Bannewitz: Rot-weiße Truppe wird mehr gefordert

Für Oberbrandmeister André Markert und die über 100 in der Gemeinde Bannewitz beheimateten Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr war es kein leichtes Jahr. 2022 haben die Floriansjünger deutlich mehr Einsätze bestreiten müssen als im Vorjahreszeitraum. 160 waren es an der Zahl. Zum Vergleich: 2021 wurden die Einsatzkräfte 98 Mal alarmiert.
Noch lange in Erinnerung wird ihnen der Waldbrand in der Sächsischen Schweiz bleiben. Dieser verlangte von den Frauen und Männern so einiges ab. Um die Dimension des Ereignisses zu verdeutlichen, unternimmt der Gemeindewehrleiter in Gedanken eine Zeitreise. Es verschlägt ihn dabei ins Jahr 1992. Damals kämpfte ein nationales Heer von Feuerwehrleuten am Weißwasseraner Stadtrand gegen eine Flammenhölle an. Mittendrin auch Einsatzkräfte aus der heutigen Gemeinde Bannewitz. Die älteren Kameraden können davon noch berichten, weiß André Markert, der hierbei in erster Linie für die Possendorfer spricht. „Sie waren ähnlich wie 2022 über mehrere Wochen vor Ort im Einsatz. Dies zeigt, dass man Schadensfeuer dieser Größe unmöglich nur mit lokalen Ressourcen bewältigen kann.“
Unvergessliche Einsätze und Spektakuläres
Allerdings muss die freiwillige Truppe schon längst nicht mehr mit einem Robur LO wie bei der Waldbrandkatastrophe in der nördlichen Oberlausitz ausrücken. Inzwischen stehen ein Löschgruppenfahrzeug LF16/12 und ein Einsatzleitwagen ELW1 in der Garage des Possendorfer Gerätehauses. Und es ist die Rede davon, dass dort bald ein völlig neuer Löschwagen – ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) 20 – stationiert werden soll. Dieses Modell verfügt unter anderem über einen 2.000 Liter fassenden Löschwassertank. Die noch ausstehende Investition hat auch einen Grund: Damit lässt sich den Angaben zufolge die Tageseinsatzbereitschaft insbesondere in den Ortslagen Wilmsdorf und Börnchen besser gewährleisten als es aktuell der Fall ist.
Darüber hinaus gab es 2022 noch mindestens ein weiteres Ereignis, das Spuren hinterließ. Bei einem Laubenbrand im vergangenen Juni verlor ein Mensch sein Leben. André Markert weiß, wie sehr seine Kameraden an solch einer schicksalhaften Begebenheit zu knabbern haben: „Solche Einsätze sind besonders hart für sie. Hier konnten wir jedoch auf die gute Betreuung durch das Einsatznachsorgeteam zurückgreifen, das besonders wichtig in solchen Situationen ist.“

