Bautzen
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Flaschenpost nach 14 Jahren gefunden

Zwei Schwestern aus der Nähe von Bautzen haben 2006 einen Brief in der Havel abgesetzt. Jetzt bekommen sie ihn zurück.

Von David Berndt
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Sven Förster hat Ende Mai 2020 an der Havel eine Flaschenpost gefunden. Die wurde bereits 14 Jahre zuvor abgesetzt. Die beiden Absenderinnen ausfindig zu machen, die damals in der Nähe von Bautzen lebten, ging deutlich schneller.
Sven Förster hat Ende Mai 2020 an der Havel eine Flaschenpost gefunden. Die wurde bereits 14 Jahre zuvor abgesetzt. Die beiden Absenderinnen ausfindig zu machen, die damals in der Nähe von Bautzen lebten, ging deutlich schneller. © privat

Radibor/Ketzin. Dass Sven Förster so viel Aufmerksamkeit bekommt, hätte er nicht gedacht. Mehr als 2.000-mal wurde sein Facebook-Post geteilt. Darin sind eine Flasche und ein kariertes Blatt Papier zu sehen: eine Flaschenpost, gesendet von den Schwestern Charleen und Jessica Wörz, elf und neun Jahre alt, aus Radibor bei Bautzen. „Wir würden uns freuen, wenn der Finder dieser Flaschenpost sich bei uns meldet. Bis bald.“ Es folgen die Adresse und eine Telefonnummer. Geschrieben am 10. September 2006. Gefunden wurde die Flasche tatsächlich. Nur das „Bis bald“ hat sich ein wenig hingezogen.

Sven Förster fand die Flasche am 29. Mai dieses Jahres an der Havel bei Roskow, einem kleinen Ort rund 50 Kilometer westlich von Berlin. „Zwei Freunde und ich hatten uns gerade ein ruhiges Plätzchen im Schilf gesucht, um zu angeln. Zuerst haben wir den Müll eingesammelt, der dort rumlag, und im Schlamm habe ich dann noch etwas Anderes entdeckt: ‚Guckt mal, ich habe ‘ne Flaschenpost gefunden‘, sagte ich zu meinen Freunden.‘“ Als Sven Förster den Brief aus der Flasche zog und zu lesen begann, musste er zweimal hinschauen. „Der ist 14 Jahre alt“, habe er zu seinen Freunden gesagt und beschlossen, die beiden Absenderinnen ausfindig zu machen. 

Charleen und Jessica Wörz aus dem Radiborer Ortsteil Droben besuchten 2006 wieder mal ihre Großeltern in Ketzin. „Wir waren mit einem Boot unserer Oma auf der Havel unterwegs und haben die Flasche abgesetzt“, sagt die heute 25-jährige Charleen Wörz. Immerhin rund zehn Kilometer hat es die Flaschenpost flussabwärts geschafft, um dann im Schilf liegen zu bleiben. „Wir hätten nicht gedacht, dass sich nach so langer Zeit jemand meldet“, sagt Charleen Wörz. Die beiden Schwestern hatten damals mehrmals eine Flaschenpost versendet, aber nur zweimal Antwort erhalten: einmal bereits nach einer Woche und eben jetzt nach 14 Jahren. 

Schwestern wohnen nicht mehr in Radibor

Dass Sven Förster und die Schwestern schon kurz nach dem Fund Kontakt aufgenommen haben, lag aber nicht an der Telefonnummer, die im Brief stand. „Ich habe natürlich dort angerufen. Unter der Festnetznummer ging auch jemand ran, aber den Namen Wörz kannte niemand.“ Das ist auch kein Wunder, denn dort wohnt die Familie nicht mehr, sagt Charleen. „Unsere Eltern haben sich Ende der 2000er Jahre getrennt, und meine Mutter ist wieder in ihre Heimat nach Ketzin gezogen.“ Jessica sei mitgegangen und Charleen nach zwei Jahren bei ihrem Vater dann hinterher gezogen. In Ketzin leben die beiden Schwestern heute noch immer.

Der entscheidende Kontakt kam über Facebook, denn Sven Försters Post wurde auch in einer lokalen Bautzener Gruppe geteilt. Dort hat ihn der Mann von Charleens und Jessicas älterer Schwester gesehen. Das Paar lebt in der Nähe von Bautzen und hat den Schwestern in Ketzin mitgeteilt, dass es wahrscheinlich um sie gehe. Schnell füllte sich die Kommentarspalte unter dem Beitrag auch durch Charleen und Jessica. Bereits am 31. Mai hat Sven Förster seinen Post aktualisiert: „Vielen Dank an euch alle! Es ging schneller als gedacht, und die beiden Urheber der Flaschenpost haben sich gefunden.“ 

Bei dem digitalen Kontakt soll es nicht bleiben, sagt Sven Förster. Er möchte den beiden Schwestern den Brief zurückgeben. „Meine Tochter ist jetzt 17. Als sie so alt war wie Charleen und Jessica damals, haben wir auch öfter Flaschenpost versendet, aber nie eine Antwort bekommen.“

Die Flaschenpost war dann aber nicht das Einzige, was Sven Förster am 29. Mai mit nach Hause genommen hat. „Wir haben auch noch ein paar Aale gefangen“, sagt der Hobbyangler und stolze Finder.

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