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FC Bayern gewinnt die Champions League

Die Münchener bezwingen im Endspiel Paris Saint-Germain - und holen zum zweiten Mal nach 2013 das Triple.

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Die Bayern feiern den Triumph im Champions-League-Finale.
Die Bayern feiern den Triumph im Champions-League-Finale. © Pool Reuters/AP

Lissabon. Die Münchner Triple-Könige fielen auf die Knie und sich dann in grenzenlosem Jubel in die Arme. Trainer Hansi Flick gratulierte sofort dem geschlagenen Thomas Tuchel und tröstete den in Tränen aufgelösten Weltstar Neymar. 

Der deutsche Rekordmeister hat sich am Sonntag in einem packenden Champions-League-Finale zum Fußball-König von Europa gekrönt. Held des Abends beim 1:0 (0:0) gegen Tuchels Paris Saint-Germain war der in Paris geborene Kingsley Coman mit dem wichtigsten Tor seiner Karriere - dem insgesamt 500. Treffer der Münchner in der Königsklasse. Der Schlusspfiff war der Start in eine lange Partynacht.

"Das ist schwer, nach dem Spiel zu realisieren", sagte der zuvor bärenstark haltende Nationaltorwart Manuel Neuer beim Streamingdienst DAZN. "Das ist Freude und das ist Erleichterung. Das ist ein Traum für uns alle." Vor allem auch für Coman, der bei PSG ausgebildet wurde und dort auch als 16-Jähriger sein Profidebüt gefeiert hatte.

Bayerns "King" köpfte nach einer Superflanke von Joshua Kimmich in der 59. Minute das Tor zum Triple. Der Schachzug von Bayern-Trainer Hansi Flick war aufgegangen: Er hatte Coman für Ivan Perisic aufgeboten. Die Pariser Vergangenheit Comans sei "vielleicht eine Extra-Motivation", hatte Flick beim Streamingdienst DAZN gesagt.

Noch kein ganzes Jahr mit Flick

Ein Jahr nach Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool triumphierte der 55 Jahre alte Flick im deutschen Trainerduell mit Thomas Tuchel (46). Flick führte die Bayern sieben Jahre nach Jupp Heynckes in der ultra-langen und schwierigen Corona-Spielzeit in nicht einmal zehn Monaten Amtszeit als Chefcoach zum zweiten Triple. Die Bayern, die ihren dritten Titel nach 2001 und 2013 feierten, sind zudem in 28 Jahren Champions League der erste Gewinner, der in allen Saisonspielen siegen konnte - es waren elf an der Zahl.

Angeführt von Leon Goretzka und Kapitän Neuer waren die Münchner um kurz vor acht aus dem Mannschaftsbus gestiegen - voll fokussiert und mit nur einem Ziel. Sie "wollen unbedingt diesen Pokal holen", hatte Flick bei Sky gesagt. Neuzugang Leroy Sané, der nicht spielberechtigt war, schrieb bei Twitter: "Ihr packt das!!!" Die taktisch geprägte, aber wie für ein Finale typisch höchst intensive Anfangsphase war vielversprechend - Robert Lewandowski, mit 15 Treffern Torschützenkönig der Königsklasse, traf den Pfosten (22.). Allerdings musste Neuer auch in höchster Not gegen den von Mbappé bedienten Neymar retten (18.).

Das Finale in Bildern:

Die Bayern posieren für das Mannschaftsfoto.
Die Bayern posieren für das Mannschaftsfoto. © dpa
Die Elf von Paris Saint-Germain.
Die Elf von Paris Saint-Germain. © Getty Images via UEFA
5000 Fans durften das Spiel im Stadion verfolgen.
5000 Fans durften das Spiel im Stadion verfolgen. © AP
Der Treffer von Coman zum 1:0
Der Treffer von Coman zum 1:0 © Pool Reuters/AP
Paris-Trainer Thomas Tuchel blieb der Triumph verwehrt.
Paris-Trainer Thomas Tuchel blieb der Triumph verwehrt. © Getty Images via UEFA
Weltstar Neymar am Boden.
Weltstar Neymar am Boden. © Pool AP
Abpfiff! Die Bayern jubeln nach dem Schlusspfiff.
Abpfiff! Die Bayern jubeln nach dem Schlusspfiff. © POOL afp/AP

