Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Merken

Fördergeld für Fahrradständer

In Kreba-Neudorf sagen junge Leute, was sie sich wünschen. Das bringt der Gemeinde sogar Geld.

Teilen
Folgen
NEU!
© privat

Von Carla Mattern

Was wünschen sich junge Leute in Kreba-Neudorf? In anderen Gemeinden stehen ein Kino, ein Schwimmbad oder ein Beachvolleyballfeld auf der Liste. In Kreba-Neudorf dagegen hören sich die heimlichen Wünsche sehr bodenständig an. Ein Unterstand für die Fahrräder fehlt. „Wir fahren jeden Tag mit dem Bus. Da waren die Räder öfter nass“, sagt Johann Wierick. Der Zehntklässler radelt jeden Morgen von seinem Elternhaus in Tschernske nach Kreba an die Bushaltestelle. Von dort geht es weiter nach Niesky ans Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium. Auch seine Schwester Ellen nutzt den Bus, um in die Comenius-Oberschule nach Mücka zu gelangen.

So kamen die Geschwister auf die Idee, sich an den Bürgermeister von Kreba-Neudorf zu wenden. Dirk Naumburger kennen viele junge Leute aus dem Ort. Denn der Bundespolizist und ehrenamtliche Bürgermeister bringt Kindern in seiner Freizeit das Fußballspielen bei. Johann Wierick spielt auch bei der Sportgemeinschaft Kreba-Neudorf Fußball. „Man kennt sich vom Fußball und auch vom Jugendklub“, sagt der 16-Jährige. Also meldeten sich Johann und Ellen beim Bürgermeister zum Gespräch an, trugen ihm den Wunsch der Bus fahrenden Schüler an.

Ob ihnen dabei klar war, dass sie genau so handeln, wie es sich die Mitarbeiter der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung vorstellen und wünschen? Mit dem Projekt mit dem vielsagenden Titel Jugend bewegt Kommune will die Stiftung erreichen, dass Städte und Gemeinden sich für Kinder und Jugendliche einsetzen, die Bedingungen verbessern, den Ort Kinder- und jugendfreundlicher zu gestalten.

„Kinder- und jugendfreundlich zu sein, heißt für uns, die Bedürfnisse von jungen Menschen zu thematisieren und sie an allen sie betreffenden Entscheidungen in der Kommune zu beteiligen. Jugend bewegt Kommune verstehen wir aber auch als einen Prozess, der das Miteinander der Generationen im Gemeinwesen stärkt“, so das Credo der Regionalstelle Sachsen der deutschen Kinder- und Jugendstiftung in Dresden.

Für solches Miteinander zwischen jungen Leuten und ihrer Kommune wird Fördergeld in Aussicht gestellt. Voraussetzung ist aber, dass die jungen Leute tatsächlich selbst einbezogen werden. In Kreba-Neudorf trafen sich der Bürgermeister, eine Stiftungsmitarbeiterin, neben der Achtklässlerin Ellen Wierick zwei weitere Oberschüler und Johann Wierick. „Im Dezember hat sich der Steuerungskreis getroffen und darüber beraten, welcher Fahrradständer gebaut werden soll“, berichtet Dirk Naumburger. Mit diesem Vorschlag ging der Bürgermeister in den Gemeinderat und noch im Dezember beschäftigten sich Männer und Frauen aus dem Rat mit dem Wunsch der Kinder und Jugendlichen.

Darüber zu entscheiden, fiel ihnen nicht schwer. Denn der Vorschlag wurde für sinnvoll befunden. Der Plan, direkt am Buswartehäuschen einen Fahrradständer mit Platz für etwa zehn Räder aufzustellen, gefiel. Zumal das bestehende Bushäuschen und der neue Unterstand sich optisch gleichen. Ausschlaggebend für die Zustimmung war aber auch, dass für das Projekt 1 400 Euro Fördermittel organisiert wurden. 800 Euro musste die Gemeinde beisteuern. Mittlerweile steht der Fahrradunterstand beim Krebaer Buswartehäuschen.

Doch damit ist das Thema Jugend bewegt Kommune trotzdem noch nicht erledigt. „In diesem Jahr können die Kinder und Jugendlichen noch Projekte im Wert von 2 000 Euro umsetzen“, sagt Bürgermeister Dirk Naumburger. Dem gelungenen Projekt aus dem vergangenen Jahr werden also weitere folgen. Die Hälfte des für dieses Jahr anvisierten Geldes soll dem Jugendklub zugutekommen. Denn der wird aus seinem angestammten Gebäude, dem sogenannten Verreckerkeller, ausziehen. Die neuen Klubräume werden im Anbau der Turnhalle sein. Das Zwei-Millionen-Euro-Projekt hat sich die Gemeinde für dieses Jahr vorgenommen. Turnhalle energetisch sanieren, etwas erweitern und den Jugendklub integrieren, so der Plan.

Dann brauchen die jungen Leute auch neues Mobiliar. „Wir können 1 000 Euro für die Ausstattung bekommen“, sagt Johann Wierick. Der 16-Jährige ist seit Kurzem Vorstandsmitglied beim Jugendklub. Neuer Vorsitzender ist der 18-jährige Max Schönig. Immer mehr junge Leute kommen zum Treffen in den Klub, immer mehr werden auch Mitglied im Verein, sagt Johann Wierick.