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Forellen aus eigener Produktion

Am Tharandter Fischmarkt entsteht ein lange geplanter Teich. Auch eine Gaststätte rückt in greifbare Nähe.

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Von Thomas Morgenroth

Sachsens Innenminister schmeißt mit Dreck. Allerdings nur für den Fotografen: Roland Wöller (CDU) griff am Mittwoch am Tharandter Fischmarkt für einen symbolischen Spatenstich zum handfesten Arbeitsgerät. Mit ihm warfen auch Tharandts Bürgermeister Silvio Ziesemer (parteilos), Ortsvorsteherin Milana Müller (Grün der Zeit) sowie Heike Voss, Inhaberin des Fischmarktes, und ihre Vertreterin Silke Weißbach ein Spatenblatt voll Erde in die Luft. Der Bildreporter war mit dem Ergebnis zufrieden, und die Beteiligten und die Zuschauer hatten ihren Spaß.

Ein fünffacher symbolischer Spatenstich als Startschuss für den Bau eines Fischteiches (v.l.): Tharandts Ortsvorsteherin Milana Müller, Fischmarkt-Chefin Silke Weißbach, Innenminister Roland Wöller, Tharandts Bürgermeister Silvio Ziesemer und Bauherrin He
Ein fünffacher symbolischer Spatenstich als Startschuss für den Bau eines Fischteiches (v.l.): Tharandts Ortsvorsteherin Milana Müller, Fischmarkt-Chefin Silke Weißbach, Innenminister Roland Wöller, Tharandts Bürgermeister Silvio Ziesemer und Bauherrin He

Der Spatenstich ist ja auch eine gute Nachricht: Endlich beginnt der seit fünfzehn Jahren geplante Bau eines ersten Fischteiches zur Aufzucht von Forellen, Saiblingen und Karpfen. Kaum waren die Gäste weg, grub das Rabenauer Unternehmen Gala-Tiefbau Arnold auch schon mit einem geliehenen Bagger der Firma Cramo das erste Loch. Etwa zwölf Meter im Quadrat soll der Teich messen, zwei Meter geht es in die Tiefe. Heike Voss hofft, dass es gelingt, ihn mit Lehm abzudichten. Das sei nicht nur ökologischer als Beton, sondern auch besser im Sinne der Tiere.

Das Wasser dafür soll aus der Wilden Weißeritz über Rohre und offene Gräben kommen. Die Entnahmestelle im Fluss wurde schon 2004 angelegt, die Durchörterung unter der Bahnlinie hindurch ist lange genehmigt. 2020, sagt Heike Voss, sollen die ersten Fische im Teich schwimmen, durch den das Weißeritzwasser in den intakten alten Mühlgraben abfließt. Dieser stammt noch aus der Zeit, als an dieser Stelle die Pastritzmühle stand, die am 9. Mai 1945 von flüchtenden SS-Truppen in Brand gesteckt wurde, um den Rotarmisten die Getreidevorräte zu entziehen.

Fast sechzig Jahre lang lag die Fläche brach und diente als Ablageplatz für Baumaterial. Bis im August 2002 die Fluten der Wilden Weißeritz im Badetal die Teiche und das Geschäft von Heike Voss zerstörten. Auf der Suche nach alternativen Standorten wurde der gelernten Fischwirtin und Kauffrau die ehemalige Pastritzmühle angeboten. Nach einem Interim auf der Roßmäßlerstraße eröffnete Heike Voss schließlich 2007 zwischen Tharandt und Freital in einem neuen Gebäude ihren Fischmarkt wieder, zu dem heute auch ein Cateringservice für bis zu 150 Personen gehört. Sieben Mitarbeiter haben hier gut zu tun, und vielleicht werden es bald noch mehr:

Die ursprünglichen Baupläne sahen nämlich auch eine Gaststätte vor, ein Projekt, das Heike Voss bisher aus finanziellen Gründen aufgeschoben hat, das sie nun aber bis 2025 verwirklichen will. Angesichts des im Sommer offiziell eröffneten Radweges und seiner gelungenen Anbindung an das Grundstück wäre ein solches Angebot eine wunderbare Ergänzung ihres Unternehmens. Vielleicht, überlegt Heike Voss, wird sie der Gaststätte einen historischen Namen geben, und zwar den, der ohnehin oft im Zusammenhang mit ihrem Markt genannt wird: Pastritzmühle.

Zunächst aber steht der Bau des Teiches im Fokus. Der Startschuss am Mittwoch ist nicht weniger als ein Wendepunkt in der weiteren Entwicklung des Standortes, der gefühlt zu Tharandt gehört, tatsächlich aber auf Coßmannsdorfer Flur liegt und so Teil von Freital ist. So richtig dann doch nicht, jedenfalls hatte sich aus der Verwaltung der Großen Kreisstadt trotz Einladung keiner für den symbolischen Spatenstich an die Tharandter Straße bemüht.

Roland Wöller kam übrigens nicht in seiner Eigenschaft als Minister, sondern als Wahlkreisabgeordneter der CDU zu einer Parteifreundin, der Geschäftsfrau Heike Voss. Mit Tharandt freilich ist der Politiker seit Jahren eng verbunden, nicht zuletzt durch seine Veranstaltungen in der Buchhandlung Findus. Wenn es passt, hält er auf der Durchreise gern am Fischmarkt und lässt sich ein Brötchen mit Hering nach Matjesart schmecken. Heringe allerdings kann Heike Voss nicht selber aufziehen – dafür fehlt der Weißeritz das Salz.