Mit hohem Pressing, Flicks "Erfolgsgarantie" beim überragenden 8:2 im Viertelfinale gegen den FC Barcelona und dem 3:0 gegen Olympique Lyon im Halbfinale, versuchten die Bayern, das Pariser Starensemble immer wieder unter Druck zu setzen. Lewandowski, Thomas Müller, Serge Gnabry und Coman lauerten auf Ballverluste, das Mittelfeld ordneten Thiago und Goretzka. 

Das Bayern-Spiel in die Tiefe aus dem eigenen Ballbesitz heraus war aber ausbaufähig. Viele kleine Fouls störten zudem den Aufbau beider Mannschaften. Gänzlich auszubremsen waren Neymar, der zunächst zentral stürmte, Mbappé und Di Maria nie. Vor allem über die linke Seite des französischen Weltmeisters nahm Paris immer wieder Tempo auf. 

Di Maria schoss frei vor Neuer über das Tor (23.), Tuchel, der mit dicker Schiene am gebrochenen Fuß wieder meist auf einer Kühlbox saß, schlug beide Hände vor dem Gesicht zusammen. Der nach dem Lyon-Spiel angeschlagene Jerome Boateng verletzte sich bei diesem Pariser Angriff und musste ausgewechselt werden. Für ihn kam Niklas Süle, der erst seit Kurzem von einem Kreuzbandriss genesen die große Aufgabe gegen Neymar und Mbappé übernahm.

Fast menschenleeres Stadion

Es blieb eine Partie, in der die Anspannung bei fast jeder Aktion zu sehen war. Jeder Fehler könnte bitter betraft werden. Lewandowski kam zum Kopfball, die Pariser Abwehr war in der Szene viel zu nachlässig mit dem Bayern-Torjäger. Im Fallen versuchte es der Pole, es reichte aber nicht, um Keylor Navas zu überwinden (31.). Der PSG-Torwart aus Costa Rica hatte sich rechtzeitig zum Finale fit gemeldet und parierte vor der Pause auch gegen Gnabry (45.+1). 

Im eigenen Strafraum hatten die Münchner Glück, dass Mbappés Abschluss nach einem Fehler von David Alaba kurz vor der Pause zu schwach geriet, um Neuer in Bedrängnis zu bringen. Im fast menschenleeren Estádio da Luz sorgten die Delegationsmitglieder beider Clubs für zumindest ein wenig Motivation von der Seitenlinie. Und die Stimmung wurde hitziger. 

Wie hier auf der Leopoldstraße feierten Fans spontan am Abend den Titelgewinn.
Wie hier auf der Leopoldstraße feierten Fans spontan am Abend den Titelgewinn. © dpa/Peter Kneffel

Nach einem Foul von Gnabry an Neymar, für das der deutsche Nationalspieler Gelb sah, kam es zur ersten Rudelbildung (52.). Als beide Mannschaften etwas zurückhaltender spielten, bediente Joshua Kimmich mit seiner wunderbaren Flanke Coman, der die kurzzeitig unsortierte PSG-Abwehr mit dem Münchner Führungstor überrumpelte.

Angetrieben durch den Treffer wurden die Bayern offensiver und dominierten die Partie. Ein Schuss von Coman blockte Thiago Silva gerade noch ab (62.), Flick brachte Perisic und Philippe Coutinho für den Torschützen und Gnabry (68.). Paris wurde nur noch streckenweise gefährlich. Als Neuer gegen Marquinhos gefordert war, war der Keeper wieder zur Stelle (70.). Für Paris kam anschließend Nationalspieler Julian Draxler ins Spiel (72.). 

Internationale Presse verneigt sich vor den Bayern

Die internationale Presse huldigt dem FC Bayern München unterdessen als würdigen Sieger der Champions League. Während der "Guardian" die bayrische Cleverness lobt, kommt PSG-Star Neymar in England nicht so gut weg. Der "Telegraph" bezeichnet den Brasilianer als "Schatten seiner Selbst". Hier gibt es die internationalen Pressestimmen zum Finale zwischen den Bayern und Paris im Überblick.

