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Festung wird FDJ-Studentenclub

Der Bärenzwinger ist noch immer ein beliebter Jugendtreff. Vor 50 Jahren ist er eröffnet worden.

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© Archiv Bärenzwinger

Von Ralf Hübner

Wilde Parties, Bier und zu später Stunde auch mal Streaptease auf dem Tisch: Der Studentenclub Bärenzwinger galt während der DDR als etwas verrucht und war bei Jugendlichen eine begehrte Feieradresse. Am 15. Juni 1968 wurde er von den Studenten offiziell in Besitz genommen. Vor allem die urigen Gewölbe der ehemaligen Festung machen ihn zu einem der schönsten Klubs in Dresden. Er verbindet Studentenkneipe mit Kultur.

Als 1993 der 25. Jahrestag gefeiert wurde, gratulierten auch Zirkusbären
Als 1993 der 25. Jahrestag gefeiert wurde, gratulierten auch Zirkusbären © Archiv Bärenzwinger

Zwischen 1519 und 1521 hatte Festungsbaumeister Caspar Voigt von Wierandt (um 1500 – 1560) diesen Teil der einstigen Stadtbefestigung errichtet. Von 1590 bis 1592 wurde er erweitert. Der Name „Bärenzwinger“, den der Klub trägt, hat nichts mit jenem Tier zu tun, sondern kommt vom Festungsbau. Als „Batardeau“ oder auch „Bär“ wurde der Damm an einem mit Wasser gefluteten Festungsgraben bezeichnet. Der „Zwinger“ war der Gang zwischen innerer und äußerer Grabenmauer. Der jetzige Eingang des Clubs war einst eine Kanonenöffnung. Von dort aus sollte der Schleusendamm geschützt werden, der den Stadtgraben von der Elbe trennte. Bären gab es im Bärenzwinger nachweislich nur ein einziges Mal, Zirkusbären bei einer Studentenparty 1993 .

Als die Festung ihre militärische Bedeutung verlor, gelangte ein Teil der Anlagen durch Schenkung in den Besitz des damaligen Premierministers Heinrich Reichsgraf von Brühl (1700 bis 1763), der sie 1748/49 zu einer Gartenanlage umgestalten ließ. Ab 1809 ließ Napoleon die Festung schleifen. Mit dem anfallenden Schutt wurden die unterirdischen Kasematten verfüllt. Der Bereich vor dem Bärenzwinger war zunächst noch Gondelhafen, ehe auch er 1856 zugeschüttet und als Parkanlage gestaltet wurde. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Gewölbe als Luftschutzräume.

Als die Architekturstudenten der TU Dresden Mitte der 1960er-Jahre nach einem Treff für die Freizeit suchen, stoßen sie auf diesen Bereich der alten Festung. In unzähligen freiwilligen Arbeitsstunden werden Schutt ausgeräumt und die Räume ausgebaut. Dann kann der „Studentenclub Bärenzwinger“ in den „Kleinen Tonnen“ und dem Innenhof starten.

Seit jener Zeit sind vor allem an den Wochenenden Warteschlangen von jungen Menschen vor dem Eingang nicht ungewöhnlich. Der Studentenclub macht von sich reden. Nach einem Konzert der bei den DDR-Oberen missliebigen Klaus Renft Combo wird der Klub 1969 für fast ein Jahr geschlossen. In den 1970er-Jahren werden dort die Shows „Treff mit O.F.“ des beliebten Dresdner Entertainers und Kabarettisten O. F. Weitling fürs Fernsehen aufgezeichnet. Legendär waren die jährlichen Faschingsfeiern. Die dort vorgetragenen Texte wurden bis 1990 von der FDJ-Kreisleitung zensiert.

1986 kommt die benachbarte „Große Tonne“ als Veranstaltungssaal hinzu. Aus dem Architektenclub wird der „Zentrale FDJ-Studentenclub der TU Dresden“. Seit 1990 ist ein gemeinnütziger Verein der Träger. Der Klub steht jetzt nicht mehr nur Studenten offen. Jährlich feiern dort etwa 150 000 Jugendliche. Nach einem Rechtsstreit muss der Klub im Juni 2000 die „Große Tonne“ an die Evangelisch-Reformierte Gemeinde abgeben, die über dem Komplex ein Altenheim betreibt. Die große Flut der Elbe von 2002 übersteht der Bärenzwinger mithilfe von Mitgliedern, Freunden, Spendern und des Freistaats. Im April 2003 wird der Betrieb in erneuerten Räumen wieder aufgenommen. Seit 2007 schützt ein Glasdach den Innenhof und lässt Party-Lärm nicht mehr so nach außen dringen.. Beim Elbehochwasser 2013 kommen Unterstützer aus anderen Clubs, bauen einen Damm und wenden so größerer Schaden ab. Jetzt sind die vielen anderen Angebote für Jugendliche in der Stadt, gegen die sich der Gärenzwinger behaupten muss.