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Fast alle russischen Militär-Einrichtungen verkauft

Sie wurden zu Naturschutzgebieten, Gewerbeparks oder Behördenzentren: Die ehemaligen russischen Militär-Einrichtungen in Sachsen haben ein neues Leben eingehaucht bekommen.

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Dresden. Rund 20 Jahre nach dem Abzug der letzten russischen Truppen aus Sachsen sind fast alle ehemalige Kasernen und Truppenübungsplätze im Freistaat in neue Hände übergegangen. „Von den 1993 durch das Land Sachsen übernommenen 184 Objekten wurden 116 verkauft, andere wurden früheren Besitzern zurückgegeben oder werden vom Freistaat selbst genutzt“, sagte Andrea Krieger vom Sächsischen Immobilien- und Baumanagement (SIB) auf Anfrage der dpa. Abzüglich der Kosten zum Beispiel für die Beseitigung von Altlasten seien rund 50 Millionen Euro an Verkaufserlösen erzielt worden. In den Immobilien wurden unter anderem Wohngebiete neu erschlossen, in vielen Fällen fanden Behörden in den ehemaligen Kasernen neue Büroräume.

Insgesamt habe das SIB als landeseigener Betrieb vor 20 Jahren gut 17.600 Hektar Flächen von der abgerückten russischen Armee übernommen. „Die Vermarktung dieser Flächen ist weitestgehend abgeschlossen, es stehen nur noch Restbestände zur Verfügung“, sagte Krieger. Zahlreiche Objekte werden nun neu genutzt. So wurde das ehemalige Dienstgebäude des sowjetischen Geheimdienstes KGB in Leipzig entkernt und saniert, nachdem es Jahre lang leer gestanden hatte. Heute beherbergt es das Sächsische Finanzgericht. „In der Kaserne in Grimma wurde das Finanzamt untergebracht, in einer ehemaligen Kaserne in Torgau befindet sich der Sitz der Außenstelle der Staatsanwaltschaft Leipzig“, nennt die Sprecherin weitere Beispiele behördlicher Nachnutzung.

Aber auch private Investoren fanden Gefallen an den früher militärisch genutzten Flächen. So entstanden zum Beispiel in Dresden ein Halbleiterwerk und in Leipzig ein Versandzentrum eines Internethändlers. Ebenfalls in Leipzig wurden im Stadtteil Grünau auf dem Gelände einer früheren russischen Kaserne eine Einfamilienhaussiedlung angelegt und ein Einkaufszentrum gebaut.

Probleme bei der Vermarktung oder Nachnutzung machten häufig die Hinterlassenschaften der russischen Armee. So entstand mit der Königsbrücker Heide zwar ein fast 7.000 Hektar großes Naturschutzgebiet auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz. Da jedoch noch immer Munitionsreste und Blindgänger in dem Areal liegen, kann nur ein kleiner Teil von Besuchern betreten werden. „Potenzielle Kaufinteressenten sind aufgrund des erheblichen Sanierungsbedarfs für die Beseitigung von Altlasten von ihren Kaufgesuchen abgerückt“, berichtete Krieger.

Mit dem Ende der Teilung Deutschlands wurden jedoch nicht nur ehemalige Flächen der russischen Streitkräfte übergeben, auch die Bundeswehr übernahm Immobilien von der Nationalen Volksarmee der DDR. Mit der Reform der deutschen Streitkräfte wurden verschiedene Einrichtungen frei, wie etwa die Jägerkaserne in Schneeberg. „Das Objekt ist bekannt geworden, weil es zunächst noch für rund 70 Millionen Euro saniert wurde“, sagte Hans-Arno Simon von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), die für die Vermarktung dieser Objekte zuständig ist. Verkauft wurde die Kaserne dann für zwei Millionen Euro an einen Investor.

Für die Bunkeranlage im ehemaligen NVA-Ausweichgefechtsstand Kossa-Söllichau nordöstlich von Leipzig fand sich zunächst kein Käufer, schließlich wurde der Wald verkauft, in dem sich die Anlage befindet. „Der Käufer hat sich verpflichtet, den Museumsbetrieb in dem Bunker zu gewährleisten“, berichtete Simon. In der Leipziger Theodor-Körner-Kaserne entstand seinen Angaben nach ein Wohngebiet, andere ehemalige NVA-Kasernen werden wie ihre russischen Pendants inzwischen von Behörden genutzt oder wurden zu Gewerbegebieten. (dpa)