schlechte ÖPNV-Anbindungen, siedeln sich aber dennoch gern hier an - unter anderem wegen der besonderen Betreuungsangebote für ihre Kinder.

Sauna und Quarkmaske im Kindergarten

Im Hinblick darauf viel zu entdecken, ja zu staunen, gibt es zum Beispiel im Doberschauer Erfindergarten: Eine hauseigene Sauna gehört hier zum pädagogischen Konzept. "Aller 14 Tage haben unsere Kinder ab dem dritten Lebensjahr einen Saunatag", erzählt Erzieherin Uta Schreiber, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Nicole Hakelberg täglich 19 Kinder von drei und vier Jahren hütet und fördert.

In Fünfergrüppchen marschieren die Kinder am Saunatag mit ihren Erzieherinnen ins finnische Dampfbad. Bis alle ihre Schwitzkur absolviert haben, dauert das gern den ganzen Vormittag, denn das Prozedere ist ausgefeilt und kindgerecht. Uta Schreiber erklärt: "Die Sauna ist zwischen 50 und 80 Grad warm, also etwas kälter als normale Saunen. Der erste Saunagang dauert etwa fünf Minuten. Danach wird lauwarm geduscht, im Außenbereich abgekühlt. Dann gibt es auf den Ruheliegen Massagen, gefolgt von einem zweiten Saunagang. Manchmal machen wir mit den Kindern auch Quark- oder Gurkenmasken."

Das klingt eher nach Wellness-Urlaub statt nach Kindergarten. Uta Schreiber schmunzelt: "Ja, wir erziehen hier definitiv kleine Genießer und gesunde Menschen", sagt sie. Zum gesunden Alltag gehören im Erfindergarten auch beherzte Sprünge in die nächste Regenpfütze: "Wir sind wirklich bei Wind und Wetter mit den Kindern draußen", versichert Uta Schreiber.

Nicht nur das pädagogische Zusammenspiel aus Bewegung und spielerischem Lernen begeistert die Eltern der Erfindergarten-Kinder. Nadine Liebezeit, deren siebenjähriger Sohn den Erfindergarten inzwischen als Hortkind besucht, erzählt: "Das Essen wird jeden Tag frisch zubereitet, sogar die Vesper. Das finde ich schon außergewöhnlich."

Sogar die Vesper wird frisch zubereitet

Dass das in vielen Kindertagesstätten anders gehandhabt wird, weiß Nadine Liebezeit aus den Gesprächen mit Freundinnen und Kollegen. Sie sagt: "Dieses Angebot finde ich toll. Denn, mal ehrlich, viel Auswahl gibt es nicht, wenn die Eltern ihren Kindern etwas zu essen mitgeben müssen, was ungekühlt auch am Nachmittag noch lecker schmeckt." Und noch etwas ist ihr positiv in Erinnerung geblieben aus der Zeit, als ihr Sohn Nils, der inzwischen die zweite Klasse besucht, noch als Kindergartenkind im Erfindergarten betreut wurde: die enge Bindung, die er zu seiner Erzieherin aufbaute. "Er hatte sie komplett ins Herz geschlossen", erinnert sich Nadine Liebezeit.

"Bei jedem Abschied von den Schulanfängern gibt es Tränchen", bestätigt Uta Schreiber, die ihre Gruppen vom Krippen- bis ins schulfähige Alter betreut. Während die Erzieherinnen bleiben, wechseln die Gruppen jährlich ihre Räume. Auch das hat Methode und orientiert sich am Entwicklungsstand der Kinder: "Jedes der Gruppenzimmer ist für eine bestimmte Altersgruppe eingerichtet und orientiert sich in seiner Ausstattung an den Anforderungen und Interessen der Kinder", berichtet Uta Schreiber. 140 Kinder wachsen so unter der Obhut von 14 Erzieherinnen und zwei geringfügig Beschäftigten im Erfindergarten auf.

Tiere pflegen bei der Tagesmutti

Ab Dezember wird auch der jüngste Sohn von Nadine Liebezeit zu ihnen gehören. Dann wird er drei und wechselt von seiner jetzigen Tagesmutti Renate Groß, die in Weißnaußlitz die "Kindertagespflege auf dem Bauernhof" betreibt, in den Erfindergarten. Auch ihm, schätzt seine Mutter, wird der nahende Abschied schwerfallen.

Das zeigt, dass die herausragende Qualität der Kinderbetreuung in Doberschau-Gaußig, Obergurig und Göda sich nicht auf einzelne Einrichtungen beschränkt. Bei Renate Groß, erzählt Nadine Liebezeit, sei es etwa Usus, dass die Kinder täglich mit Tieren zu tun haben und deren Pflege schon im Kleinkindalter lernen. "Man muss natürlich wollen, dass die Kinder mit Tieren aufwachsen. Aber ich persönlich begrüße diese Konzepte, die viel Bewegung an der frischen Luft vorsehen, wirklich sehr und mache mir überhaupt keine Sorgen, dass sich auch der Jüngste im Erfindergarten wohlfühlen wird."

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