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Heute sabbert sie wieder: Wie peinlich ist Heidi Klums Lüsternheit angesichts ihrer Model-Kandidaten?

Bei „Germany’s Next Top Model“ kann die Showmasterin kaum an sich halten, wenn neuerdings auch Armins und Jermaines halbnackt posieren. Was soll dieses Frauen-Kreisch für Männerfleisch?

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Bei Pro7 ist wieder „Germanys Next Top Model“-Zeit, und in dieser 19. Staffel machen erstmals junge Männer mit. Moderatorin und Chef-Jurorin Heidi Klum freut es.
Bei Pro7 ist wieder „Germanys Next Top Model“-Zeit, und in dieser 19. Staffel machen erstmals junge Männer mit. Moderatorin und Chef-Jurorin Heidi Klum freut es. © AP

Von Ariane Bemmer

Oh Gott, oh Gott, schon wieder so ein knackiger junger Mann, ist ja nicht zum Aushalten! „Ich weiß gar nicht, wo ich hingucken soll“, stöhnt Heidi Klum und stiert dem Kandidaten dann aber doch vor allem in den Schritt.

So geht das jetzt seit sechs Folgen und in der siebten an diesem Donnerstag wird es sicher nicht anders sein.

Bei Pro7 ist wieder „Germanys Next Top Model“-Zeit, und in dieser 19. Staffel machen erstmals junge Männer mit. Moderatorin und Chef-Jurorin Heidi Klum hat sich mit dieser Neuerung eigenen Angaben zufolge einen „Herzenswunsch“ erfüllt. Aber so, wie sie sich nun im Angesicht der gut gebauten Kandidaten aufführt, muss man fürchten, dass ihr das Herz in die Hose gerutscht ist (kleine Schlüpfrigkeit, hoffentlich erlaubt in diesem Umfeld).

Klums anzügliche Kommentare und Blicke kommen nicht unbedingt gut an. „Nächste Staffel bitte ohne Männer, damit man sich nicht alle 5 Minuten Heidis 50-jährige Horniness geben muss“, fleht im Sendungsbegleitmedium „X“ eine Zuschauerin. Eine andere findet es „so cringe“, „wie Heidi die Jungs anschmachtet“.

Auch in früheren Staffeln hat Klum angesichts muskulöser Schönlinge stets losgekreischt und ihre lackierten Fingernägel nach ihnen ausgestreckt. Aber das ging jeweils nur in einer Folge so, nämlich dann, wenn die Mädchen-Model-Kandidatinnen mit professionellen Male Models zusammen aufs Foto sollten. Diesmal aber sind die Jungs die ganze Zeit dabei – und Heidi kommt aus dem Kreischen gar nicht mehr heraus.

Die Frage ist: Ist sie eigentlich vier Jahre alt und im Bällebad? Ist sie vielleicht so etwas wie die weibliche Version eines Thomas Gottschalk, dessen überschwängliche Begeisterung für alles, was Frau war und in seiner „Wetten, dass…“-Show auftrat, ebenfalls regelmäßig die Latte des guten Benehmens riss?

Wo ist der Witz, wenn sich nun Frauen so benehmen?

Oder ist Heidi tatsächlich so lüstern und kann gar nicht anders? Der Sexualpsychologin Juliane Burghardt zufolge ist das ein sehr unwahrscheinliches Szenario. Für Frauen ergebe es – auch ohne Kinderwunsch – wenig Sinn, „Sex ohne Beziehung zu denken“, sagte sie dem Berliner Tagesspiegel. Anders Männer: „Wenn Sie ein heterosexueller Mann sind und einen weiblichen Hintern sehen, dann macht Sie das – platt gesagt – geil“, so Burghardt: „Das muss man Ihnen nicht beibringen.“

Heidi Klum ist nicht allein mit ihrer Art, auf knackige Männer zu reagieren. Eine Zeit lang machten Männer-Striptease-Shows von sich reden, bei denen dann Frauen mit Pfeifen, Johlen, Applaus und womöglich Geldscheinzustecken quittierten, wie Männer sich auszogen. Ganz so wie man es aus – woher eigentlich genau? – dem Fernsehen oder Büchern kennt. Wo Männer so reagieren, wenn Frauen strippen.

Das Problem: Die Sabber-Pose beim Striptease bezieht eine zweite Person mit ein, die dadurch sexualisiert und objektifiziert wird. Genau dafür werden Männer seit einiger Zeit sehr massiv und nicht ohne Erfolg kritisiert. Wo ist der Witz, wenn sich nun Frauen so benehmen?

Am Ende geht es um Macht

Es gibt keinen. Und dass Frauen-Kreisch für Männerfleisch ein Schritt Richtung Emanzipationsvollendung wäre, braucht auch niemand anzunehmen. Wenn Männer Frauen zum Sexualobjekt degradieren, gehe es um eine Form von Macht, erklärte der Sozialpsychologe Rolf Pohl mal in einem Interview. Frauen aber gehe es beim Sex gar nicht um Macht. Wenn Frauen also kreischten, bloß weil Männer penetrante Beckenbewegungen ausführten, würden sie sich auch nur wieder „dem Phallus unterwerfen“, so Pohl.

So gesehen stellt Heidi Klum sich in dieser Männer-Runde selbst ein Bein. Denn ihre GNTM-Staffeln sind seit einigen Jahren schon mit dem Auftrag unterwegs, mehr Vielfalt in die Schönheitsvorstellungen und die Modewelt zu bringen. Mal wurden speziell dickere, mal ältere, mal trans Frauen gesucht. Das war oft bemüht und erkennbar dem Zweck untergeordnet. Aber immerhin hat es zur Primetime jenen ein Forum gegeben, die sich mit dem Gängigen nicht zufriedengeben wollten. Das war nicht nichts.

Der Anspruch ist nun dahin. Seit die Männer mit im Spiel sind, ist bei GNTM alles wie im Rest der Welt: Männer machen, Frauen gucken zu. Ob sie dabei zotige Sprüche ablassen oder nicht, ist nur noch eine Frage des Geschmacks. Emanzipatorische Ansprüche sind nicht erkennbar.

Am Ende wird man vielleicht sogar feststellen, dass die Männer dem Format, das sich bisher nur an Frauen richtete, den Todesstoß versetzt haben. Dann würde Heidis Herzenswunsch auch den der zahllosen Kritiker der Sendung erfüllen, und es wäre endlich Schluss damit.