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Feier des Lichts und des Lebens

Werk von herausragender Qualität – der Maler Helmut Symmangk ist im Alter von 86 Jahren gestorben.

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© Claudia Hübschmann

Von Sebastian Hennig

Meißen. Die Ausstellung mit den Gemälden von Helmut Symmangk im Kunstverein vor sechs Jahren war ein besonderes Ereignis für Meißen. Nur wenige Kunstfreunde waren bis dahin über das Schaffen des seit vielen Jahrzehnten hier lebenden Künstlers orientiert, das nun mit einem Mal in seiner herausragenden Qualität sichtbar wurde.

Am 10. Juni ist Helmut Symmangk in Starnberg verstorben.
Am 10. Juni ist Helmut Symmangk in Starnberg verstorben. © Claudia Hübschmann

Geboren wird Helmut Symmangk im kleinen Grenzort Stimmersdorf in der Böhmischen Schweiz am 6. August 1931. Erste künstlerische Anregungen kommen bereits dort von Emil Hille, dem Sohn des Ortsbürgermeisters, der an der Dresdner Kunstgewerbeakademie studiert hatte. Im Sommer 1946 wird die Familie nach Schwaan in Mecklenburg umgesiedelt. Der junge Mann verdingt sich in einer Fabrik, als Waldarbeiter und erlernt das Handwerk des Ofensetzers. An der Fachschule für angewandte Kunst in Wismar und Heiligendamm studiert er ab 1950 Grafik. Dort lernt er seine Frau Ellinor kennen. Sie heiraten 1952 und werden zwei Kinder miteinander haben. Daran schließt sich von 1954 bis 1959 ein Studium der Malerei an der Kunsthochschule in Berlin Weißensee an.

An die fruchtbare Werkgemeinschaft in der Klasse von Professor Kurt Robbel wird 1982 eine Ausstellung der Akademie der Künste erinnern. Mit den Berliner Malern Ronald Paris und Klaus Roenspieß verbindet Symmangk eine lebenslange Freundschaft. Im Zentrum des deutschen Kunstgeschehens der Nachkriegsjahre findet er zu seiner eigenständigen künstlerischen Handschrift. Das Berlin vor dem Mauerbau ist ein anregender Ort. Die Gemälde jener Jahre überraschen heute mit sachlicher Dichte und schlichter Monumentalität. Nach dem Studium betreut er in der Grafikwerkstatt im Monbijou-Park die Lithografie, druckt unter anderem für Otto Niemeyer-Holstein und verkehrt freundschaftlich mit John Heartfield.

Eine entscheidende Wende in der Biografie ereignet sich, als 1963 seine Frau als Formgestalterin in das Wissenschaftlich-Technische Zentrum der feinkeramischen Industrie (später WKT) berufen wird. Der Wechsel nach Meißen bestimmt über die weitere Wahrnehmung des Künstlers. Denn anders als für seine in Berlin verbliebenen Kommilitonen, wird es für ihn fortan schwierig, fern von den Kunstzentren einen überregionalen Ruf als Maler zu bewahren. Zumal es seinem bescheidenen Wesen fernliegt, sich hervorzutun. Unbeirrt durch die verminderte Resonanz arbeitet er weiter.

Nebenbei entsteht ein beachtliches druckgrafisches Werk. Als Meisterschüler der Akademie der Künste in Berlin 1966/67 bei Bert Heller und Otto Nagel hält er sich zu einem dreimonatigen Studienaufenthalt in der damaligen Sowjetunion unter anderem in Moskau, Leningrad, Kiew und Tiblissi auf. Er arbeitet 1983/84 mit an der Realisierung von Werner Tübkes Panoramagemälde zum Bauernkrieg in Bad Frankenhausen und restauriert im Schloss Branitz und in der Semperoper.

Ab 1984 ist er Dozent an der Abteilung Abendstudium der Hochschule für Bildende Künste Dresden bis zu deren Auflösung im Jahr 1992. Die Schüler erleben ihn als jemanden, dem die vermittelten Inhalte selbst nahegehen. Während die in Weiterbildung begriffenen Erwachsenen gemeinsam mit noch schulpflichtigen Förderschülern die menschliche Figur zu zeichnen lernen, malt er die gleichen Aktmodelle in lockerem Duktus. Von der Anschauung ausgehend erzeugt er farbig belebte Bildoberflächen.

Unvorstellbar, dass den grundgütigen Lehrer eine zeichnerische Fehlleistung seiner Schüler erregt hat, allenfalls zeigt er sich etwas bekümmert darüber. Viele haben ihm die Ermutigung zum eigenen Schaffen zu verdanken.

Eines der letzten Fotos zeigt ihn so, wie er den meisten vertraut war, am Ufer des Rießersees bei Garmisch auf einem einfachen Klapphocker vor der Staffelei sitzend. Seine künstlerische Hinwendung zur Natur und zum Menschen hat ihn bis zuletzt erfüllt. Eine Künstlerlaufbahn, die vor dem Krieg in den Wäldern der böhmischen Schweiz anfing, rundet sich im Angesicht der Alpengipfel.

Am 10. Juni ist Helmut Symmangk in Starnberg verstorben. Jene, die seine helle und freundliche Art erlebt haben, werden ihn noch lange in gutem Andenken behalten. Allen anderen leuchtet etwas davon aus den hinterlassenen Bildern dieses bislang viel zu wenig beachteten Künstlers entgegen.

Die Urnenfeier mit anschließender Beisetzung findet am 29. Juni um 11 Uhr in der Kapelle des Stadtfriedhofs, Nossener Straße 36 statt.