Gazzetta: „Der Fluch der Pariser geht weiter, versenkt von einem Jungen, der in ihrem Jugendbereich aufgewachsen ist. Für die Bayern ist es jedoch der Preis der absoluten Dominanz: Niemand hat es jemals geschafft, alle Champions-League-Spiele zu gewinnen, vom ersten der Gruppe bis zum letzten.“

Independent: „Diese komischste aller Champions-League-Saisons endet mit dem größten Traditionalisten unter den Gewinnern und einer klassischen Abschlusspointe. Altes Geld schlägt neues Geld - dank eines Jungen, der seinem früheren Verein zeigt, warum er bei ihm falsch lag.“

Guardian: „Mit einem attraktiven Spiel und hohem Pressing haben die Bayern ihren Weg mit 33 Siegen und nur zwei Niederlagen in 36 Spielen in allen Wettbewerben wie ein Bulldozer bestritten. Und der Punkt, als man den Eindruck hatte, Flick könnte falsch liegen, scheint seit Langem überschritten.“

Sun: „Flick ist jetzt sicher keine Übergangslösung mehr. Wie ein Genie hat er einen Lauf von 21 Siegen in Folge in allen Wettbewerben produziert. Damit, dass er Coman Perisic vorzog hat er einen weiteren Streich hinzugefügt. (...) Die einzige Überraschung ist, dass es kein Tor für Robert Lewandowski gab.“

AS: „Die Bayern haben Magie in ihren Stiefeln. Er hatte es immer. Robert Lewandowski ist eine Kanone. Manuel Neuer scheint Magnete an seinen Handschuhen zu tragen, und Joshua Kimmich verkörpert das Kriegergen, das das Allianz-Arena-Team im Laufe der Geschichte definiert hat. Natürlich brauchte er einen Katalysator, der all das Potenzial kanalisieren konnte, das unter den rot-weißen Trikots verborgen war. Und genau dort erscheint Flick. Eine gemächliche Person. Herzlich, aber immer direkt und offen. So wie sie sie in München lieben.“

L‘Equipe über Coman: „Die Geschichte ist grausam und wird sich daran erinnern, dass ein Kind von PSG die Träume von einem ersten Sieg in der Champions League für Paris ausgelöscht hat.“

L‘Equipe über Neymar: „Die Geschichte wird sich daran erinnern, dass der größte Transfer in der Fußballgeschichte (222 Millionen Euro) sein Finale verpasst hat, dass er in Tränen aufgelöst war: eine persönliche Niederlage gegen Neuer (18.) und eine durchschnittliche Leistung“.

Le Parisien: „Wir sind immer noch stolz auf sie“

Marca: „Kaiserliche Bayern!“

Telegraph: "Es wird keinen Trost für PSG geben, die zahllose Chancen liegengelassen haben, dem Finale ihren Stempel aufzudrücken. Kylian Mbappé war zahnlos und Neymar ein Schatten seiner selbst. Die Bühne wurde den Bayern und Flick überlassen, der Jupp Heynckes mit einem außergewöhnlichen Triple nachahmte."

Blick: "Paris kann kein Mittel gegen die Bayern und auch Manuel Neuer im Tor finden. Die Über-Bayern bringen die Führung über die Zeit und krönen ihre starke Saison mit dem Titel."

Neue Zürcher Zeitung: "Mit einem 1:0 schlossen die Münchner Bayern eine makellose Champions-League-Saison ab, eine Saison, die vielleicht einmal als die beste der Vereinsgeschichte gelten wird. Neymar, Kylian Mbappé und Ángel Di María in Schach zu halten – das war die Aufgabe, die die Bayern zu bewältigen hatten, und sie lösten sie im Stile eines Klasseteams. Niemand wird daran zweifeln, dass dieses ungewöhnliche Turnier einen würdigen Sieger gefunden hat." (dpa)