Von Frank Thümmler
Nein, von einem Strategiewechsel will Manfred Weidner nicht sprechen. Mit ihm als Trainer hatte das Team die Aufstiege von der Landesliga in die Oberliga (2013) und zwei Jahre später in die Regionalliga geschafft. Einen großen Anteil daran hatten routinierte tschechische Ex-Profis wie Pavel Lukas, Jan Nezmar und Jan Flachbart. Sogar Hannovers Bundesliga-Held Jiri Stajner war da, später Lubos Loucka, Jan Penc und einige andere. „Wir wollten hoch, und es war klar, dass das mit jungen Spielern ganz schwierig wird. Also haben wir gern auf die tschechischen Routiniers zurückgegriffen. Das war für beide Seiten eine tolle Sache“, sagt Weidner, inzwischen wieder sportlicher Leiter beim FC Oberlausitz. Die Mannschaft hatte zu dieser Zeit den Ruf einer ausgebufften Truppe voller Ex-Profis.
Der Kader des FC Oberlausitz Neugersdorf
Jetzt ist alles anders: „Unsere Strategie war von vornherein, dass wir, wenn wir in der Regionalliga angelangt sind, verjüngen. Wir wollen als Verein wahrgenommen werden, der jungen Spielern ein Sprungbrett in den Profibereich bietet“, sagt Weidner und verweist auf Spieler wie Filip Kusic (jetzt Erzgebirge Aue), Marcelo Freitas (Energie Cottbus) oder Wesley da Silva (Slovan Liberec), denen dieser Sprung gelungen ist. Auch vor dieser Saison haben die Neugersdorfer verjüngt. Mit Štepán Vachoušek und Milan Matula sind nach Jan Penc und Luboš Loucka (zum Jahresbeginn) zwei weitere deutlich über 30-jährige Tschechen weg. Neu geholt wurde nur ein Routinier: Rückkehrer und Ex-Dynamo Robert Koch, der nebenbei auch ins Marketing des Vereins einsteigt. Insgesamt stehen elf U23-Spieler im offiziellen 24-Mann-Kader des FCO. Drei Spieler der in die Regionalliga aufgestiegenen A-Junioren haben sofort den Sprung in den Regionalliga-Kader der Männer geschafft.
Ein Auftrag an den neuen Trainer Karsten Hutwelker lautet auch, die jungen Spieler zu entwickeln. Der 46-Jährige mit Profi-Erfahrung bei zwölf (!) Vereinen geht damit ganz pragmatisch um: „Es gibt bei mit nicht Alt und Jung, sondern nur gut und schlecht. Warum soll ein 18-Jähriger, der auf dem Platz das umsetzt, was ich auf dieser Position erwarte, nicht spielen, wenn ein erfahrener Spieler das vielleicht nicht macht? Außerdem haben bei mir die Jüngeren einen kleinen Bonus: Wenn zwei Spieler gleichstark sind, lege ich den Fokus immer auf den Jüngeren.“ Man darf gespannt sein, ob unter Hutwelker tatsächlich mehr junge Spieler zum Einsatz kommen.
Der Verein jedenfalls will diesen Weg gehen, wissend, dass damit größere Leistungsschwankungen einhergehen können. Das Saisonziel wurde entsprechend angepasst, auf das Mindestziel Klassenerhalt beschränkt. Angesichts von nur acht Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz in der vergangenen Saison, starken Absteigern aus der 3. Liga (Chemnitzer FC und Rot-Weiß Erfurt) und ambitionierten, souveränen Aufsteigern (Bischofswerdaer FV und Optik Rathenow) scheint das vernünftig. Der neue Trainer sagt: „Ich bin davon überzeugt, dass unser Kader für dieses Ziel reicht.“ Voraussichtlich wird nur eine Mannschaft absteigen, zuzüglich möglicher Absteiger aus der 3. Liga (mit Cottbus, Zwickau, Jena, Halle und Rostock).
Die Vorbereitung hat allerdings, zumindest von außen betrachtet, kleine Zweifel aufkommen lassen. Die ersten fünf Testspiele gegen zum Teil starke tschechische Gegner gingen allesamt ohne eigenen Treffer verloren. Es folgten ein 10:0 beim Kreisoberligisten Gebelzig (zum Toreschießen-Üben) und ein überzeugendes 6:2 beim Oberligisten Plauen. Der letzte Test am Sonntag bei Energie Cottbus (1:6) ging aber daneben. „Da wurden wir auf den Boden der Tatsachen geholt. So darf man sich nicht präsentieren. Solche Fehler dürfen, egal gegen wen, nicht passieren“, sagt Karsten Hutwelker, der nach eigenen Worten sehr viel Wert auf defensive Stabilität legt, die seine neue Mannschaft bislang aber zu oft vermissen ließ. Hutwelker weiß, woran das liegt: „Die Vorbereitung ist mit vier Wochen eigentlich zu kurz. Und dann war auch noch das konditionelle Niveau vieler Spieler zum Trainingsauftakt erschreckend. Wir mussten eine Woche mehr als geplant in diesen Bereich investieren.“ Läuferisch und auch spielerisch sei das Team noch nicht auf dem Niveau, wo er seine Mannschaft gerne hätte.
