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Frau Grauers neue bunte Welt

Astrid Grauer hätte hauptberuflich Malerin werden können, arbeitet aber nach wie vor als Lehrerin. Dafür hat sie einen guten Grund.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Neuerdings haben es ihr Puppen angetan. Und das, obwohl Malerin Astrid Grauer als Kind nie mit welchen gespielt hat. Sie zog damals Autos vor. „Ich fand Puppen gruselig. Eigentlich finde ich sie immer noch gruselig.“ Trotzdem hat sie sich nun welche zugelegt, mit über 50 wohlgemerkt. „Ich habe sie in einem Antiquariat entdeckt.“ Alt, wahrscheinlich so alt wie Grauer selbst, sind die Spielzeuge. Macken und Kratzer zeigen deutlich, dass sie von ihren Vorbesitzern beansprucht wurden – geliebt, vielleicht auch gehasst. Am Ende auf jeden Fall verkauft und vergessen. Seitdem sie die Puppen ihr eigen nennt, finden sie sich immer wieder in den Werken von Astrid Grauer wieder. Inzwischen ist sie fasziniert von dem Symbol Puppe. „Sie lassen sich manipulieren – anziehen, ausziehen, in Szene setzen. Wie die Menschen auch“, sagt sie.

Auch in ihren Werken setzt sie die Puppen in Szene. So wie in dem Bild „Adam und Eva auf dem roten Teppich“, das in ihrer aktuellen Ausstellung im Riesaer Stadtmuseum zu sehen ist. Zwei Puppenkinder stehen auf einer Decke, ein Mädchen und ein Junge – Adam und Eva, das Ur-Paar schlechthin. Für Astrid Grauer eine Metapher für das Leben. Die knallrote Farbe des Teppichs sticht sofort ins Auge. Aus der Ferne betrachtet vermittelt das Bild einen kindlich-spielerischen Eindruck. Der kleinteilige Hintergrund, in dem die Farben wie in einem Regenbogen changieren, trägt dazu bei. Bei genauerem Hinsehen aber wird die Bedeutungsschwere deutlich, die dem Betrachter aus nächster Nähe entgegenschlägt: Die angekratzten Puppenkörper stehen für die Beziehung zwischen Mann und Frau. Vor ihren Füßen liegt der zerteilte Apfel, die verbotene Frucht aus dem Paradies. Der Hintergrund wimmelt nur so von Symbolen: beobachtenden Augen, Herzen, Fische, die für Astrid Grauer für den Penis stehen.

Das Thema – Mann und Frau – beschäftigt sie schon seit Jahren. Doch ihre Bilder sind zuletzt immer farbenfroher geworden. Noch vor einer Dekade dominierten Grautöne den Hautton der Personen in ihren Werken. „Ich muss nicht mehr düster malen, um mich ernsten Themen anzunehmen“, erklärt sie.

Die Strehlaerin arbeitet nach wie vor als Kunstlehrerin – einst am Ardenne-Gymnasium in Riesa, seit der Schließung der Schule in Großenhain. Bereut hat sie ihren Beruf nie – dabei habe sie zu Studienzeiten auch zu den „Berufskünstlern“ wechseln können. Doch heute ist sie froh, dies nicht getan zu haben. „Wenn ich von meiner Kunst leben müsste, könnte ich nicht so unbeschwert malen.“

Die Ausstellung mit den Bildern von Astrid Grauer ist noch bis zum 18. September im Stadtmuseum (Haus am Poppitzer Platz) zu sehen.