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Finster, kalt und kein Warmwasser

Einen Tag lang hatten große Teile von Wiednitz keinen Strom. Besser dran waren die, die einen Kamin besitzen.

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© Uwe Schulz

Von Ralf Grunert

Wiednitz. Als am Donnerstag kurz vor 17 Uhr in Wiednitz der Strom ausfiel, war die Bäckerei von Andreas Logk noch geöffnet. Mit Taschenlampen wusste sich der Bäckermeister zu helfen. „Es kam natürlich kein Kunde mehr bei dem Sturm da draußen.“ Er selbst nahm es gelassen. „Bei so einem Wetter kann man nichts machen.“ Auf Besserung hoffend, ging es für ihn zeitig ins Bett und ebenso zeitig auch wieder raus.

Gegen 2 Uhr in der Frühe hat Andreas Logk die Störungs-Hotline seines Stromversorgers angerufen. Da erfuhr er, dass der Stromausfall wohl noch bis in die Morgenstunden andauern würde. Eine Stunde später traf seine Mitarbeiterin ein. Diese hat vom Stromausfall noch nichts mitbekommen. Wie auch? Sie kam aus Bernsdorf. „Dort gab es ja Strom.“ Andreas Logk konnte sie aber nur nach Hause schicken und selbst abwarten, wie sich die Dinge entwickeln würden. Die Bäckerei in Betrieb zu nehmen war ohne Strom unmöglich.

Kunden wurden vertröstet
Und daraus sollte auch im späteren Verlauf des Tages nichts mehr werden. Bei einem weiteren Anruf bei der Störungs-Hotline gegen 8 Uhr erfuhr der Bäckermeister zwar, dass bis 12 Uhr wieder Strom fließen würde. Doch denkste! Von da an war die Störstelle für ihn allerdings auch nicht mehr zu erreichen. Andreas Logk blieb weiterhin gelassen. Kunden, die etwas für Samstag bestellen wollten, konnte er nur vertrösten. Die Bäckerei blieb am Freitag geschlossen. Zur Information hat er einen Zettel ausgehängt mit seiner Handy-Nummer. „Es hat aber niemand angerufen.“

Neben der Bäckerei blieben am Freitag in Wiednitz auch die Fußpflege-Praxis, die Arztpraxis und der „Jägerhof“ geschlossen, weiß Ortsvorsteherin Edeltraud Ritter. In Heide, so ihr Kenntnisstand, floss am Donnerstagabend gegen 20 Uhr schon wieder der Strom. Im Rest von Wiednitz allerdings blieb es zappenduster. Sieht man mal von batteriebetriebenen Lampen und Kerzen ab. Die Ortsvorsteherin selbst saß zu Hause mit fünf Kerzen und einer Taschenlampe. „Finster, kalt, kein Warmwasser - das volle Programm“, schilderte sie die Zustände.

Für Stromausfall gewappnet
Wer mit Holz oder Kohle heizen konnte oder einen Gaskocher besitzt, war gut bedient. So blieb die Bäckerei von Andreas Logk am Freitag zwar kalt. In den heimischen vier Wänden hatte er aber keine Sorgen - mit einem Kamin im Wohnzimmer und einem Gasherd in der Küche. Wessen Zuhause nicht so gut für einen längeren Stromausfall gewappnet war, der musste sich etwas einfallen lassen. „Einige sind nach Hoyerswerda gefahren und haben sich im Globus-Markt oder im Lausitz-Center aufgehalten und gewärmt“, erzählt die Ortsvorsteherin. Andere haben sich vom Bäcker in Bernsdorf heißen Kaffee geholt.

Als Ortsvorsteherin war Edeltraud Ritter zwangsläufig auch diejenige, bei denen sich die Leute erkundigten, wann es wieder Strom gibt. Um die 20 Leute sind zu ihr ins Büro und nach Hause gekommen.

Nichts Genaues weiß man nicht
Und manche von ihnen haben auch ihren Frust rausgelassen und geschimpft, dass zu DDR-Zeiten alles besser gewesen sei. Die Ortsvorsteherin kann sich allerdings noch ziemlich gut an das Jahr 1978 erinnern. „Da hatten wir sogar drei Tage keinen Strom.“ Genaue Informationen, wann wieder Strom fließen könnte, hat die Ortsvorsteherin die gesamte Zeit über nicht erhalten. Am Freitagvormittag hieß es immer nur, in einer Stunde soll es so weit sein. Diese Aussage kam aber nie aus einer offiziellen Quelle, sondern immer nur aus der Bürgerschaft. Der fehlende Informationsfluss seitens des Energieversorgers ist auch das Einzige, was Andreas Logk kritisiert.

Ein echter Schaden ist dem Bäckermeister trotz des rund 24-stündigen Stromausfalls nicht entstanden. Für seine Kühltruhen floss gerade noch rechtzeitig wieder der Strom. Seine Umsatzeinbußen beziffert er auf 500 bis 600 Euro. Am Freitag gegen 17 Uhr war der Strom wieder da. Um Mitternacht wurde die Bäckerei wieder wie gewohnt angeheizt.

EnviaM-Netzbetreiber Mitnetz Strom bedauert die längeren Wartezeiten an der Störungshotline in den letzten Tagen, sagt eine Pressemitteilung vom Sonntag. Wegen extrem hohen Anrufaufkommens war die Hotline nicht durchgängig erreichbar. Kunden, die dort in den letzten Tagen eine Störung gemeldet haben, die noch nicht bearbeitet wurden bzw. wo noch keine Kontaktaufnahme erfolgte, werden gebeten, sich erneut zu melden – bei der Störungshotline 0800 2305070 oder bei Service-Nr. 0800 2884400.