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Faultürme fressen Geruchswolke an der A 4

Eine Biogasanlage in Kaditzsoll künftig Energie für ein Blockheizkraftwerk liefern.

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Von Andreas Rentsch

Die Stadtentwässerung Dresden schickt sich an, die Geruchsbelastung durch die Kläranlage in Dresden-Kaditz zu bannen. Anfang Oktober hat der Bau einer sogenannten Schlammfaulungsanlage begonnen, teilt Unternehmenssprecher Torsten Fiedler mit.

Eröffnung für 2010 geplant

Unter anderem wird eine Biogasanlage errichtet, die künftig Energie für ein Blockheizkraftwerk (BHKW) liefert. Zur Grundsteinlegung für das 36,5-Millionen-Euro-Projekt am kommenden Dienstag hat sich Sachsens Umweltminister Frank Kupfer (CDU) angesagt. In den Probebetrieb gehen soll die Anlage Juli 2010 – pünktlich zum hundertjährigen Bestehen der Kläranlage.

Zwei 34 Meter hohe und jeweils 10 500 Kubikmeter fassende Faulbehälter in Ei-Form (s. Grafik) werden das Areal dominieren. Planer Volker Müller von der Prowa Ingenieure Dresden GmbH rechnet mit rund 12 000 Kubikmetern Gas aus der Schlammfaulung, die pro Tag anfallen. Das angeschlossene BHKW wandelt dessen Energie in Wärme und Strom um. So lassen sich etwa drei Megawatt-Stunden (MWh) an fossilen Energieträgern ersetzen. Die bisher betriebene Trocknung wird stillgelegt – damit verschwinden nahezu vollständig die lästigen Geruchswolken, die Autofahrer auf der A 4 im Dresdner Talkessel begrüßen.

Für Prowa sei das Großprojekt in der Heimat mit einer Menge Prestige verbunden, sagt Müller. Der 40-Jährige und sein Kollege Helge-Carsten Barthlmé zeichnen als geschäftsführende Gesellschafter verantwortlich für das 1990 gegründete Büro, das seinerzeit aus dem Volkseigenen Betrieb (VEB) Projektierung Wasserwirtschaft Dresden hervorgegangen ist. Die derzeit 35 Mitarbeiter erbringen Ingenieurleistungen von der Planung bis zur Bauüberwachung und erzielen damit jährliche Umsätze von rund zwei Millionen Euro. „Dabei liegt unser Schwerpunkt auf Anlagen der Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung“, erklärt Volker Müller. Prowa-Ingenieure hätten aber auch an Vorplanungen für die Hochwasserschutzlinie in der Dresdner Innenstadt gearbeitet.

Den Bau der Biogasanlage in Kaditz begleitet Prowa mit der ebenfalls in Dresden vertretenen Ingenieurgruppe Dr. Born – Dr. Ermel. Das Vorhaben ist nicht der einzige Auftrag zum Thema regenerative Energien, den die Dresdner bearbeiten. 2007 hat die Abwasserentsorgungsgesellschaft Meissner Land dem Unternehmen den Auftrag für eine Machbarkeitsstudie erteilt, in der die Nutzungsmöglichkeiten von Solarenergie untersucht werden sollen.

Fernwärme für Haushalte

Biogas-Anlagen sind in der Landeshauptstadt bereits an der Kötzschenbroder Straße oder im Schönfelder Hochland in Betrieb. Bei der Agrikultur Schullwitz wird Gülle von Kühen und Mais- und Grassilage vergoren. Der dort produzierte Strom deckt den Jahresbedarf von rund 1 500 Haushalten. Mit ebenfalls entstehender Wärme heizte das Agrarunternehmen seine Spargelbeete. Inzwischen existieren Pläne, rund hundert Häuser in Weißig mit Fernwärme zu versorgen.