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Feinripp-Plakate ausgezogen

Die ungewöhnliche Werbe-Idee ist so gut angekommen, dass ein Teil der bedruckten Hemden verschwand.

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© Falk Bernhardt

Von Jan Leissner

Plötzlich schien der Klassiker der Herren-Unterwäsche in Mittweida allgegenwärtig: Passanten staunten nicht schlecht, als Medienstudenten der Hochschule Plakate für den Auftritt der Musikgruppe „Brothers of Feinripp“ an Laternenmasten anbrachten. Die Veranstaltungsankündigung war statt auf Papier auf Feinripp-Unterhemden gedruckt. Doch in den Abendstunden machten sich offenbar Souvenirjäger auf die Pirsch: elf Hemden wurden gestohlen, eines gar zerrissen.

„Wir gehen davon aus, dass die Hemden sich jetzt als Dekoration in Mittweidaer Wohnzimmern befinden“, erklärte Linda Nowak, Studentin und Projektleiterin der Werbe-Kampagne für „Brothers of Feinripp“. Hochschulmitarbeiter wollen beobachtet haben, dass sich Halbstarke die Hemden überzogen und durch die Straßen liefen.

Bisher blieben es nur Vermutungen, wer hinter dem Hemden-Klau steckt. Doch die am Werbe-Projekt Beteiligten nehmen es mit Humor: „Wir freuen uns, dass die Plakate so gut ankommen. Als wir sagten ‚Wer im Feinripp kommt, darf kostenlos auf die Party‘, hatten wir nicht im Sinn, dass unsere Plakate abgenommen werden“, sagte Linda Nowak.

Die zu Plakaten umfunktionierten Unterhemden wurden bedruckt, um auf die heutige Feinripp-Party hinzuweisen. Hinter dem Namen „Brothers of Feinripp“ steht eine Musikergruppe um Professor Michael Hösel, die nach eigenen Angaben Old-School-Post-Punk’n’Roll spielt. Dabei wird fleißig gecovert, von den Ramones über Tom Petty bis zu den Ärzten.

Die Gruppe gründete sich 2008 aus ehemaligen Studenten der Medienfakultät der Hochschule Mittweida. Doch als Hochschulband will man sich nicht bezeichnen. Immerhin stammen aktuell zwei Mitglieder aus Leipzig, einer aus dem Erzgebirge und zwei aus Mittweida und Umgebung. Der jüngste Feingerippte ist noch Lehrling. Nur Hösel arbeitet an der Hochschule Mittweida.

Der Bandname wird mit der bevorzugten Kleidung der Musiker auf der Bühne begründet. „Zuerst hatten wir uns den Bandnamen ausgedacht, später kamen weitere Musiker dazu“, erklärte der Bandgründer und Dekan der Medienfakultät. Die Mittweidaer hatten die Band zuletzt beim Altstadtfest im August erlebt, als die Feingerippten mit Cover-Versionen von Rock-Legenden wie The Doors das Publikum fesselten. Auch Band-Chef Hösel reagierte gelassen auf den Diebstahl: „Die Marketingaktion ist auf jeden Fall geglückt“, sagte der Medien-Dekan.

Die Werbekampagne ist ein Glücksfall für die Musiker, die bisher noch nicht einmal Visitenkarte vorweisen konnten. „Unsere Auftritte sind durch Mund-zu-Mund-Propaganda beworben worden“, sagte Hösel. Nun hatte sich die Band erfolgreich für ein Projekt der Studenten beworben. Die lernen das Crossmediale Arbeiten (also mit dem Einsatz verschiedener Kanäle wie gedruckten Medien oder Internet). Medienmanager und Medientechniker entwickeln dabei gemeinsam mit Projektpartnern aus der Praxis eine Idee. (FP)