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FDP-Vize Kubicki irritiert bei Maischberger mit Äußerungen zu Sexismusvorwürfen

In ihrem Buch berichtet eine frühere FDP-Politikerin über sexuelle Belästigung innerhalb der Partei. In einer Sendung von Sandra Maischberger äußert sich Wolfgang Kubicki zu den Vorwürfen und irritiert mit einer "Flirt"-Story.

Von Angelina Sortino
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Am Mittwochabend war FDP-Politiker Wolfgang Kubicki zu Gast bei Sandra Maischberger
Am Mittwochabend war FDP-Politiker Wolfgang Kubicki zu Gast bei Sandra Maischberger © Michael Kappeler/dpa

Berlin. Auf Sexismusvorwürfe in der FDP angesprochen berichtet Partei-Vize Wolfgang Kubicki in der ARD-Sendung "Maischberger" von Flirt-Versuchen gegenüber der ehemaligen FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin und sorgt damit für Irritation.

Koch-Mehrin hat ein Buch geschrieben, in dem sie von Erfahrungen mit sexueller Belästigung berichtet, die auch innerhalb der FDP stattgefunden haben sollen.

"Hände auf meinem Knie, ein weicher Griff an die Schulter. Sanfte Rückenmassagen, ungefragt. Hier eine Zote, da eine Anzüglichkeit, ausprobieren, was geht", zitierte Sandra Maischberger aus dem Buch "Jetzt, wo ich schon mal nicht tot bin". Anschließend fragte die Moderatorin Kubicki: "War das das Klima in der Partei oder ist es das heute noch?"

Diese Frage müsse man ihm nicht stellen, so Kubickis Antwort, "weil ich nicht nachvollziehen kann, was Frauen in der FDP passiert ist." Seit er und Parteichef Christian Lindner die Parteiführung übernommen hätten, habe sich jedoch einiges geändert. "Wir haben überall Ombudsleute", an diese könnten sich Betroffene wenden.

Kubicki: "Dann habe ich mit ihr geflirtet"

Kubicki gestand aber ein, dass es auch heute noch zu sexistischen Übergriffen in der FDP kommen könne und verwies auf einen Fall aus Dresden: Der Vize-Vorsitzende der sächsischen FDP, Tino Günther, war zurückgetreten, nachdem er einer Parteikollegin an den Po gefasst hatte. "Die Menschen verlieren nicht nur ihre Ämter, sondern auch ihre Reputation in der Partei", so Kubicki.

Sandra Maischberger konfrontiert den FDP-Politiker daraufhin mit Aussagen, die er in einem Interview 2010 gemacht hatte. Darin gibt Kubicki zu, er habe Koch-Mehrin "ein einziges Mal angebaggert". Daraufhin berichtet dieser erneut von dem Vorfall: "Ich habe sie angerufen und habe gesagt: 'Wir müssen mal drüber sprechen: Wir brauchen eine Generalsekretärin der FDP, wie wäre es, wenn Sie sich darüber mal Gedanken machen?'"

Koch-Mehrin habe ihn daraufhin nach Brüssel eingeladen und man habe sich auf einen Kaffee getroffen. "Dann habe ich mit ihr geflirtet und urplötzlich stand so ein Typ neben mir, der dreimal so groß und zweimal so breit war wie ich, der auch ziemlich durchtrainiert aussah. Da habe ich mir gedacht, ist doch vielleicht besser, wenn du gehst."

Kubicki: "Flirten ist immer noch denkbar, hoffe ich"

Problematisch findet Wolfgang Kubicki sein Verhalten von damals auch heute nicht. "Flirten ist immer noch denkbar, hoffe ich."

Im Netz äußerten viele Nutzer sich empört über Kubickis Auftritt. "Ich komme aus Schleswig-Holstein, Herr Kubicki. Und Anbaggern ist auch da kein Flirten. Anbaggern ist, wenn sich alte, notgeile Männer wie Sie an Frauen heranmachen, die kein Interesse an Ihnen haben. Und besonders widerlich wird es, wenn Sie dabei Ihre Machtposition missbrauchen", kommentierte eine Twitter-Nutzerin die Sendung.

Tagesspiegel Journalistin Ann-Kathrin Hipp twitterte mit Bezug auf das Interview: "Wie verrückt das einfach wäre, Frauen in einem Personalgespräch fachlich ernstzunehmen, statt die eigene Machtposition auszunutzen, sie in völlig unangenehme Situationen zu bringen und mit ihnen zu flirten?"