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Fotograf Nachtwey erhält Dresden-Friedenspreis

Der Mensch als Bestie: Fotografen in Kriegsgebieten erleben das häufig. Wer dort mit der Kamera unterwegs ist, schafft Bilder zwischen Voyeurismus und dem Anspruch, die Welt damit aufzurütteln und zum Handeln zu bewegen. Nachtwey ist einer von ihnen.

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Dresden. Der New Yorker Fotograf James Nachtwey erhält den mit 25 000 Euro dotierten Dresden-Friedenspreis. Er wird am 11. Februar 2012 bei einem Festakt in der Semperoper verliehen, teilten die Organisation „Friends of Dresden“ und die Oper am Donnerstag mit. Die Auszeichnung wird von der Klaus Tschira Stiftung (Heidelberg) und den „Friends of Dresden“ vergeben. Die Laudatio auf Nachtwey soll Regisseur Wim Wenders halten. Im Anschluss an die Verleihung wird im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden eine Ausstellung mit Arbeiten Nachtweys eröffnet. Der 63-Jährige gilt als einer der bedeutendsten Kriegsfotografen der Welt.

„Bilder vom Krieg sind oft nur andere Waffen in den Händen der Kriegführenden, verharmlosen den Krieg, rechtfertigen den Krieg oder bereiten darauf vor“, sagte Wenders in der Ankündigung zum Termin. Nachtwey ergreife Partei für die machtlosen Opfer und gebe ihnen mit seinen Bildern Waffen in die Hände, mit denen sie sich endlich wehren könnten. „Seine Fotos lassen sich von den Machthabern nicht für ihre Zwecke instrumentalisieren.“

Präventives wirken wird geehrt

Für Nachtwey wurden Anfang der 70er Jahre schockierende Bilder aus dem Vietnam-Krieg zum Anlass, sich der Kriegsfotografie zu widmen. Seither porträtiert er die Kriege und Krisen in aller Welt. Er selbst sieht sich eher als „Antikriegsfotograf“. Nachtweys Credo: „Ich war ein Zeuge, und diese Bilder sind mein Zeugnis. Die Ereignisse, die ich festgehalten habe, dürfen nicht vergessen und nicht wiederholt werden.“ Nachtwey fotografierte unter anderem in Nordirland, im Sudan, in Ruanda, Somalia und Afghanistan.

Der Dresden-Friedenspreis würdigt Leistungen von Menschen, die im Dienste des Friedens vor allem präventiv wirken und Eskalationen verhindern helfen. Die Auszeichnung wird im Umfeld des Jahrestages der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg (13./14. Februar) verliehen und soll auch ein Zeichen gegen die versuchte Vereinnahmung dieses Datums durch Neonazis sein. Bisherige Preisträger sind der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow und der Musiker und Intendant Daniel Barenboim. (dpa)