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Feldschlößchen will Bier des Ostens werden

Die neuen Besitzer der Dresdner Brauerei betonen ihre ostdeutsche Herkunft. Doch es geht ihnen nicht nur um Tradition – auch um Plaste und Dosenbier.

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Von Georg Moeritz

Dresden. Die beiden neuen Chefs der Dresdner Brauerei Feldschlößchen AG sind Ostdeutsche und werben damit. Der 44-jährige Kaufmann Mike Gärtner berichtete gestern bei seinem ersten Auftritt vor der Dresdner Presse, dass er früher seinem Vater oft Feldschlößchen-Bier aus der Mitropa nach Wernigerode brachte. Karsten Uhlmann, ein 39-jähriger Ingenieur, war schon als Student oft in Dresden.

Nun wollen Gärtner und Uhlmann ihren neuen Besitz Feldschlößchen „zur Spreewaldgurke des Bieres“ machen, also zu einem typischen Ostprodukt. Feldschlößchen ist zwar schon in Eisenach und Cottbus zu haben, aber kaum in Berlin. Den 172 Beschäftigten der Dresdner Brauerei versicherten die neuen Inhaber, dass sie „mit viel Herzblut“ und vor allem wegen der Marke Feldschlößchen die Aktien des Unternehmens gekauft hätten. Carlsberg trennte sich davon, um sich auf seine großen Marken zu konzentrieren.

Bei der Belegschaft kam der Auftritt der neuen Chefs gut an. Betriebsrat Dieter Hentschel sagte der SZ, zur Carlsberg-Zeit sei die Produktion heruntergefahren worden. Nun sei er optimistisch, denn die Fabrik solle stärker ausgelastet werden. Gärtner versicherte, die Arbeitsplätze seien dank der Übernahme sicherer. Garantien und Planzahlen legte er aber nicht vor.

Die beiden Unternehmer aus Frankfurt an der Oder haben zwei Pläne: mit Feldschlößchen wachsen – und mit Billigbieren. Von dem ersten Plan erzählten sie gestern gern, zu dem anderen rückten sie nur wenig heraus. Der erste Plan: Feldschlößchen soll in Dresden mit viel „Emotionalität“ wieder beliebter gemacht werden, nachdem Carlsberg zu viel an seine großen Marken gedacht habe

Die Werbung mit dem Maskottchen „Pichmännel“ soll weiterhin das Dresdner Stadtfest, das Brauereifest und Dixieland unterstützen. Etwa jedes neunte Bier, das in Dresden getrunken wird, ist nach Schätzung des Vertriebschefs Klaus Stanke ein Feldschlößchen – das sei ausbaufähig. Der Preis pro Kasten bleibe dieses Jahr stabil, kündigte Gärtner an: 9,99 Euro sind üblich. Das ist meist ein Euro weniger als für Freiberger, zwei weniger als für Radeberger. Die anderen Dresdner Marken Coschützer, Felsenkeller und Schwarzer Steiger soll es weiter geben. Die Marke „Feldschlößchen Braunschweig“ haben die beiden Unternehmer auch gekauft.

Der zweite Plan der neuen Besitzer ist ehrgeiziger: Sie wollen der Brauerei Aufträge von Großkunden besorgen. In ihren Brauereien in Frankfurt an der Oder und in Frankreich ist ihnen das gelungen – sie beliefern fast alle Discount-Ketten mit Bier mit deren Wunsch-Namen. Zusammen mit der Dresdner Brauerei können sie nun fast so viel herstellen wie alle sächsischen Brauer zusammen: sieben Millionen Hektoliter pro Jahr. Die Dresdner Brauerei stellte voriges Jahr 1,1 Millionen her – es waren mal fast zwei und könnten es wieder werden. Allerdings will Carlsberg in Dresden kein Holsten mehr brauen, nur noch abfüllen lassen.

Bei ihrer Expansion kennen Gärtner und Uhlmann keine Tabus: Für den Export werden sie Einwegflaschen füllen, obwohl der Dresdner Standort auf Mehrweg setzte. Mit Plasteflaschen und Dosen arbeiten die neuen Besitzer bereits in ihrem Frankfurter Brauhaus. Feldschlößchen gibt es in Plaste schon bei Aldi, eine Dosen-Abfüllung gab es mal und wird laut Uhlmann wieder aufgebaut, falls der Markt es erfordert.

Sachsens Brauerbund kommentiert die Pläne zurückhaltend: Geschäftsführer Reinhard Zwanzig rechnet damit, dass neue Billigbiere aus Dresden größtenteils „nicht in Sachsen“ verkauft würden. Der Brauerbund muss sich wegen des Wechsels in Dresden jedoch einen neuen Präsidenten suchen: Heinz-Joachim Marre war Feldschlößchen-Vorstand und muss wie sein Kollege Manfred ten Bosch gehen.