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Feinschmecker mit Sonderwünschen

Koalas sind in europäischen Zoos selten. Nach Dresden werden sie nun auch in Leipzig gehalten. Ein Besuch bei Oobi-Ooobi.

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© dpa

Von Birgit Zimmermann

Von Ulf-Peter Schilling hängt es ab, ob es dem neuen Liebling im Zoo Leipzig, dem Koala Oobi-Ooobi, gut geht. Schilling hat nördlich von Leipzig eine Eukalyptus-Plantage angelegt und liefert von dort frisches Futter für den neu im Zoo eingetroffenen Koala. Leipzig ist nach Duisburg und Dresden erst der dritte Zoo in Deutschland, der Koalas hält. Die Beuteltiere gehören zu den Symboltieren von Australien. Am Donnerstag eröffnete das neue Koala-Haus. Oobi-Ooobi ist der erste Bewohner, mindestens zwei weitere Tiere sollen dazukommen, wie Zoochef Jörg Junhold sagt.

„Tiergärtnerisch ist das schon eine kleine Herausforderung“, sagt Junhold. Die aus Australien stammenden Koalas sind extreme Nahrungsmittelspezialisten. Sie fressen eigentlich nur Eukalyptus – und bestehen dabei trotzdem auf Abwechslung auf dem Speiseplan. Deswegen betreibt der Zoo auch den Aufwand mit der Plantage und hat mit dem Garten- und Landschaftsbau-Betrieb von Schilling einen passenden Partner gefunden. „Futter vor der Haustür“, lautet das Konzept. Andere Zoos lassen Eukalyptus einfliegen.

Schilling baut in seiner Plantage 2 700 Pflanzen in 23 Arten an. Blauer Eukalyptus steht in den Gewächshäusern neben Zitroneneukalyptus und Rieseneukalyptus. Wenn man die Blätter zwischen den Fingern zerreibt, riecht es mal nach Bonbons und mal nach Seife. Ein Koala entscheide fast täglich neu, wonach ihm der Sinn stehe, erzählt Schilling. Binnen eines Jahres ist der Diplom-Ingenieur, der sich im Zoo sonst um die Grünanlagenpflege kümmert, zum Eukalyptus-Fachmann geworden.

Zoochef Junhold hat mit den Koalas viel vor. „Unser Ziel ist die Zucht“, sagt er. Die Bedingungen für die Tiere in dem für 1,5 Millionen Euro umgebauten und sanierten, denkmalgeschützten Tieraffenhaus seien gut. Allerdings bräuchte Oobi-Ooobi dazu noch Gesellschaft, ein weiteres Männchen und ein Weibchen sollen noch her. Das ist schwierig, die Wartelisten sind lang. Laut Junhold leben in Europa in zehn Zoos gerade einmal 37 Koalas.

Das europäische Zuchtbuch für Koalas wird im Zoo Duisburg geführt. Ihm gelang nach eigenen Angaben 1995 die erste erfolgreiche Zucht eines Koalas in Europa. Seither koordinieren die Duisburger die Erhaltungszucht der Art. Koalas in freier Wildbahn gelten zwar noch nicht als vom Aussterben bedroht. Allerdings hat sich ihre Zahl in den vergangenen 100 Jahren dramatisch verringert – von mehreren Hundert Millionen auf 250 000 Tiere.

Der Leipziger Zoochef Junhold ist guter Dinge, dass auch sein Zoo erfolgreich mit den Koalas sein wird. Mit dem Futter aus Schillings Plantage sei Oobi-Ooobi schon mal zufrieden. „Das ist sehr wichtig für uns, dass unser Tier unseren Eukalyptus auch frisst.“ Die Direktoren anderer europäischer Zoos schauten inzwischen mit Interesse auf das Plantagen-Projekt. (dpa)