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Schüler, Eltern, Lehrer in Freital kritisieren: Sportplatz nur noch ein Acker

Die Sportanlage in Stadtteil Birkigt ist völlig aus der Zeit gefallen - ohne Umkleiden und ohne Sanitäranlagen. Das soll sich ändern, jedoch nicht sofort.

Von Annett Heyse
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Schulleiterin Silke Nitschel und Elternsprecher Heiko Lehmann wünschen sich einen modernen Sportplatz für die Birkigter Grundschule.
Schulleiterin Silke Nitschel und Elternsprecher Heiko Lehmann wünschen sich einen modernen Sportplatz für die Birkigter Grundschule. © Karl-Ludwig Oberthür

Es ist ein Vormittag in der Woche, 25 Meter vor der Sprunggrube ist eine Grundschulklasse aus Birkigt angetreten. Weitsprung steht auf dem Lehrplan. Zuvor hat die Sportlehrerin noch einmal alles kontrolliert: keine Löcher auf der Anlaufbahn, keine Scherben oder Katzenhaufen im Sand. Der erste Schüler kann starten.

"So ist das immer: Wir haben auf dem Sportplatz mit Vandalismus und Verunreinigungen zu kämpfen", berichtet Schulleiterin Silke Nitschel. Und wenn es nur das wäre. Die Anlage am Zschiedger Weg, gelegen zwischen Gärten und Siedlungshäuschen, ist ein Acker. Löcher zieren Rasen und Laufbahn. Zudem gibt es hier nicht einmal Umkleiden oder Sanitäranlagen.

"Wenn ein Kind mal muss, schicken wir es in die Büsche. Manche wollen das nicht und pullern sich dann ein. Das ist kein Zustand", sagt Nitschel, die mit ihren Kollegen an der Grundschule Birkigt 220 Kinder unterrichtet. Und sie ist mit ihrer Kritik nicht alleine. "Wir wollen, dass dieser Platz modernisiert wird. Der jetzige Zustand entspricht überhaupt nicht mehr den Anforderungen an den Sportunterricht", sagt Heiko Lehmann, Vorsitzender des Elternrats.

Der schlechteste Sportplatz von Freital

Der Elternrat der Birkigter Grundschule Ludwig-Richter hatte sich kürzlich an die Stadtratsfraktion der "Bürger für Freital" gewandt, die einen entsprechenden Antrag in der Stadtratssitzung am 7. September einbrachten. Im Freitaler Rathaus weiß man um das Problem. "Wir beschäftigen uns mit dem Thema", sagt der Erste Bürgermeister Peter Pfitzenreiter (Konservative Mitte).

Wie sehr man sich seitens der Verwaltung damit beschäftigt, weiß niemand besser als Jörg Schneider. Er ist der Geschäftsführer der Technischen Werke Freital (TWF). Die stadteigene Gesellschaft verwaltet die kommunalen Sportanlagen. "Unsere Leute pflegen den Sportplatz in Birkigt regelmäßig. Aber zugegeben: Der Platz ist nur eine Wiese mit schlechter Laufbahn. Es ist, das muss man klar sagen, die schlechteste Sportanlage der Stadt", gibt Schneider unumwunden zu.

Die Grundschule Birkigt hofft auf einen neuen Sportplatz. Die Anlage ist ohne Sanitäreinrichtungen und intakte Laufbahnen oder Sprunganlage kaum tragbar.
Die Grundschule Birkigt hofft auf einen neuen Sportplatz. Die Anlage ist ohne Sanitäreinrichtungen und intakte Laufbahnen oder Sprunganlage kaum tragbar. © Karl-Ludwig Oberthür

Das Problem beginnt bereits am Rande. Der Sportplatz hat keine Einzäunung und kein Tor. Das wird genutzt - und ausgenutzt. "Wir erleben es immer wieder, dass Menschen hier ihre Hunde ausführen. Teils ohne Leine und sogar, während die Kinder Sport treiben. Und wenn man etwas sagt, bekommt man noch dumme Bemerkungen an den Kopf geworfen", erzählt eine Sportlehrerin empört.

Auch müssen sie und ihre Kollegen öfters Müll, weggeworfene Getränkeverpackungen und sogar Glasscherben aufsammeln.

Das einzige Gebäude auf dem Sportplatz, ein Container für die Geräte, ist beschmiert. Sogar Hundekot wurde dort schon verschmiert.
Das einzige Gebäude auf dem Sportplatz, ein Container für die Geräte, ist beschmiert. Sogar Hundekot wurde dort schon verschmiert. © Karl-Ludwig Oberthür

Das einzige Gebäude auf dem Platz, ein Container für Sportgeräte und Material, ist mit Graffiti beschmiert. "Sogar Hundescheiße klebte da schon dran", sagt die Sportlehrerin.

Der Zustand von Aschenbahn und Rasenplatz ist zudem so schlecht, das beides gerade so für Übungszwecke taugt. "Leistungskontrollen machen wir hier nicht, um zu vermeiden, dass sich Kinder verletzten. Die Noten vergeben wir im Rahmen des Sportfestes, dass im Stadion des Friedens stattfindet", erläutert Schulleiterin Nitschel.

Stadt rechnet mit Baukosten in Millionenhöhe

Doch abgeschrieben hat die Stadt den Birkigter Platz längst nicht. "Das ist das einzige Rasen-Großfeld, welches wir in Freital als Ausweichplatz haben, wenn andere Anlagen zum Beispiel wegen Bauarbeiten gesperrt werden müssen", sagt Jörg Schneider. Deshalb soll der Sportplatz erhalten bleiben und perspektivisch modernisiert werden.

Allerdings wird das ein Kraftakt. Der Platz hat keine vernünftige Drainage, keine Entwässerung, keinen Stromanschluss. Es liegt keine Abwasserleitung an, ein provisorischer Wasseranschluss wurde vor Jahren schon gekappt. "Hier alles auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen und auch Umkleiden und Sanitäranlagen zu bauen, wird einen Millionenbetrag kosten", sagt Schneider. Keinen Sinn sieht er deshalb in einzelnen Reparaturmaßnahmen. Das wäre nur Flickwerk und letztendlich Geldverschwendung.

Um zumindest die Bedingungen für die Schüler etwas zu verbessern, sollen jedoch Anlaufbahn und Sprunggrube auf Vordermann gebracht werden. Die Stadt möchte dafür noch in diesem Jahr Fördermittel beantragen. Wird die Unterstützung bewilligt, können die Arbeiten im zeitigen Frühjahr und damit vor dem Start der Schulsport-Freiluftsaison stattfinden.

Im nächsten Schritt soll eine Planung für Ausbau und Sanierung des Platzes beauftragt werden. "Damit hätten wir auch eine Kostenschätzung, anhand derer klar ist, über welche Summe wir hier eigentlich reden", sagt der TWF-Chef. Dann liegt der Ball sozusagen beim Stadtrat: Dessen Mitglieder müssen sich verständigen, ob und für wann die Sportplatzsanierung im Haushaltsplan eingestellt wird.

Zumindest ein Rat hat sich fest vorgenommen, das Vorhaben zu unterstützen. "Die Schule ist top-saniert. Da gehört eine Sportstätte, die den heutigen Anforderungen entspricht, einfach dazu", Lars Tschirner von den Bürgern für Freital.