Nur vier Tage später sei nicht der Einsatz an sich spektakulär gewesen, sondern die Randbedingungen. „Die Jahreshauptversammlung der Gemeindefeuerwehr stand an“, erzählt der Feuerwehrchef. „Vier Positionen in unseren Reihen waren neu zu bestimmen. Gegen 17.57 Uhr und damit eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn wurden wir alarmiert. Die Ortsfeuerwehr Bannewitz war mit ihrem HLF eingebunden und der Einsatz zog sich bis 19.50 Uhr. Um allen Angehörigen den Wahlgang zu ermöglichen, musste die Tagesordnung zweimal umgestellt werden.“ Allerdings sei selbst diese Herausforderung gemeistert worden. „Die Feuerwehr ist schließlich Meister beim Improvisieren“, fügt André Markert mit einem Schmunzeln hinzu.
Das trifft auch für ein Ereignis zu, das sich an der Autobahn A 17 abspielte. Nachdem ein mit Schweinen beladener Transporter von der Polizei am Rastplatz Nöthnitzgrund aus dem Verkehr gezogen wurde, rückte in Form der Amtshilfe eine rot-weiße Abordnung aus Bannewitz an. „Die Feuerwehr musste die Tiere mit Sprühstrahl und Lüfter abkühlen, da diese unter den hochsommerlichen Bedingungen den Weitertransport nicht überlebt hätten.“
„Die Hoffnung ist der Freund der Kameraden“
Allerdings lief nicht immer alles glatt im letzten Jahr. Dem Oberbrandmeister gehen in dem Zusammenhang langgeplante Projekte durch den Kopf, die sich auch 2022 aus verschiedenen Gründen nicht realisieren ließen. „Das ist schon etwas frustrierend“, betont er in Anspielung auf benötigte, aber nicht gekaufte Fahrzeuge, die bei den Kameraden ganz oben auf der Wunschliste rangieren. „Aus eigener Kraft nur mit Mitteln der Kommune lassen sich diese Anschaffungen nicht stemmen. Hier sind wir dringend auf die finanzielle Hilfe des Freistaates angewiesen.“ Aber auch Bauprojekte hätten deshalb oft eine lange Historie. „So richtig planbar sind derartige Vorhaben leider nicht mehr. Ob nun die Fördertöpfe kleiner werden oder die allgemeine Verteuerung die Kosten anhebt: Das Ergebnis ist, dass immer weniger Förderung für die Kommunen des Landkreises zur Verfügung stehen.“ Dessen ungeachtet bleibe die Hoffnung der Freund der Floriansjünger.
Denn manchmal kommt es anders als gedacht. So durften die Possendorfer im Juli ihre auf Vordermann gebrachte Feuerwache einweihen. Ein Erfolg, dem Bannewitz noch entgegenfiebert. Für diesen Standort ist eine Erweiterung im Gespräch. „Aber auch am Standort Goppeln, der in der Vergangenheit fast vor dem Aus stand, haben wir derzeit eine solide Personalanzahl. Sollten dort ebenfalls signifikante Zuwächse erfolgen, muss auch da geschaut werden, wie man das Personal vorschriftsmäßig unterbekommt“, sagt André Markert.
Bezüglich der Einsatzfahrzeuge verfüge Bannewitz schon jetzt über die modernste Flotte. „In Possendorf und Cunnersdorf sind Fahrzeuge des Landes beziehungsweise Bundes stationiert, wobei deren Träger eine Ersatzbeschaffung realisieren sollen.“ Aktuell würden entsprechende Planungen für den Standort Hänichen laufen, die mit geringfügigen Umbauten am Gebäude verbunden seien. Der Ersatz des Katastrophenschutzfahrzeugs würde mit einer Umsetzung nach Goppeln einhergehen.
André Markerts Fazit: „Die Pläne klingen gut, solange sie finanzierbar sind. Wir hoffen sehr, dass die dringend benötigten Fördermittel fließen.“ Fest steht: Die Aufgaben der Einsatzkräfte der Gemeinde Bannewitz sind in der Vergangenheit gestiegen, was sich zuallererst in den Einsatzzahlen niederschlägt. „Daher muss das vorgehaltene Equipment auf diese Situationen angepasst werden“, bekräftigt der Feuerwehrchef. „Für die Zukunft wüschen wir uns, dass wir gerade personell die Standorte stärken können. Denn ohne gut ausgebildetes Personal nützt die beste Technik nichts.“
Für diese Herausforderung haben seine Floriansjünger bereits eine gute Grundlage geschaffen. „Wir haben eine sehr engagierte Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit, die nicht nur die Präsenz auf Homepages und in den sozialen Netzwerken unterstützt. Wir sind zudem in den Kitas und Schulen mit unserer Brandschutzerziehung erfolgreich unterwegs.“ Aktuellstes Projekt sei die Feuerwehr als Schulfach. Andere Kommunen würden dieses bereits umsetzen.
Nachwuchs steht auf dem Sprungbrett
Dass diese Arbeit Früchte trägt, lasse sich anhand der Kinder- und Jugendgruppen veranschaulichen. „Wir verfügen an zwei Standorten über eine Kinderfeuerwehr für Mädchen und Jungen ab fünf Jahren“, berichtet stolz der Oberbrandmeister. „An drei Standorten existieren Jugendfeuerwehren. Allein in Bannewitz verrichten momentan 34 Nachwuchskräfte ihren Dienst.“ In Summe standen Ende 2021 30 Kinder und 64 Jugendliche auf dem Sprungbrett zum aktiven Dienst.
„Was die Kinder- und Jugendwarte, deren Helfer und die Mitglieder der Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit leisten, kann man nicht genug würdigen“, so Markert. Und noch etwas erfüllt ihn mit Freude: „Ich denke, dass wir gerade in der letzten Zeit ein gutes Maß an Zusammenarbeit in den Ortsfeuerwehren untereinander aber auch über die Ortswehrleitungen und darüber hinaus über die Gemeindewehrleitung bis hin zur Verwaltung und dem Bürgermeister gefunden haben. Die zu bewältigenden Aufgaben sind in allen Bereichen immens gestiegen. Hier sind wir auf die Mithilfe eines jeden Angehörigen angewiesen. Nur wenn jeder seinen Beitrag am Unternehmen Feuerwehr leistet, kann das auch so funktionieren.“

Für 60 Kameradinnen und Kameraden hat sich dieses Engagement jetzt in besonderer Weise ausgezahlt. Sie nahmen aus den Händen von Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) eine Waldbrandmedaille entgegen. So wurde ihr Einsatz während des Feuerdramas in der Sächsischen Schweiz gewürdigt. Tagelang beteiligten sich die Floriansjünger jeweils in zwei Schichten an den Löscharbeiten oder im Rahmen der Einsatzkoordination. Dabei machte ihr LF 16/12 als Pumpstation längere Zeit eine gute Figur. Mit dessen Hilfe wurde Wasser aus der Elbe zu den Löschtrupps befördert. Allerdings streikte das Fahrzeug nach anderthalb Wochen. Für einen Teil der Feuerwehrleute aus der Gemeinde Bannewitz war damit der Einsatz erledigt. Andere wiederum hielten noch einige Zeit die Stellung. André Markert ist indes froh, dass alle gesund aus der Flammenhölle in ihre Ortswehren zurückkehrten. Keiner von ihnen, die mittendrin waren, werden die Szenen nie wieder vergessen, darin ist sich der Gemeindewehrleiter sicher.