Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Merken

Ferien mit Eisbein und Bimmelbahn

Eine Ebersbacherin ist nach Spanien ausgewandert. Regelmäßig besucht sie die Heimat. Das weckt Erinnerungen.

Teilen
Folgen
NEU!
© Thomas Eichler

Von Romy Kühr

Ebersbach. Für ein Eisbein kommt Katrin Rudolph gerne nach Ebersbach. Wenn die 38-Jährige ihre alte Heimat besucht, stehen immer auch Restaurantbesuche auf dem Plan. Denn deutsche Hausmannkost, das fehlt ihr dort, wo sie jetzt lebt. Die Ebersbacherin Katrin Rudolph wohnt seit zehn Jahren in Spanien. Ihr neues Zuhause liegt in einem kleinen Dorf im Norden des Landes, nahe am Atlantik. Kantabrien heißt diese Region. Dorthin zog die junge Frau mit ihrem Lebensgefährten und dem damals siebenjährigen Sohn Nikolai. Ihr spanischer Mann stammt von dort. Das Paar hatte sich in Leipzig kennengelernt, als Katrin dort arbeitete und ihr Mann ein Praktikum absolvierte. Gemeinsam lebten sie in verschiedenen Regionen Deutschlands, auch in der Oberlausitz. Vor zehn Jahren zog es sie dann nach Spanien.

Katrin Rudolphs Sohn Nikolai hat in den Ferien bei Oma gleich ein Praktikum im Autohaus Hille in Ebersbach absolviert. Der 17-Jährige ist noch auf der Suche nach dem passenden Berufswunsch.
Katrin Rudolphs Sohn Nikolai hat in den Ferien bei Oma gleich ein Praktikum im Autohaus Hille in Ebersbach absolviert. Der 17-Jährige ist noch auf der Suche nach dem passenden Berufswunsch. © Thomas Eichler

Bereut hat Katrin diesen Schritt nicht. Auch, wenn es am Anfang schwierig war in dem fremden Land. „Das wichtigste ist, dass man die Sprache lernt und sich integriert. Sonst wird man schnell einsam“, sagt die Auswanderin. Bei beidem gab sie sich große Mühe. Spanisch hatte sie zwar im Tourismusstudium gelernt. „Wenn man es nicht anwendet, vergisst man es aber schnell wieder.“ So frischte sie das Gelernte in der neuen Heimat mit einem Kurs auf. Heute kann sie sich fließend verständigen. Ihre Kinder sowieso. Nikolai lebte sich schnell ein, ihr zweiter Sohn Luis – heute acht – wurde in Spanien geboren und wächst ohnehin zweisprachig auf.

Auch Katrin Rudolph hat sich an die spanischen Gepflogenheiten gewöhnt. Da gibt es tatsächlich einige Unterschiede zu ihrer alten Heimat. „Die Uhrzeiten zum Beispiel“, sagt sie lachend. In Spanien beginnt alles etwas später. Die Grundschule ihres Sohnes beispielsweise startet 9.30 Uhr. Dafür geht der Tag oft bis in den späten Abend. Wenn sie sich mit der Familie ihres Mannes zum Mittagessen verabredet, trifft man sich meistens nachmittags um zwei – und sitzt dann oft 18 Uhr immer noch am Tisch. Und das Leben spielt sich häufig draußen ab, erzählt Katrin Rudolf. Die Kinder spielen bis spät abends, die Erwachsenen stehen mit einem Glas Wein an der Straßenecke und plaudern – so beschreibt sie einen normalen Abend in ihrem spanischen Dorf. Wie sehr sie die Gepflogenheiten angenommen hat, merkt sie auch, wenn sie auf Heimatbesuch in die Oberlausitz kommt. „In Gaststätten oder anderen öffentlichen Einrichtungen duze ich die Leute meistens aus Versehen. Das ist in Spanien so üblich“, erzählt sie. Mit „Sie“ spricht man lediglich Vorgesetzte oder andere Autoritätspersonen an.

Regelmäßig kommt Katrin Rudolph auf Besuch in ihr Elternhaus nach Ebersbach. Mit ihren Kindern ist sie jetzt insgesamt fünf Wochen hier. Sohn Nikolai nutzt die Ferienzeit für ein Praktikum. Das muss er für seinen Schulbesuch an einer deutschen Schule in Spanien absolvieren. Das Autohaus Hille in Ebersbach gab ihm die Möglichkeit dazu. Hier schlägt sich der junge Mann gut. Seine Praktikumsbeurteilung bescheinigt ihm sehr gute Arbeit.

Für die Familie stehen aber auch allerhand Freizeitaktivitäten auf dem Programm. „Ich will alles das wiedersehen, was ich aus meiner Kindheit kenne“, sagt Katrin Rudolph. „Darauf freue ich mich jedes Mal.“ Dazu gehört zum Beispiel die Waldbühne Jonsdorf, wo die Familie sich „Die Legende des Priber“ schon angesehen hat. Das Trixibad steht auf dem Programm, das Zittauer Gebirge, eine Fahrt mit der Schmalspurbahn. Und sie genießen einfach die Zeit mit Oma. Denn die Familie in Deutschland fehlt Katrin Rudolph schon, wenn sie in der Ferne lebt. Immerhin trennen sie gut 2 000 Kilometer.

Ihr Leben in Spanien möchte sie dennoch nicht aufgeben. Sie liebt einfach die Lebensart der Menschen dort. „Man lebt mehr.“ Hier findet sie auch Zeit für eigene Freizeitaktivitäten, hat zum Beispiel mit dem Reiten angefangen. Jede Woche geht sie mit Freunden zum Reiten an den Atlantikstrand oder in die Berge. „Das ist einfach unbeschreiblich“, erzählt sie. Einen großen Wunsch hat die Wahlspanierin aber auch noch: Sie hofft, bald wieder arbeiten zu können. Momentan ließe sich das nicht mit der Betreuung ihres jüngeren Sohnes vereinbaren. Und es sei auch schwer, in Spanien Arbeit zu finden, sagt sie.