Lichtblicke gibt es jedoch auch: Die Jungen haben sich ihren Platz im Kader wirklich verdient. Unsere Offensive halte ich für stark genug, und Robert Koch ist nach seinen Verletzungen schon weiter, als wir es gedacht hatten“, sagt er. Außerdem soll noch ein Spieler für den kreativen Offensivbereich verpflichtet werden, die Gespräche laufen derzeit.
Die Fans bittet der neue Trainer um etwas Geduld: „Die Mannschaft braucht noch etwas Zeit, um das neue Spielsystem zu verinnerlichen, Laufwege zu automatisieren. Man kann nicht erwarten, dass alles gleich gelingt. Andererseits weiß der Trainer, wie wichtig die Startphase in die Saison ist. Los geht es am Sonnabend mit einem Spiel beim euphorisierten Aufsteiger Rathenow, dann kommt mit Nordhausen gleich ein Mitfavorit und danach mit Altglienicke ein direkter Konkurrent.
Spielplan bis zur Winterpause
Sa, 28. 7. 13.30 FSV Optik Rathenow – FCO Neugersdorf
So, 05. 8. 13.30 FCO Neugersdorf – FSV Wacker Nordhausen
Sa, 11. 8. 13.30 FCO Neugersdorf – VSG Altglienicke
Fr, 17. 8. 19.00 Hertha BSC II – FCO Neugersdorf
Sa, 25. 8. 13.30 FCO Neugersdorf – ZFC Meuselwitz
Sa, 1. 9. 13.30 FC Viktoria 1889 Berlin – FCO Neugersdorf
Mi, 12. 9. 17.30 FCO Neugersdorf – Bischofswerdaer FV
Sa, 15. 9. 13.30 FSV Union Fürstenwalde – FCO Neugersdorf
Sa, 22. 9. 13.30 FCO Neugersdorf – SV Babelsberg 03
So, 30. 9. 13.30 BFC Dynamo – FCO Neugersdorf
Mi, 3.10. 13.30 FCO Neugersdorf – FC Rot-Weiß Erfurt
So, 7.10. 13.30 VfB Auerbach 1906 – FCO Neugersdorf
So, 21.10. 13.30 FCO Neugersdorf – Germania Halberstadt
So, 28.10. 13.30 Chemnitzer FC – FCO Neugersdorf
So, 4.11. 13.30 FCO Neugersdorf – Berliner AK 07
So, 11.11. 13.30 FSV Budissa Bautzen – FCO Neugersdorf
So, 25.11. 13.30 FCO Neugersdorf – 1. FC Lokomotive Leipzig
So, 2.12. 13.30 FCO Neugersdorf – FSV Optik Rathenow
So, 9.12. 13.30 FSV Wacker Nordhausen – FCO Neugersdorf
Kaderveränderungen
Neuzugänge: Jordi van Kerkhof (SV Tec Tiel), Lukas Knechtel (SV Babelsberg 03), Robert Koch (FSV Zwickau), Sabri Vaizov (BSG Wismut Gera), Jan Konecný (FC Slovan Liberec), Max Gregor Ziehm (Dynamo Dresden U19), Colin von Brezinski, Maximilian Schmidt, Mohamed Djahdou (eigener Nachwuchs)
Abgänge: Paul-Georg Becker (Berliner AK), Justin Leonard Löwe (Dynamo Dresden, Ausleihe beendet), Mirco Seide (Anker Wismar), Hannes Mietzelfeld, Justin Dintiu, Frederick Fiebig, Gino Sanftenberg, Milan Matula, David Pokorný, Štepán Vachoušek, Martin Rojas Jordi Vidal (alle unbekannt), Samuel Aubele, David Haist (FCO 2. Männer)
Stadion: Rasenplatz, Sparkassen-Arena Oberlausitz, Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 1, Ebersbach-Neugersdorf
Eintrittspreise
Einzelkarte. Erwachsene 9 Euro, ermäßigt 5 Euro,
Dauerkarte (Regionalliga-Heimspiele). Erwachsene 120 Euro, ermäßigt 60 Euro