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Studio Babelsberg: Kurzarbeit wegen Hollywood-Streik

Nach der Corona-Flaute leidet die weltberühmten Potsdamer Filmproduktionsstätte unter einer ernsten Auftragsflaute.

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Seit 1989 entstanden in Babelsberg auch zahlreiche große Hollywoodfilme wie "Unternehmen Walküre" mit Tom Cruise als Hitler-Attentäter Stauffenberg.
Seit 1989 entstanden in Babelsberg auch zahlreiche große Hollywoodfilme wie "Unternehmen Walküre" mit Tom Cruise als Hitler-Attentäter Stauffenberg. © dpa

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hat sich trotz der Kurzarbeit in der weltberühmten Filmschmiede Studio Babelsberg zuversichtlich für den Standort gezeigt. Er führte das auch auf den Besuch von Kanzler Olaf Scholz (SPD) Mitte August in Babelsberg zurück. „Er hat uns geholfen, die Kommunikation mit den Vorständen kurzfristig zu beschleunigen“, sagte Steinbach. „Deshalb bin ich optimistisch, dass im vierten Quartal nach weiteren Gesprächen eine Neukonzeption und damit auch die Zukunft des Studios Babelsberg darstellbar sein wird.“

Scholz hatte Entscheidungen zur Filmförderung bis 2024 angekündigt. Das Studio Babelsberg in Potsdam plant ab 1. September wegen schlechter Auftragslage Kurzarbeit. Der Betriebsrat sieht etwa 40 von 100 Beschäftigten betroffen. Co-Vorstandschef Andy Weltman hatte dies mit dem Produktionsstillstand bei Streaming-, Fernseh- und Filmprojekten begründet.

Der Film "Spur der Steine" mit Manfred Krug (Mitte) wurde 1965/66 von der Defa gedreht, aber nach wenigen Aufführungen verboten, weil er sich kritisch mit der Arbeitswelt im Sozialismus auseinandersetzt. Erst im Oktober 1989 konnte er wieder öffentlich au
Der Film "Spur der Steine" mit Manfred Krug (Mitte) wurde 1965/66 von der Defa gedreht, aber nach wenigen Aufführungen verboten, weil er sich kritisch mit der Arbeitswelt im Sozialismus auseinandersetzt. Erst im Oktober 1989 konnte er wieder öffentlich au ©  SZ-Archiv

In den USA ruht die gesamte Film- und TV-Produktion

Seit Mai streiken Drehbuchautoren in den USA, seit Juli auch Schauspielerinnen und Schauspieler. Weltman sagte, am Engagement für die Mitarbeiter, das Unternehmen und seine Zukunft als einer der führenden Standorte für die Produktion von Inhalten werde festgehalten. Er hoffte auf eine Verkürzung der Kurzarbeit, sobald die Produktion wieder losgeht. Der Brandenburger Wirtschaftsminister verwies auf die Pläne des Filmstudios zur Zukunft des traditionsreichen Standorts.

„Die Vorstände haben mir bei einem Gespräch deutlich versichert, dass sie für die verschiedenen Produktionen auch Synergien mit dem Standort Babelsberg sehen“, sagte Steinbach. „Wenn der Streik in absehbarer Zeit wieder zu Ende sein wird, ist das sicherlich eine ganz wesentliche Voraussetzung, dass es dann auch an unserem Standort vernünftig weitergehen kann.“ Er betonte: „Mit diesem Standort ist viel Emotion verbunden.“

Zu den großen aktuellen Produktionen von Babelsberg zählt die Serie "Babylon Berlin" mit Volker Bruch als Kommissar Gereon Rath und Liv Lisa Fries als Assistentin Charlotte Ritter.
Zu den großen aktuellen Produktionen von Babelsberg zählt die Serie "Babylon Berlin" mit Volker Bruch als Kommissar Gereon Rath und Liv Lisa Fries als Assistentin Charlotte Ritter. © dpa

Hier entstanden stumme, NS-Propaganda und Defa-Filme

Das Studio Babelsberg ist nach eigenen Angaben das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt. Dort wurden Stummfilm-Legenden wie „Nosferatu“ und „Metropolis“ gedreht und viele Defa-Klassiker, aber auch NS-Filme. Nach 1989 entstanden in Babelsberg international erfolgreiche Spielfilme wie „Bridge of Spies“ oder die Serie „Babylon Berlin“. Die historische Filmproduktionsstätte gab ihre Leitung im März in die Hände der Cinespace-Studios, die zu dem US-Immobilieninvestor TPG gehören.

Der Bundesverband Schauspiel hatte sich besorgt über die Kurzarbeit gezeigt. Für die Beschäftigten am Standort Babelsberg sei das eine immense Herausforderung, weil die Filmproduktionsunternehmen in der Corona-Krise in Kurzarbeit hätten gehen müssen. Nach dem Einstieg der amerikanischen Cinespace Studiogruppe sei zudem ein klares Bekenntnis der neuen Investoren und Eigentümer zum Produktionsstandort Babelsberg nötig. (dpa)